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Sachsen Bauarbeiter sind in Holland gefragt

Sachsen-Bauarbeiter sind in Holland gefragt

Holländische Zeitarbeitsfirmen umwerben das Heer der arbeitslosen Bauarbeiter in Sachsen. Sechs Wochen Zusatzausbildung und ein "Holland-Zertifikat" des Ausbildungszentrums Glauchau machen die Arbeiter fit: Die Vermittlungsquote liegt bei 90 Prozent.

Fachkräftemangel in Holland

Andere Menschen würden darüber jubeln, für Tom Maring ist es ein Problem. #8222;In

Holland ist die Arbeitslosigkeit ziemlich niedrig, so um die drei Prozent",

sagt Maring, Manager der niederländischen Zeitarbeitsfirma #8222;In Person".

Europaweit suchen Maring und seine Kollegen nach qualifizierten

Arbeitskräften für ihr Land, die Fachkraft vom Bau #8222; steht ganz oben auf ihrer

Liste. In Sachsen wurden sie fündig. Damit nicht genug: Das sächsische

Landesarbeitsamt und das Berufsförderungswerk des Baugewerbes unterstützen

die grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung.

Sachsen nutzen die Chance

Zu Marings Freude sind #8222;Sachsen mobil und noch dazu bereit, sich von ihrer

Heimat zu verabschieden". Ja, das sei wohl so, bestätigt Klaus Bertram,

Hauptgeschäftsführer des sächsischen Baugewerbeverbandes, doch dahinter

stecke ein bitterer Grund: #8222;Die Arbeitslosigkeit unter westdeutschen

Bauarbeitern erreicht - trotz der gesamtdeutschen Krise am Bau #8211; noch lange

nicht die Dimension Ostdeutschlands. In Baden-Württemberg herrscht doch

praktisch Vollbeschäftigung." Weil in der DDR zudem als #8222;asozial" galt, wer

keine Arbeit hatte, sei die Arbeitslosigkeit für viele Menschen in den neuen

Ländern mit einem großen persönlichen Makel behaftet als in Westdeutschland.

Anderes Arbeitsklima

Zu den Bauarbeitern, die von der Arbeitsmarktlage in ihrem Bundesland

#8222;eindeutig die Nase voll" hatten, gehört der Zimmermann Thomas Büchler. In

Zwickau hatte er sich "beworben, beworben und nochmal beworben". Gebracht hat

es ihm nichts, "mal abgesehen von den Portokosten". Im vergangenen Herbst kam

dem 45-Jährigen zu Ohren, dass die Ausbildungszentren des

Berufsförderungswerks arbeitslose Handwerker in sechswöchigen Kursen auf ein

neues Arbeitsleben in Holland vorbereiten. "Jetzt lebe ich schon seit

Dezember in der Provinz Zeeland", grinst Büchler, "so lange wollte ich

eigentlich gar nicht bleiben." Dass er sich so wohl fühle, liege an der

Mentalität der Holländer, das Arbeitsklima auf den Baustellen sei wesentlich

ruhiger und stressfreier als in Deutschland: "Da steht kein Polier hinter

dir, der dich gleich anbrüllt, wenn's mal nicht so läuft oder ein Termin

nicht eingehalten werden kann."

Kurse helfen bei der Vorbereitung

Von der Sprache über die Bauweise bis zu den Werkzeugen #8211; die ersten

Facharbeiter aus Sachsen, die noch völlig unvorbereitet ihr Glück in Holland

versucht hatten, mussten feststellen, dass es nicht nur

Mentalitätsunterschiede zwischen den Nachbarländern gibt. #8222;Die waren schnell

wieder zu Hause", erinnert sich Heinz Hammer, Leiter des Ausbildungszentrums

in Glauchau. In Abstimmung mit den holländischen Zeitarbeitsfirmen hat Hammer

daher ein Ausbildungskonzept entwickelt, das aus drei Elementen besteht:

Landeskunde, Bautheorieu nd ein Crashkurs in Holländisch. Bis zum Jahresende

werden insgesamt knapp 400 Teilnehmer das Holland-Zertifikat der sächsischen

Ausbildungszentren in ihren Händen halten. Die Vermittlungsquote: 90 Prozent.

Holländer sind stärker spezialisiert

Ein deutscher Maurer, sagt Hammer, werde in der Breite des Handwerks

ausgebildet, die Holländer hingegen seien spezialisiert. Selbst für das

Verklinkern von Mauern gebe es ein eigenes Berufsbild: #8222;Das lernen die Leute

in der Ausbildung und machen ihr ganzes Leben nichts anderes mehr." Die

Produktivität auf höllandischen Baustellen sei dadurch #8222;unheimlich hoch".

Deutsche Maurer könnten 500 bis 600 Klinker am Tag vermauern: #8222;Die Holländer

bringen es auf 800 bis 1000 Steine."

Leben im Bungalow

Dass Thomas Büchler vom Zeitarbeitsunternehmen Bouwflex #8222;in einem Bungalow

direkt an der Nordsee" untergebracht wurde, ist nicht weiter ungewöhnlich.

Die meisten der sächsischen Bauarbeiter leben in holländischen Ferienanlagen.

Das sei zwar ganz schön, sagt Büchler, überbewerten dürfe man es nicht: #8222;Von

Montag bis Samstag gehe ich in aller Frühe aus dem Haus und komme spät am

Abend wieder heim. Zeit zum Erholen bleibt da kaum."

Vergleichbare Löhne

Bleibt die entscheidende Frage: Wie wirkt sich der Auslandseinsatz auf die

Reisekasse der mobilen Sachsen aus? #8222;Wir zahlen nach holländischem Tarif, das

ist mit deutschen Löhnen vergleichbar", sagt Zeitarbeitsmanager Tom Maring.

"Aber auch nur", ergänzt Büchler, #8222;weil die Abzüge in Holländ nicht so hoch

sind." Sein Verdienst bewege sich knapp über 22 Gulden brutto. Und das sei

schon die Ausnahme: "Die meisten liegen um die 20 Gulden, einige sogar

darunter."

"Ewig kann das nicht so weitergehen"

An jedem dritten Wochenende fährt Büchler die 800 Kilometer zurück nach

Zwickau. Zurück zu Frau und Tochter, zurück ins Eigenheim, zurück in eine

Stadt, in der sich ein Leben aufgebaut hat, das er vermisst:. Büchlers Fazit:

"Ewig kann das nicht so weitergehen."

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