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Foto: handwerk.com

Auftragsvermittler

Nur ein teures Nichts?

Neuer Stern am Auftragsvermittler-Himmel: OR International S.A. soll nach genau dem Schema vorgehen, über das Handwerksmeister seit Jahren berichten und sich seit Jahren beschweren.

Dass Namen nur Schall und Rauch sind - Deutschlands Auftragsvermittler beweisen es. Die "Locat Projektsteuerung" firmierte in Hannover plötzlich als "Zweig Planungsbüro". Und "A.N.D. Consulting" hat die schicken Geschäftsrräume von "Stern Engineering" in Offenbach übernommen (wir berichteten). Zwei Dinge hatten diese Unternehmen gemeinsam. Erstens: Zahlreiche Handwerksmeister fühlten sich von ihnen hinters Licht geführt. Und zweitens: Sie verschwanden von einem Tag auf den nächsten aus ihren Büros und vom deutschen Markt. Doch die Lücke, die sie hinterlassen haben, ist offenbar schnell gefüllt worden.

Betriebsinhaber sprechen nach wie vor von "Abzocke". Und berichten über den immer gleichen Ablauf: Telefon-Akquisiteure locken mit Bauprojekten im näheren Umkreis der Betriebe. Beim Gesprächstermin in den Räumlichkeiten der Auftragsvermittler wird massiv Druck auf die künftigen Vertragspartner ausgeübt. Und wenn die schließlich ihren Namen in aller Blauäugigkeit unter die Verträge gesetzt haben, stellen sie fest, dass schriftlich keine konkreten Projekte benannt werden.

Seit dem vergangenen Jahr werden Deutschlands Handwerksmeister von einem neuen Planungsbüro angerufen: dem Unternehmen "OR International S.A." in Frankfurt am Main. Während Stern und A.N.D. unter der US-amerikanischen Rechtsform INC. firmierten, steht S.A. für Sociedad Anónima. Der Hauptsitz der "Deutschland Repräsentanz" ist laut OR-Briefkopf die Hauptstadt von Uruguay, das ferne Montevideo.

Und wieder gibt es Ärger. Der Malermeister Torsten Dörrhöfer (Name von der Redaktion geändert) hat den OR-Vertrag bereits nach einem kurzen Gespräch unterzeichnet. Warum? "Ich sollte eine Unternehmernummer erhalten, von einer Gebühr war keine Rede." Erst als er die Kopie des Vertrages in Händen hielt, wurde Dörrhöfer klar, dass er den Auftragsvermittlern 3200 Euro bezahlen sollte. Der Redaktion liegen weitere OR-Verträge vor, in einem ist für die "zweijährige Zusammenarbeit" eine feste Vergütung von 4200 Euro festgelegt.

Zu einer Presseanfrage haben die Verantwortlichen von OR International S.A. keine Stellung bezogen. Leider. Doch vielleicht ist keine Antwort auch eine Antwort. Deshalb hier ein Auszug aus unserem Fragenkatalog:

- Ist OR International S.A. das Nachfolge-Unternehmen von Stern Engineering INC. und A.N.D. Consulting INC.?

- Welche Art von Aufträgen bieten Sie Handwerksbetrieben an? Woher beziehen Sie diese Aufträge?

- Wie viele Referenzbetriebe können Sie uns nennen, die durch die Vermittlung Ihres Planungsbüros konkrete Bauvorhaben abwickeln konnten?

Nach Aussage eines ehemaligen OR-Akquisiteurs, der seit dem Sommer vergangenen Jahres mehrere Monate für die Frankfurter Auftragsvermittler gearbeitet hat, ist das Unternehmen recht erfolgreich - wenn es um Vertragsabschlüsse mit Handwerkern geht. Ansonsten habe er nicht registriert, dass in seiner Zeit "auch nur ein einziger Auftrag" vermittelt wurde.

Dörrhöfer hat den OR-Vertrag mittlerweile wegen "arglistiger Täuschung" angefochten. Daraufhin hat OR ein Gegenangebot vorgelegt, unter anderem könne der Malermeister 2500 Euro zahlen als "Schadenersatz für die Suche nach einem alternativen Handelsherren". Doch "darüber wird nicht diskutiert, mein Mandant wird nicht zahlen", sagt Dörrhöfers Anwalt.

(sfk)

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