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Verantwortung

Mitarbeitersorgen sind Chefsache

Ein Mitarbeiter wirkt bedrückt und bringt schlechtere Leistungen? Zeit für ein Gespräch unter vier Augen. So kommen Sie zu einem guten Ergebnis - für beide Seiten.

von Birgit Wessel

Liebeskummer, Alkoholsucht und Schulden: Mehrmals hat Karl-Heinz Löhr erlebt, dass persönliche Probleme Mitarbeiter bedrückten. Es war ihr verändertes Verhalten, das den Unternehmer darauf brachte. "Die Angestellten mit Sorgen wirkten unkonzentriert, verließen unerlaubt den Arbeitsplatz und brachten nicht mehr die gewohnte Leistung", erzählt Löhr. Nie ist ein Betroffener von sich aus auf den Metallbauermeister aus Wenden zugekommen. Doch der wollte wissen, was dahintersteckt, und hat den jeweiligen Mitarbeiter angesprochen.

Unter Sorgen leidet die Produktivität
Genau richtig, meint Thordis Bethlehem. "Chefs sollten auf jeden Fall ein klärendes Gespräch führen", sagt die Wirtschaftspsychologin aus Stuttgart. Denn persönliche Probleme eines Mitarbeiters können sich nicht nur auf dessen Leistungsfähigkeit auswirken. Unweigerlich würden sein Verhalten und seine schlechtere Leistung zum Gesprächsthema in der Kaffeepause. "Das zieht Energie vom Umfeld ab", betont Bethlehem. Aufgabe des Chefs sei es, die Arbeitsabläufe wieder in gewohnte Bahnen zu lenken.

Konkrete Hilfe anbieten
Ganz wichtig ist der Expertin: "Der Unternehmer kann das Problem nicht für den Betroffenen lösen." Er könne ihm aber ein Hilfeangebot machen, das ihm seine Situation erleichtert. "Manchmal reicht es schon, zuzuhören und Verständnis zu signalisieren."Je nach Problem könnten mögliche Vereinbarungen außerdem flexiblere Arbeitszeiten, Urlaubstage oder ein finanzielles Darlehen sein. Möglicherweise kann der Chef dem Mitarbeiter auch Kontakte vermitteln, die weiterhelfen.

Unternehmer Löhr hat seinen Mitarbeitern schon verschiedene Angebote gemacht: Bei Auszubildenden mit Liebeskummer habe meist das Gespräch selbst schon viel gebracht, ein Mitarbeiter mit Alkoholproblemen habe in eine Entziehungskur eingewilligt: "Jetzt ist er wieder voll bei der Sache."

Gespräch gut vorbereiten - eine Abfuhr vermeiden
Nicht ganz einfach ist meistens der erste Schritt: "Der kann Überwindung kosten", weiß Bethlehem. Die Hemmung sei durchaus berechtigt: Denn unter Umständen empfinde der Mitarbeiter das Interesse des Chefs als Übergriff auf sein Privatleben. Dann könne sich der Unternehmer eine schroffe Abfuhr holen, und die Situation verkompliziere sich. "Eine einfühlsame Ader des Chefs erleichtert die Sache", sagt Bethlehem, die auch Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Deutschen Psychologinnen und Psychologen ist.

So gehen Sie nach Thordis Bethlehem erfolgreich in ein Mitarbeitergespräch:

  • Beobachten Sie das Verhalten des Angestellten zunächst einige Tage bis Wochen.
  • Fragen Sie sich: Was ist das für ein Mitarbeiter? Welche Form des Hilfeangebotes eignet sich?
  • Beschreiben Sie im Gespräch zunächst anhand von Beispielen, wie Sie Ihren Mitarbeiter eigentlich schätzen. Zeigen Sie die Veränderungen auf.
  • Formulieren Sie Ihre Vermutung in Form einer Frage wie: "Könnte es sein, dass Sie private Probleme haben?" Auch Ihr Angebot können Sie in eine Frage kleiden: "Wie könnte ich eine Hilfe sein?"
  • Falls der Mitarbeiter das Gesprächsangebot ablehnt: Stellen Sie klar, dass Sie sich nicht mehr wie gewohnt auf ihn verlassen können und Besserung erwarten.

Wer sich unvorbereitet fühlt, könne Schulungen für Führungskräfte bei verschiedenen Organisationen wahrnehmen oder von den Erfahrungen von Bekannten profitieren, sagt Bethlehem.

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