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Energieberatung

Passgenaue Energieberatung

Neue Gesetze sollen die Energieverschwendung in Gebäuden eindämmen. In der Ausführung spielt das Handwerk eine zentrale Rolle.

Energieberatung rund ums Gebäude? Gar keine Frage in diesem Geschäftsfeld spielt die Zukunftsmusik des Handwerks. Hans Regener muss es wissen. Er ist stellvertretender Vorsitzender des niedersächsischen Verbands der Gebäudeenergieberater im Handwerk (GiH) und hat seinen Markt genau im Blick. Neue Regelungen und Gesetze wie etwa die EU-Richtlinie zur verbesserten Gebäudeenergieeffizienz erzeugen einen immensen Beratungsbedarf. Es geht um Millionen von Häusern, die in den nächsten Jahren energetisch überprüft und modernisiert werden müssen, freut sich Regener.

Energieberater informieren Kunden

Schon heute ist die Anfertigung so genannter Energiepässe in vielen Regionen ein begehrtes Arbeitsfeld für Gebäudeenergieberater. Mit den neuen Instrumenten lassen sich einerseits Energiebedarfe eines Gebäudes abbilden, andererseits aber auch entsprechende Wege ermitteln, Energieschlupflöcher zu schließen.Der Ablauf ist denkbar einfach: Der Kunde nimmt über einen Energiepassanbieter zunächst Kontakt zu einem Gebäudeenergieberater auf und füllt einen Fragebogen aus. Anhand der Angaben, die von der Wohnfläche bis zu Fenstergrößen reichen, ermittelt der Berater nun per Computerprogramm den aktuellen Energiebedarf. Die Auswertung der Daten zeigt, wie und wo sich Energie einsparen lässt. In einem abschließenden Gespräch werden Fragen zu Modernisierungsoptionen, den entstehenden Kosten sowie Förderprogrammen geklärt.

Von den Kunden wird die Dienstleistung dankbar aufgenommen. Alleine im Jahr 2002 konnten wir mit 1353 ausgegebenen Pässen einen Anstieg von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. In diesem Jahr setzt sich der positive Trend fort, resümiert Anke Unverzagt von der proKlima GbR, welche in der Region Hannover Anlaufstelle für Energiepässe ist. Für jeden Pass erhalten die Berater bei Häusern mit drei und mehr Wohnungen insgesamt 230 Euro Honorar. Davon stammen 80 Euro vom Hausbesitzer, den Rest der Summe trägt proKlima. Die Kosten des dazu notwendigen Computerprogramms in Höhe von 600 Euro muss der Berater selbst aufbringen.

Kammern bieten Lehrgänge an

Die Handwerkskammern in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben sich längst auf die neuen Märkte und Dienstleistungsfelder im Energiebereich eingestellt. Nahezu flächendeckend wird der 200 Unterrichtsstunden umfassende Lehrgang zum Gebäudeenergieberater im Handwerk angeboten. Auf dem Lehrplan stehen Fächer wie Bauphysik, Energie- und Umwelttechnik oder Modernisierungsplanung. Die Lehrgangskosten liegen inklusive Prüfungsgebühren zwischen 1000 und 1600 Euro. Zielgruppe sind Meister aus Handwerksberufen wie Installateur und Heizungsbauer, Elektrotechniker, Stukkateure oder Schornsteinfeger. Letztere sind in der Energieberatung bereits sehr etabliert. Bezirksschornsteinfegermeister kennen sich nicht nur mit der Heizungsanlage des Kunden aus, sie können eine Energieberatung auch bequem im Rahmen der jährlich vorgeschriebenen Emissionsschutzmessung durchführen, lautet die Erfahrung vieler Handwerksmeister anderer Gewerke, die ihrerseits zunächst durch intensive Werbung auf eigene Beraterqualitäten aufmerksam machen müssen. (pf)

Wird die A-Klasse zum Gütekriterium für Immobilien?

Im deutschlandweiten Feldversuch wird ein neuer Gebäudeenergiepass zur Marktreife geführt. Anbieter hoffen auf Transparenz und steigende Nachfrage.

Haus zu verkaufen: Ruhige Lage, gute Verkehrsanbindung, Energieeffizienzklasse A. Was bei Kühlschränken und Waschmaschinen längst funktioniert, soll nach dem Willen der Deutschen Energie Agentur (DENA) ab 2006 auch bei Immobilien Wirklichkeit werden. Zu diesem Zweck hat die Organisation in Zusammenarbeit mit dem Wirtschafts- und Bauministerium in diesen Tagen einen deutschlandweiten Feldversuch gestartet.

Das Ziel: ein einheitlicher Energiepass

Unser Ziel ist es, das kaum überschaubare Wirrwarr aus 30 kommunalen und regionalen Energie- und -gebäudepässen in Deutschland zu lichten und einheitlichen Instrumenten den Weg zu bahnen, erläutert DENA-Projektmitarbeiterin Sabine Schlösser. Hierfür haben wir in Abstimmung mit Kammern und Verbänden der Bau- und Wohnungswirtschaft einen Energiepass entwickelt, der jetzt auf Herz und Nieren getestet werden soll.

Als Arbeitsgrundlage und Beurteilungskriterium hat die Wissenschaftlerin dabei neben der Energieeinsparverordnung 2002 (EnEV) auch die Soll-Vorgaben der Europäischen Union im Blick. So muss bis 2006 eine EU-Richtlinie zur verbesserten Gebäudeenergieffizienz in deutsches Recht umgesetzt sein. In der Richtlinie wird unter anderem ein Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden festgeschrieben. Dieser soll bei jedem Nutzerwechsel ausgestellt werden und eine Gültigkeit von maximal zehn Jahren besitzen. Doch welche Fachleute den Energiepass anfertigen dürfen oder welche Berechnungsmethoden anzuwenden sind, ist auf deutscher Seite noch zu klären.

