Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Fuhrpark

Rundherum an die Kette gelegt

Manche werden aus Schaden klug, andere nie. Matthias Linke macht es von Anfang an richtig: Er sichert Fahrer und Ladung.

Das ist kein Pappenstiel. Gut 3500 Euro steckt Handwerksmeister Linke in den Innenausbau seiner Kleinlaster. Bodenplatte, Wandverkleidung, Sicherungspunkte, Staufächer, Schraubstock und was sonst noch so dazu gehört. 14 Service-Fahrzeuge Caddy und VW-Transporter hat der 46-jährige Gas- und Wasserinstallateur. Alle individuell eingerichtet. Rechnet sich das? Mitarbeiter haben einen Anspruch auf sichere Autos, stellt der Chef der H2O-Versorgungstechnik in Hannover klar. Seit der Gründung der Firma vor sieben Jahren lässt er die Flotte von Profis ausrüsten. Das kommt nicht nur seinen Leuten und dem Service zugute, sondern auch den Werkzeugen und Maschinen an Bord.

Wie lange hält so eine Einrichtung? Wenn ein Wagen sechs, sieben Jahre läuft, wird der Ausbau nicht hübscher, sagt Linke. Knackpunkt: Nur noch 60 Prozent der Einrichtung seien dann voll zu gebrauchen. Der Meister verkauft daher die Autos am Ende mit allen Extras. Und das obwohl ihm VW-Händler für die Einrichtung nicht mehr viel zahlen. Ausbauen lohnt sich nicht, sagt Linke. Die 3500 Euro sind weg, aber keine Frage, die Investition rechnet sich: Wir haben Erfolg, weil bei uns Dienstleistung groß geschrieben wird. Und dafür brauchen wir Top-Fahrzeuge.

Der Polizeibeamte Holger Lammertz kann von solchen Unternehmern meist nur träumen. Jeden Tag finden wir auf der Straße verlorenes Ladegut, schildert der Oldenburger. Es gibt Handwerker, die sind unbelehrbar. Da lägen Zurrgurte zusammengerollt auf der Pritsche, während das Ladegut durcheinander gewürfelt sei. Doch der Polizist räumt auch ein: Heute wird mehr gesichert als noch vor wenigen Jahren.

Mehr schon, dafür aber häufig falsch, sagt Michael Garz von der Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen. Grund? Wenn sie im Stress sind, machen Fahrer im Laderaum schnell, schnell und übersehen die Hälfte. Zudem fehlten in Betrieben wichtige Hilfsmittel, zum Beispiel für die formschlüssige Ladungssicherung. Und wofür sollen Chefs noch alles zahlen? Wen die Polizei mit ungesicherter Ladung erwischt, dem knöpft sie heute im Handumdrehen mal 300 Euro ab, macht Garz die Gegenrechnung auf.

Link: Wackelkandidaten auf der Ladefläche

Fünf Fragen an den Fachmann

handwerk.com sprach mit Detlef Vandrey, Leiter des Qualitäts- und Sicherheitsmanagements des Fahrzeugausrüsters Bott.

Tagein, tagaus stolpert die Polizei auf der Straße über Schaufeln, Leitern und Werkzeuge. Können Handwerker nicht Autofahren?

Handwerker haben meist nur einen Pkw-Führerschein und keine zusätzliche Fahrausbildung. Viele unterschätzen den Einfluss der Ladung auf die Fahrphysik. Kritisch vor allem, wenn ein Anhänger ins Spiel kommt. Leider hapert es auch am Verantwortungsgefühl: Ladungssicherung ist zum Teil gar kein Thema.

Ein Caddy ist doch kein Brummi. Wird das Thema nicht ein bisschen hoch aufgehängt?

Alles, was in Bewegung gerät, wird gefährlich. Eine Flasche, die nach vorne fliegt, platzt wie eine Handgranate, eine CD verwandelt sich in ein Messer, der Dackel wiegt plötzlich eine Viertel Tonne.

Eine Einrichtung ist also ein Muss?

Ja, und sie muss auf die Branche und die Andwendung abgestimmt sein. Das fängt bei der Trennwand und der Anzahl der Zurrpunkte an und reicht bis zu den Spannstangen und Staufächern.

Was spricht dagegen, dass Handwerker selber eine Lösung konstruieren?

Im Prinzip nichts, nur ist zweifelhaft, ob die im Ernstfall hält. Profi-Einrichter testen Lösungen unter realistischen Bedingungen, bevor sie auf den Markt kommen. Wie auch immer: Der Chef hat gegenüber seinen Mitarbeitern die Fürsorgepflicht.

Viele Betriebe setzen Kombis ein, die sind doch aus dem Schneider?

Mitnichten. Eine besonders gefährliche Schwachstelle ist die Rückbank im Pkw. Die Bank knickt um wie eine Pappschachtel, wenn sich eine Bierkiste im Heck selbstständig macht. Dagegen gibt es ein einfaches Mittel: Die Sicherheitsgurte einhaken, so als ob Leute hinten im Auto sitzen würden. Die Gurte verwandeln die Rückbank in ein Bollwerk. Ganz wichtig auch: Keine Gegenstände lose auf der Ablage herumliegen lassen.

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Trunkenheit am Steuer kann Ursache für einen Unfall sein. 

Urteil

Unfallursache Alkohol? Da reicht der Anscheinsbeweis

Wer angetrunken Auto fährt, kann beim Unfall haftbar gemacht werden – selbst dann, wenn sich die anderen Beteiligten verkehrswidrig verhalten haben.

    • Panorama, Recht
Gerät ein Akku eines Elektrofahrzeugs in Brand, stellt sich schnell die Haftungsfrage.

Fuhrparkrecht

Haftung bei Akku-Brand: Auf den Betrieb kommt es an

Ein ausgebauter Akku eines Elektrorollers explodiert während der Fahrzeuginspektion in der Werkstatt. Wer kommt für den Schaden auf?

    • Fuhrpark
Fuhrparkleiter müssen regelmäßig die Firmenwagen auf ihre Verkehrssicherheit überprüfen und die Kontrolle dokumentieren.

Fuhrparkrecht

Halterhaftung: Vertrauen ist gut – Kontrolle rettet die Existenz

Wer für einen Fuhrpark verantwortlich ist, muss sich persönlich vom verkehrssicheren Zustand jedes Firmenwagens überzeugen. Wer sich auf die Fahrer verlässt, riskiert den Entzug der Gewerbeerlaubnis.

    • Fuhrpark
Mit Bürokratie hat Susanne Matthies schon genug zu kämpfen, sie braucht nicht noch Mehraufwände durch die eAU. 

Politik und Gesellschaft

Handwerkerin: „73 Euro Mehrkosten für jede elektronische Krankmeldung“

Susanne Matthies merkt nichts von der versprochenen Entlastung durch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Will die Politik daran nichts ändern – oder kann sie nicht?

    • Politik und Gesellschaft