Sicherheit physisch und per App
Jürgen Scharnbacher
In roten Kisten stapeln sich die winzigen Kappen und Stifte zu Tausenden auf dem Boden. Reihen von Metallständern tragen hunderte glänzender Bauteile an ihren Haken als wären es Vorhänge aus Kupfer, Silber und Gold. Die Bauteile kommen frisch aus den Tauchbädern von Galvanik Horstmann. Das Unternehmen beschichtet und veredelt Metalloberflächen – dafür braucht es tonnenweise teures Metall.
Nach drei Einbrüchen: Hilfe vom Profi
Das lockt Kriminelle an. Dreimal haben sie den Galvanik-Betrieb bereits heimgesucht. „Diese Leute wissen, wo es was zu holen gibt“, sagt Geschäftsführer Andreas Galle. Er hat sich Hilfe geholt. Jürgen Scharnbacher hat 20 Jahre Erfahrung mit Gefahrenmelde- und Kommunikationssystemen in Gebäuden. Der Geschäftsführer der Hildesheimer Scharnbacher Sicherheitstechnik hilft Gewerbe- und Privatkunden, ihre Räumlichkeiten zu schützen. Mit seiner Beratung konnte sich Andreas Galle gegen ein Problem rüsten, das Chefs wie ihn 2014 beinahe eine viertel Milliarde Euro Schaden zugefügt hat: 61.000 erfolgreiche Delikte von schwerem Diebstahl in Büro-, Fabrik-, Werkstatt- und Lagerräumen zählt die aktuelle Polizeistatistik.
Die Folgen: schmerzhaft. Zumal Firmen nicht primär den materiellen Verlust fürchten, weiß Scharnbacher: „Es sind die Betriebs- und Arbeitsausfälle, die oft in Folge gestohlener Betriebsmittel entstehen.“
Jederzeit Zugriff auf die Systeme
Scharnbacher Sicherheitstechnik hat Andreas Galle mit einem System ausgerüstet, das ihm jederzeit Zugriff auf die Anlage gewährt. „Die Kontrolle aus der Ferne ist mir wichtig“, sagt Galle. Aus Sicht von Jürgen Scharnbacher kein Problem: „Moderne Anlagen lassen sich per App komplett fernbedienen.“
Grundsätzlich besteht jedes professionelle Sicherheitssystem aus vier Hauptkomponenten: In der Zentrale laufen alle Signale zusammen. „Sie verwaltet die Einrichtung, ist programmierbar und lässt sich dadurch individualisieren“, erklärt der Fachmann. Über die Scharfschalteinrichtung wird die Anlage aktiviert und deaktiviert. Die Alarmierungseinrichtung ist für zweierlei Alarme zuständig: Sie schreckt akustisch und optisch vor Ort ab und sendet einen Notruf an eine Empfangszentrale, die einen Sicherheitsdienst losschicken oder die Polizei benachrichtigen kann.
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Schutz durch ein System aus Sensoren
Damit all diese Systeme greifen können, braucht es die richtigen Überwachungsmittel. Jürgen Scharnbacher hat seinen Galvanik-Kunden mit mehreren Technologien ausgerüstet, die sich ergänzen: Bewegungsmelder erkennen jeden unberechtigten Zutritt. Fenster, Türen und Tore sind mit Überwachungssensoren ausgestattet. Sie kontrollieren, dass alle Zugänge geschlossen oder verriegelt sind und schlagen bei Einbruch Alarm.
Die Videoüberwachung komplettiert das Sicherheitspaket. Scharnbacher hat seinem Kunden drei IP-Kameras im Innenbereich installiert. Sie sind per Netzwerkkabel mit einem zentralen Rekorder verbunden. „Der Rekorder wird im Gebäude meist zusätzlich gesichert“, sagt Jürgen Scharnbacher.
Andreas Galle kann sein Sicherheitssystem am Notebook oder per App auf Tablet und Smartphone überwachen und steuern. „Das gibt mir ein gutes Gefühl.“ Und nicht nur das, es hilft auch, wenn Mitarbeiter einmal Bedienprobleme mit der Anlage haben, sie zum Beispiel nicht scharfschalten können. Einem Mitarbeiter sei das schon passiert. Da hat Galle sein Smartphone gezückt, sich den Status der einzelnen Sensoren angesehen. „Eine sicherheitskritische Tür im Innenbereich war nicht abgeschlossen“, sagt Galle. Das konnte der Mitarbeiter leicht korrigieren.
Flexible Technik
Das System von Scharnbacher Sicherheitstechnik arbeitet nach dem Prinzip der Zwangsläufigkeit. Der Vorteil: „Alle überwachten Bereiche müssen abgeschlossen sein, damit sich die Anlage scharfschalten lässt“, erklärt der Experte. Bei Bedarf kann der autorisierte Kunde per App einzelne Bereiche aus dieser Zwangsläufigkeit herausnehmen. „Das ist praktisch, falls mal eine Tür oder ein Tor beschädigt wird und sich nicht verschließen lässt“, sagt Scharnbacher.
Der Fachmann bietet mehrere Wege an, um die überwachten Objekte mit externen Sicherheitsdienstleistern zu vernetzen. Über den Telefonanschluss, per IP-Anschluss etwa über eine DSL-Leitung und – meist als redundante Lösung – eine Verbindung über das GSM Netz. Das stellt hohe Anforderungen an die neun Mitarbeiter des Betriebs. „Jeder Kunde hat andere Gegebenheiten, unterschiedlich hohe Netzwerk-Sicherheits-Standards, auf die sich unsere Mitarbeiter einstellen müssen.“ Jeder Mitarbeiter braucht daher solide IT-Kenntnisse. Nur so könne er auf Kundenwünsche zu 100 Prozent eingehen. Wer etwa höchste Sicherheit will, dem installiert der Betrieb das Alarmsystem auf einem zusätzlichen DSL-Anschluss, der allein für die Sicherheitsinfrastruktur genutzt wird. „Es kommt immer darauf an, was der Kunde will“, sagt Scharnbacher. „Auf Wunsch bauen wir ihm auch ein Fort Knox.“
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(deg)