- Insektenhotels vom Tischler: Für ein Insektenschutzprojekt in Dortmund hat die Tischlerei Jäger bienenfreundliche Nisthilfen gebaut.
- Altholz als Material der Wahl: Für die Hotels haben die Tischler alte Gerüstbohlen gewählt. Die sind dick und witterungsbeständig, allerdings auch aufwändiger in der Verarbeitung als Frischholz.
- Neben den Insektenhotels fertigt die Tischlerei auch Möbelstücke aus den alten Bohlen. Und als Service für eine nachhaltig lange Nutzung ihrer Produkte bietet sie auch Änderungs- und Reparaturdienste für ihre Möbel an.
Eine gute Idee, eine engagierte Nachbarschaft und tatkräftige Handwerker – manchmal braucht es gar nicht mehr, um eine positive Entwicklung in Gang zu bringen. Wie das Ergebnis solchen Engagements aussehen kann, sieht man zum Beispiel im Dortmunder Bezirk Brackel, wo in kurzer Zeit rund 25.000 Quadratmeter blühende Insektenweiden und ein paar Dutzend Insektenhotels entstanden. Name des Projekts: Brackel brummt.
Seit diesem Projekt weiß Tischlermeister Joachim Jäger ganz genau, wie man ein gutes Insektenhotel baut. Seine drei Mitarbeiter starke Tischlerei Jäger hat die Nisthilfen für Brackel Brummt entworfen und gebaut. Etwa 50 von ihnen lassen es heute vor Schulen und in Gärten summen.
Aus Gerüstbohlen werden Insektenhotels
„In den Insektenhotels steckt eine ganze Menge Arbeit“, sagt Jäger. Als Grundlage der Hotels wählte die Tischlerei ihre dekorativen Einhäuser, die sie seit einiger Zeit als individuelle Geschenkidee für Kunden im Programm hat. Diese Häuschen werden mal mit Windlichtern ausgestattet, mal mit einem Meisenknödel kombiniert und eignen sich laut dem Tischlermeister gut für den Außeneinsatz. Um daraus Insektenhotels zu machen, hat Joachim Jäger sie mit einer Rückwand versehen und den Innenraum mit weiteren Ebenen unterteilt.
Werkstoff der Wahl für die Nisthilfen sind Gerüstbohlen und Bordbretter, die die Tischler von einem benachbarten Gerüstbauer beziehen. So werde das Altholz nachhaltig genutzt und verleihe den Hotels einen gewissen Charme. Vom Wetter gezeichnet und im Baustelleneinsatz gealtert haben die Bretter ihren ganz eigenen Charakter bekommen. „Ihre Bearbeitung allerdings ist eine Herausforderung“, sagt Jäger. Sie seien verzogen, verbogen, mit Putz und anderem Material befleckt und mit Nägel traktiert worden. Aus den groben Bohlen insektenhaustaugliche Elemente zu gewinnen, dauert also seine Zeit.
Langlebiges Insektenhotel in Tischlerqualität
Für das Insektenschutzprojekt hat der Unternehmer bei der Kalkulation zwei Augen zugedrückt. Um sie auf einem Aktionstag 2020 vergünstigt anbieten zu können, seien sie für weniger als den Helferstundensatz und ohne Materialaufschlag gebaut worden. Aktuell beginne der Normalpreis der kleinsten Exemplare bei etwa 100 Euro. Dafür erhalte der Kunde ein stabiles Insektenhotel in Tischlerqualität, das an einem guten Standort mit viel Sonne und geschützt vor Regen Jahrzehnte überdauern könne.
Auf neue Anfragen von Kunden ist das Team der Innungstischlerei vorbereitet. „Das Material liegt bereit, wir können jederzeit neue Insektenhotels fertigen und verkaufen“, sagt Joachim Jäger. Verkauft werden sie leer – den Spaß des Befüllens habe jeder Kunde selbst. Eine passende Anleitung zum insektengerechten Befüllen hat der ehemalige Bezirksbürgermeister und Projektinitiator Karl-Heinz Czierpka auf seiner Website hier veröffentlicht.
Nachhaltige Leistungen: Gerüstbohlenmöbel und Reparaturen
Eines seiner Hotels hat das Team der Tischlerei Jäger selbst befüllt und auf dem Grundstück der Tischlerei aufgestellt. „Vom Fenster aus kann ich sehen, wie es angeflogen wird. Es ist einfach schön zu sehen, wie gut die Tiere das annehmen“, sagt der Unternehmer.
Auch abseits der Insektenhotels legt der Betrieb Wert auf Nachhaltigkeit. „Wir bauen viele andere Sachen aus Gerüstbohlen: Regale und Tische für den Innen- und Außenbereich zum Beispiel“, sagt Jäger. Und ihm ist wichtig, dass einmal gebaute Tischlerprodukte ein möglichst langes Leben beim Kunden haben. Deswegen bietet die Tischlerei auf ihrer Website explizit Reparaturdienste und Änderungen an. „Nur weil der neue Großbildfernseher nicht mehr in die Schrankwand passt, ist das kein Grund sie zu entsorgen“, sagt Jäger. Denn mit dem passenden Upgrade werde auch ein altes Schmuckstück modernen Ansprüchen wieder gerecht.
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