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Foto: handwerk.com

Gitarrenbauer Stratmann

Rockgitarren für Legenden

In der Werkstatt von Thomas Stratmann werden aus groben Holzbohlen edle E-Gitarren. Darauf haben schon die größten Legenden des Rock ihre Riffs gespielt.

Baut Gitarren aus Leidenschaft
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Was macht eigentlich den Klang einer E-Gitarre aus – Tonabnehmer, Verstärker? „Das Holz“, sagt Thomas Stratmann. Und er muss es wissen. Stratmann hat 30 Jahre Erfahrung im Gitarrenbau. Mit Sonderanfertigungen für Künstler und Gitarrenbaukursen hat er sich einen Namen gemacht.

Heute gilt er selbst als Legende in der Szene. Zu seinen Kunden in Deutschland gehören Musikergrößen wie das Panikorchester von Udo Lindenberg, Peter Maffay und Christof Stein-Schneider von Fury in the Slaughterhouse.

Musikertraum in Mammutbaum
„Jedes Holz klingt anders“, sagt Stratmann. „Die Elektronik kann das nur verstärken.“ So geht ohne ein gut sortiertes Holzlager gar nichts. Bei Stratmann Gitarren lagert der edle Rohstoff in dicken Bohlen in einem klimatisierten Raum. Verschiedene echte Mahagoni-Sorten, Mammutbaum und andere ausgefallene Arten wie Wölkchenahorn oder Maserpappel.

Die hohe Kunst des Gitarrenbaus steht und fällt mit der Auswahl des Holzes. Für Stratmann bedeutet diese Kunst: „So nah, wie möglich, an das herankommen, was sich der Kunde vorstellt.“ Dazu gehören nicht nur Farbe, Form und Maße der Gitarre. Der Gitarrenbauer muss herausfinden, was sein Kunde vom Klang seines Trauminstruments erwartet, bevor er es für ihn bauen kann.

Dabei helfen ein Tresen und ein paar lederbezogene Barhocker am Rand der Werkstatt. Die Kunden erklären, wie ihr Sound klingen soll. Der kann brillant sein, schneidend, perlig oder warm und dunkel. „Es ist schwer, einen Klang in Worte zu fassen“, sagt Stratmann. „Noch schwieriger ist es, den dann auch umzusetzen.“

Stratmann weiß, wie das geht. Und verrät ein paar Klanggeheimnisse: Seite 2

Blick in die Werkstatt
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"Mahagoni klingt weicher als Ahorn"

Erlesenes Holzlager
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Um einen bestimmten Klang zu konstruieren, braucht es einen echten Holzexperten. Stratmann ist früh einer geworden. Schon in seiner Tischlerlehre wurden ihm bald sämtliche Reparaturen an Musikinstrumenten anvertraut.

Der Gitarrenbauer weiß: „Mahagoni klingt weicher als Ahorn, und der Gitarrenhals ist bei der Tongebung zehnmal wichtiger als der Korpus.“ Und er gibt dieses Wissen weiter. Jedes Jahr veranstaltet er vier Woodwarrior-Workshops, Gitarrenbaukurse für kleine Gruppen von höchstens fünf Personen. Wer so einen Kurs besucht, hat schon zehn E-Gitarren zu Hause, sagt Stratmann.

Genialer Klang auch als Eigenbau
An jedem ihrer Instrumente schätzen die Kunden eine bestimmte Eigenschaft. „Aber sie suchen noch die eine perfekte Gitarre, die all diese Eigenschaften vereint“, sagt Stratmann. Zwei Wochen dauert jeder Kurs. In Handarbeit werden Hälse verleimt, Furniere geklebt, Tonabnehmer gewickelt, Bundstäbchen und Inlays eingesetzt. So entstehen aus groben Bohlen edle Unikate, „die fantastisch aussehen und genial klingen“, sagt Stratmann.

In seinen wilderen Tagen gab er diese Kurse ganze Sommer lang auf der Baleareninsel Formentera. Stratmann ist Gründungsmitglied von Formentera Guitars, der weltweit ersten Schule für Elektrogitarrenbau. Die Schule gibt es noch heute. Ihr Erfolgskonzept seit jeher: Sonne, Strand und Party. Stratmann ist 2001 aus dem Projekt ausgestiegen, um sich in Hannover stärker dem Gitarrenbau zu widmen.

Wie kommt der Gitarrenbauer an die Stars im Musikbusiness heran? Seite 3.

Alles Handarbeit
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Prototypen für Rocklegenden

Mag es Retro
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Wenn er in seiner Hannoveraner Werkstatt nicht gerade Instrumente repariert oder einen seiner Woodwarrior-Kurse gibt, baut er seinen Kunden individuelle Gitarren oder fertigt Prototypen für andere Gitarrenhersteller. Manchmal erledigt er auch Auftragsarbeiten für internationale Größen der Musikindustrie. „Da steht aber meistens nicht Stratmann drauf.“ So fanden schon Instrumente aus seiner Werkstatt ihren Weg in die Hände von Rocklegenden wie AC/DC-Gitarrist Angus Young.

Aber wie kommt Stratmann überhaupt an die Stars im Musikbusiness heran? „Ich habe dafür nie viel getan, das hat sich einfach ergeben“, sagt der Gitarrenbauer. Einige Kontakte konnte er über Rockinger Guitars knüpfen, einen großen Gitarrenbauer, für den er in den Achtzigern die Abteilung für Reparatur, Endmontage, Forschung und Entwicklung leitete.

Unterwegs für die Band
Zudem war er einige Zeit für Fury in the Slaughterhouse als Guitartech unterwegs, hat bei den Auftritten für frische Saiten gesorgt, die Instrumente gestimmt und Soundeinstellungen vorgenommen. „Da trifft man natürlich die Guitartechs anderer Bands und so kommt eines zum anderen.“

Für internationale Bekanntheit hat aber ein ganz anderer Auftrag gesorgt. Ende der Neunziger hat Stratmann für Helge Engelke, den Gitarristen der Hannoveraner Hardrock-Band Fair Warning eine besonders ausgefallene Gitarre gebaut. Auf den hohen Saiten zählt sie 33 Bünde, die sogar über die Tonabnehmer hinaus reichen. „Dann landete Fair Warning in Japan einen Nummer-1-Hit – und die Gitarre wurde mit berühmt“, erzählt Stratmann.

So schwebt über all der Bodenständigkeit seiner Werkstatt, zwischen halbfertigen Gitarren, Spateln, Zwingen und alten Maschinen, ein zarter Hauch von Weltruhm.

(deg)

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