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Pressearbeit 3: Krisen bewältigen

Pressearbeit 3: Krisen bewältigen

Besonders wichtig ist die Pressearbeit im Krisenfall. Manche Unternehmen machen den Fehler, erst dann mit der Pressearbeit zu beginnen und hektisches Krisenmanagement zu betreiben, wenn etwas passiert ist. PR-Expertin Birgit Lutzer gibt im dritten Teil ihrer Serie Tipps zur Krisenbewältigung und zur Vorbereitung auf Interviews.

Nerven behalten, Mitarbeiter einbeziehen

Reagieren: Der defensive Weg

Aktiv werden: Der offensive Weg

Offensive PR in der Praxis

Ein Interview steht ins Haus!

Ihre Firma hat finanzielle Probleme, muss Kurzarbeit anmelden oder sogar Mitarbeiter entlassen? Das Durchsickern solcher Informationen kann schnell die Pressevertreter auf den Plan rufen. Auch Unfälle können einem Unternehmen #8222;negative Presse" bringen, wenn etwa ein Mitarbeiter wegen mangelnder Vorkehrungen zum Arbeitsschutz verunglückt oder umweltschädigende Stoffe in die Umgebung gelangen.

Nerven behalten, Mitarbeiter einbeziehen

Was ist in einer Krise zu tun? Behalten Sie die Nerven. Es gibt kein Patentrezept, denn jede Krise ist anders und erfordert das flexible Reagieren mit wirkungsvollen Maßnahmen. Doch ganz gleich, für welchen Weg Sie sich entscheiden: Zunächst müssen Sie alle Mitarbeiter über Ihre Kommunikationsstrategie informieren und darin einbeziehen. Denn es nützt Ihnen nichts, wenn Sie als Geschäftsführer der Presse gegenüber ein Statement abgeben, das von einem ihrer Mitarbeiter in einem Interview widerlegt wird.

Sehr allgemein haben Sie zwei Reaktionsmöglichkeiten: Entweder verhalten Sie sich defensiv oder offensiv.

Reagieren: Der defensive Weg

Der defensive Weg überlässt das Handeln der Gegenseite. Er birgt in machen Fällen ein hohes Risiko, denn das Image Ihrer Einrichtung kann irreparabel beschädigt werden. Im schlimmsten Fall verlieren Sie nicht nur Kunden, sondern Ihre Mitarbeiter gleich dazu. Dennoch gibt es Krisen, in denen dieser Weg der klügere ist. In solchen Fällen haben Sie verschiedene Möglichkeiten:

Abwarten: Sie warten ab, bis sich die Wogen von alleine geglättet

haben. Wecken Sie keine schlafenden Hunde auf und sitzen Sie das Problem aus. Diese Methode kann funktionieren und in bestimmten Fällen der richtige Weg sein.

Gegendarstellung: Sie reagieren auf bestimmte Anschuldigungen oder Unterstellungen mit einer Gegendarstellung in der Zeitung. Problem: Der Gegendarstellung wird in der Regel nicht geglaubt, weil die Zeitungen verpflichtet sind, sie unabhängig vom Wahrheitsgehalt im Wortlaut abzudrucken.

Vertuschen: Sie versuchen, bestimmte Sachverhalte zu vertuschen #8211; in der Hoffnung, dass niemand sie herausfindet. Wenn Sie es geschickt anstellen, kann das Vertuschen und Verschleiern von Sachverhalten klappen. Aber die Krise kann um so schlimmer werden, wenn im Nachhinein #8222;Mauscheleien" ans Tageslicht kommen.

Abschotten: Sie schotten sich gegen Medienvertreter ab und geben keine Interviews. Auch das kann ins Auge gehen. Ob es der Wahrheit entspricht oder nicht: Es wird automatisch unterstellt, dass Sie etwas zu verbergen haben.

Klage: Sie beschreiten den juristischen Weg und reagieren mit einer Verleumdungsklage. Abgesehen davon, dass Gerichtsverfahren oft sehr lange dauern und viel Geld kosten, wird sich das Image Ihrer Firma dadurch nicht verbessern. Sie erscheinen als rabiat und wenig dialogfähig.

