Bei der Erfindung des Automobils hatten sie die Nase vorn, die Entdeckung des Kompaktvans rund 100 Jahre später überließ Mercedes-Benz jedoch generös anderen Marken. Das soll sich ändern. Ab Herbst 2001 wandelt ein Vaneo in den Fußstapfen, die der Renault Scenic, der Opel Zafira oder der Nissan Almera Tino schon getreten haben. Der Preis soll etwa 39.000 DM betragen. Der Anspruch: Kompakter zu sein als jeder Mini-Van und mehr Platz zu bieten als jeder Kompaktvan.
Als Basis für den Vaneo wurde die Mercedes A-Klasse genommen. Warum auch nicht, gehört doch sowohl das Fahrwerk als auch die bei der Einführung revolutionäre Sandwich-Technologie immer noch zu den im Wettbewerbsvergleich besseren Lösungen. Bei der äußeren Optik gibt es dagegen bis auf die Frontpartie wenig Gemeinsamkeiten. Der von den Nutzfahrzeug-Ingenieuren erdachte Vaneo verfügt über großzügige Fensterflächen und schmale, hochgesetzte Rückleuten. Gerade ab der B-Säule könnte dieser Mercedes auch ein Japaner sein - was ja nicht unbedingt als Kritik ausgelegt werden muss.
Innen herrscht gediegene Mercedes-Qualität. Die Ausstattung lässt natürlich noch viel Raum für Verfeinerungen. Wirklich bequem ist der Zustieg nach hinten durch zwei Schiebetüren. Gegen Aufpreis kann der serienmäßige Fünfsitzer zu einem Siebensitzer erweitert werden. Bis zu 3000 Liter fasst dieser Kompaktvan, wenn bis auf den Fahrersitz alles Gestühl ausgebaut worden ist.
Mercedes wird für den Vaneo einige sinnvolle Ausstattungspakete anbieten - natürlich gegen einen nicht geringen Aufpreis. Diese Pakete kombinieren verschiedene Zusatzausstattungen wie Dachträger, Innenträger für Fahrräder, Hundeschutzgitter, eine genau in die vorderen Seitentüren passende Thermoskanne oder eine Kühlbox.
Überhaupt ist festzustellen, dass Mercedes aus der Not eines späten Markteintritts in dieses Segment immerhin versucht, eine Tugend zu machen. Im Klartext heißt dies, dass man die guten Ideen der Konkurrenz gerne übernommen hat. Zum Beispiel bis zu sieben Sitze, ein ausziehbarer Laderaumboden, Ablagen im Fußboden oder gleich zwei Schiebetüren.
Für die normale Familie dürfte ein Vaneo zu teuer werden, denn selbst das Basismodell kommt mit einigen sinnvollen Extras wie Klimaanlage, Lenkradhöhenverstellung oder zusätzlichen Sitzen schnell auf 45.000 DM.
Ein Wort zu den Motoren: Alles A-Klasse. Von Beginn an gibt es drei Benzin- und zwei Common Rail-Diesel-Motoren mit Leistungen von 60 kW/82 PS bis 92 kW/125 PS. Für alle Modelle ist ein automatisches Kupplungssystem erhältlich, dass den Fahrer zwar mit der Hand schalten lässt, aber auf das Treten der Kupplung verzichtet. Bei der Sicherheit geht Mercedes keine Kompromisse ein. Vier Airbags, ESP, ABS, Bremsassistent sowie Kopfstützen und Dreipunktgurte auf allen Plätzen sind Serie.
Der Eintritt von Mercedes ins Segment der Kompaktvans birgt also letztlich keine Überraschungen. Der Vaneo stellt so etwas wie die Summe der Erfahrungen des Wettbewerbs aus den vergangenen vier Jahren dar. Die Kombination dieser Erfahrungen gepaart mit einer hervorragenden Raumausnutzung wird allerdings preislich eine neue Dimension eröffnen. Nichts weniger hatten wir von den Erfindern des Automobils erwartet.