Genau hier setzt der DENA-Feldversuch an: Knapp dreißig Wohnungsbaugesellschaften und Kommunen aus ganz Deutschland werden ab Mitte November für ein Jahr die Ausstellung von jeweils 100 Energiepässen vornehmen und ihre Praxiserfahrungen dokumentieren. Dass mit der Transparenz eines vereinheitlichten Energiepasses samt Effizienzklassen auch der Nutzwert für den Kunden steigt, ist die Hoffnung vieler Energiepassanbieter.

Ohne Handwerker läuft nichts

Unbehagen findet sich indes auf Seiten der frisch ausgebildeten Gebäudeenergieberater. So lässt die EU-Richtlinie offen, welche Qualifikationen für das Anfertigen eines standardisierten Gebäudeenergiepasses letztlich erwartet werden. Könnten Ingenieure und Architekten den Energieexperten des Handwerkes bald ein gerade erst erschlossenes Geschäftsfeld streitig machen? Sabine Schlösser gibt Entwarnung: Bei 2,2 Millionen Nutzerwechseln im Jahr kann auf die Arbeit der gewerkeübergreifenden Gebäudeenergieberater nicht verzichtet werden. Einziges Manko: Im Feldversuch sind die Beratungsleistungen des Handwerks nur für das Kurzverfahren bei Bestandsbauten vorgesehen.

Betrieb mit ganzheitlichem Blick

Resignation in wirtschaftlich schwierigen Zeiten? Nicht mit Bernhard Schönhöft. Man muss am Ball bleiben, lautet die Devise des umtriebigen Zimmerers, Beton- und Stahlbaumeisters sowie Baubiologen, der vor drei Jahren die Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater des Handwerks absolvierte. Als der Vollblut-Handwerker 1995 im niedersächsischen Ramsloh die Firma Schönhöft Bau GmbH gründete, standen noch Zimmereiarbeiten im Vordergrund. Heute bietet der Handwerksmeister bei Hausumbauten und Renovierungen ein wahres Rundum-Sorglos-Paket: Von Beton-, Dachdecker- und Maurerarbeiten bis hin zu Bauanträgen, Wärmebedarfsberechnungen und baubiologischer Modernisierungsplanung reicht das Spektrum des 15-köpfigen Betriebes. Ich betrachte ein Haus aus unterschiedlichen Perspektiven. Wichtig ist, dass sich alle Ebenen stimmig zusammenfügen, erklärt Schönhöft.

Den Ausschlag für die Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater des Handwerks haben bei Schönhöft die Kunden gegeben. Immer häufiger wurde ich gefragt, ob denn die Anforderungen der damaligen Wärmeschutzverordnung erfüllt seien. Daraufhin habe ich mich für den neunmonatigen Lehrgang bei der Handwerkskammer Hannover entschieden.

Jeweils freitags und samstags drückte Schönhöft die Schulbank und büffelte Formeln für den Lüftungswärmestrom oder die Wärmeleitfähigkeit von Bauteilen. Mit diesem Wissen kann er nun Bauherren bei Dämmungen des Daches ebenso gut beraten wie bei der Verwendung geeigneter Isolierverglasungen.

Doch bei aller Zufriedenheit über die Inhalte der Weiterbildung: Wirklich rechnen tut sich das noch nicht. Aber er geht fest von steigender Nachfrage nach Energieberatungen aus und kann sich sogar vorstellen, in diesem Bereich einen Schwerpunkt zu setzen. Als neutraler Gebäudeenergieberater bringt er die Angebotspalette seiner Firma dabei nur ins Spiel, wenn dies ausdrücklich gewünscht wird. Beide Bereiche muss man unbedingt auseinander halten. Andernfalls macht man sich schnell unglaubwürdig, ist Schönhöft um den Ruf der jungen Branche bemüht.

Expertentipp

"Gutachterliche Tätigkeit braucht Vertrauen

Dr. Frank-Peter Ahlers von der Handwerkskammer Hannover betreut seit 1997 Lehrgänge zum Gebäudeenergieberater

Dr. Frank-Peter Ahlers

"Das umfassende Know-how über Energieberatung kann dazu dienen, sich als kompetenter Betrieb zu profilieren. Die Gebäudeenergieberatung kann aber auch offensiv als Marketinginstrument zum Beispiel für Handwerkerkooperationen eingesetzt oder sogar als eigenständige gutachterliche Dienstleistung aufgebaut werden. Im letzteren Fall sollte allerdings dem Kunden gegenüber sehr deutlich gemacht werden, dass das Gutachten keine einseitige, produkt- oder gewerkespezifische Empfehlung, sondern eine objektive Bewertung darstellt.

Arbeiten im Gebäudebestand werden meist direkt zwischen Handwerker und Kunden vereinbart, ohne dass eine dritte Partei wie zum Beispiel ein Architekt eingebunden wird. Dementsprechend werden gerade diese Arbeiten sehr stark vom Vertrauensverhältnis zwischen Handwerker und Kunden bestimmt. Dabei gehen die Fachkompetenz des Handwerkers

und Vertrauensbildung Hand in Hand. Ein Handwerker, der ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen kann, hat auch gute Chancen, das Auftragsvolumen auszuweiten eventuell auch über sein eigenes Gewerk hinaus. Voraussetzung dafür ist aber, dass seine Fachkompetenz ausreicht, dem Kunden den Vorteil einer umfassenden, auf das betreffende Gebäude aber individuell abgestimmten Modernisierung zu vermitteln."

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Eine fehlerhafte Beratung kann teuer werden, wenn dem Kunden deswegen Fördergelder entgehen.

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