Aktiv werden: Der offensive Weg

Beim offensiven Weg geht es um verantwortungsvolles Verhalten gegenüber den Betroffenen und um eine glaubwürdige Kommunikation, die das Vertrauen der Öffentlichkeit in Ihr Unternehmen wiederherstellt:

Setzen Sie sich offen mit den Anschuldigungen auseinandersetzen.

Zeigen Sie, dass Sie sich um eine Wiedergutmachung des Schadens bemühen.

Informieren Sie die Presse über jeden Ihrer Schritte, den Schaden wieder gutzumachen.

Geben Sie Interviews und veranstalten Sie bei komplexen Sachverhalten eine Pressekonferenz.

So haben Sie eine größere Chance, das Vertrauen der Öffentlichkeit und auch Ihrer Kunden und Mitarbeiter wiederzugewinnen.

Offensive PR in der Praxis

Ein paar Beispiele für den offensiven Umgang mit Fehlern und Krisen:

Wenn es Personen gibt, die in Ihrer Firma #8222;Opfer" geworden

sind, kümmern Sie sich um diese, gegebenenfalls, auch um deren Angehörige.

Beispiel: Mehrere junge Praktikantinnen sind nachweislich von einem Mitarbeiter handgreiflich belästigt worden. Entlassen Sie den Mann fristlos und laden Sie Eltern und Betroffene zu einem Gespräch ein. Bieten Sie an, eine Psychologin zu engagieren, die sich um die Mädchen kümmert. Ergreifen Sie Maßnahmen für die Zukunft, um solche Vorfälle zu vermeiden.

Wenn durch Ihr Unternehmen ein Umweltschaden entstanden ist, bemühen Sie sich um die lückenlose Aufklärung des Vorfalls und engagieren einen unabhängigen Gutachter. Wenn der Unfall durch die Nachlässigkeit einzelner Mitarbeiter hervorgerufen wurde, ziehen Sie notfalls personelle Konsequenzen. Sorgen Sie für die fachkundige Beseitigung des Schadens und unterstützen Sie eine gemeinnützige Umweltorganisation durch eine Spende.

Wenn Informationen über Ihre schlechte wirtschaftliche Situation an die Öffentlichkeit geraten sind, verfassen Sie eine Erklärung. Berichten Sie über Gegenmaßnahmen, die Sie treffen und zeigen Sie Engagement für die Situation Ihrer Mitarbeiter, die um ihren Arbeitsplatz bangen.

Ein Interview steht ins Haus!

Je schlagfertiger und wortgewandter Sie sind, desto leichter haben Sie es in einem Interview. Darüber hinaus können Sie sich vorbereiten:

Wenn möglich, lassen Sie sich vorher das Thema des Interviews und bestenfalls die Fragen schicken. Doch Vorsicht: Es gehört nicht zu den redaktionellen Gepflogenheiten, die Fragen vorher zu versenden. Formulieren Sie diese Bitte also mit Vorsicht und Zurückhaltung, etwa mit dem Hinweis, dass Sie sich besser vorbereiten und damit das Interview auch für den Redakteur erleichtern können.

Legen Sie sich vor dem Interview eine Kartei mit möglichen Einwänden und brisanten Fragen sowie Ihren passenden Antwort an.

Seien Sie vorsichtig mit unbedachten Äußerungen oder auch mit Scherzen, die missverstanden werden können.

Es ist für Zeitungen nicht in jedem Fall üblich, den gesamten Artikel vor Abdruck einem Interview-Partner zukommen zu lassen. Die Frage danach kann eine negative Stimmung auslösen. Bei sehr brisanten Themen sollten Sie trotzdem höflich darum bitten; in der Regel sind die Medienvertreter auch bereit, Ihnen den reinen Interviewtext vor Abdruck zur Verfügung zu stellen.

Birgit Lutzer

Weitere Beiträge zum Thema:

Pressearbeit 1: Gezieltes Vorgehen macht neugierig

Pressearbeit 2: Professionell informieren

Die Autorin ist freie Journalistin und Mitinhaberin der Bielefelder PR-Agentur OLA. Ihre Schwerpunkte sind Pressearbeit, PR-Beratung und Texte aller Art. Kontakt: OLA, Lutzer amp; Abendroth GbR, Bleichstraße 77a, 33607 Bielefeld, Tel. (0521) 96 87 94 30, Fax (0521) 96 87 94 35. Internet: www.ola-communication.de .

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