Kaum ein Thema regt die Deutschen derzeit so auf wie die Stromkosten: Als Verbraucher müssen wir immer mehr zahlen, als kleine Betriebe sowieso.
Wenn es so weitergeht, stünden Arbeitsplätze und Lebensstandard auf dem Spiel, heißt es. Alles eine Folge der Energiewende, heißt es. Ist das wirklich so?
Dass hinter solchen Warnungen handfeste wirtschaftliche Interessen der Besitzstandswahrer auf dem Strommarkt stecken, zeigt die Wissenschaftlerin Claudia Kemfert. Streitbar und kompetent stellt Deutschlands führende Energieexpertin in ihrem Buch „Kampf um den Strom“ die Lügen und Mythen der Konzerne und ihrer Lobbyisten bloß. Denn sie sind die einzigen Nutznießer, wenn es zu Verzögerungen in der Energiewende kommt.
Kemferts Buch ist eine Kampfansage — auch an jene Politiker, die mit den Versorgern und Lobbyisten an einem Strang ziehen.
Ein paar Beispiele:
- Sie klärt Missverständnisse auf: Die Energiewende braucht kein Tempolimit, denn sie ist mit dem Ziel 2050 geplant. Es geht nicht, wie ständig von Lobbyisten behauptet, um 2022 (das Jahr des Atomausstiegs).
- Sie entlarvt Lügen: Nicht die Energiewende führt ins Versorgungschaos, sondern allenfalls die Überalterung der Leitungen, für deren Ausbau vor allem klare und zentrale Kompetenzen und Zuständigkeiten fehlen.
- Sie räumt mit Irrglauben auf: Nicht die Energiewende ist verantwortlich für die hohen Strompreise, sondern die Tatsache, dass sich der Staat aus der jahrzehntelangen Subventionierung der Strompreise zurückzieht und die Kunden entsprechend mehr zahlen müssen.
So widerlegt Kemfert Schritt für Schritt mit fundierten Gegenargumenten die Kritik an der Energiewende.
Eine mutige und verständlich geschriebene Argumenationshilfe für aufgeklärte Stromkunden, die die Nase voll haben von der Macht und dem Preisdiktat der Stromkonzerne.
Jörg Wiebking
Claudia Kemfert: Kampf um den Strom. Mythen, Macht und Monopole. Murmann Verlag (2013), 140 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-86774-257-3.