Auf einen Blick:
- Wer sich zu sehr in Angelegenheiten reinsteigert, verliert den Blick für das Wesentliche und an Lebensqualität.
- Wollen Sie Schluss machen mit dem Reinsteigern? Dann achten Sie auf Warnsignale, die Ihre Umwelt und Ihr Körper an Sie senden.
- Verwenden Sie häufig die Wörter "immer" und "ständig"? Das kennzeichnet einseitiges Denken.
- Erkennen Sie solche Warnsignale, treten Sie einen Schritt zurück und fragen Sie sich, wo diese Denkweise herkommt und was der Auslöser dafür sein kann.
"Wie alles im Leben hat auch das Reinsteigern zwei Seiten", betont Wirtschaftspsychologe Winfried Neun. Über das, worauf Sie sich konzentrieren, erfahren Sie eine ganze Menge. Wichtige Details kommen ans Licht.
Auf der anderen Seite leidet, wer sich reinsteigert, am Tunnelblick und verliert schnell an Lebensqualität. Plötzlich ist die Weltsicht verengt, der Mitarbeiter nur schlecht, die Selbstständigkeit ein Graus.
Raus kommen Sie aus dieser Falle nur, wenn Sie sich bemühen, wieder das große Ganze zu sehen. Tun Sie es nicht, drohen Extremsituationen. Entweder Sie grämen sich bis hin zum Magengeschwür. Oder aber, Sie sind derart auf Erfolge fixiert, dass Sie zum notorischen Gewinner werden.
Dieser tut zwar alles in seiner Macht stehende, um Ziele zu erreichen. Er bringt sich aber auch um alles andere, skizziert Neun. Falls er scheitert, macht er andere Menschen schlechter, um selbst besser dazustehen.
Fazit: Reinsteigern erzeugt auf Dauer Leidensdruck. Dabei leiden Betroffene besonders unter ihrer gefühlten Hilflosigkeit. Denn der Weg raus aus dem Teufelskreis "Reinsteigern" offenbart sich selten einfach so. Krank macht reinsteigern, wenn es Ihnen kaum noch gelingt, sich selbst wieder zu beruhigen.
So machen Sie Schluss mit Reinsteigern – 1. Erkenntnis
Wer sich in etwas reinsteigert, ist sich dessen nicht immer bewusst. Folgende Warnsignale sind der erste Weg zur Erkenntnis, dass Sie auf der falschen Spur sind. Tipps von Winfried Neun.
Ihre Umwelt:
Achten Sie darauf, was Ihnen Ihr Umfeld spiegelt.
- Haben Sie vor Kurzem noch genau das Gegenteil behauptet?
- Hält man Ihnen entgegen, Dinge zu schwarz zu sehen oder zu beschönigen?
- Haben Sie nur noch ein Thema?
Hören Sie zu und stellen Sie Ihre eigene Perspektive auf den Prüfstand
Ihre Worte:
- Pauschalisierungen wie "immer", "ständig", "nur noch" kennzeichnen einseitiges Denken
- Andere sind plötzlich "Idioten", "haben keine Ahnung" oder kommen Ihnen grundschlecht vor
- Ihre Gedanken schlagen immer wieder die gleiche Richtung ein
- Die Informationen zu einem bestimmten Aspekt, einer bestimmten Person wiederholen sich
Bemühen Sie sich, sich dessen bewusst zu werden.
Ihr Körper:
- Reinsteigern wird oft begleitet von:
- hoher Herzfrequenz
- hohem Blutdruck
- Schweißausbrüchen
2. Abstand nehmen
Sobald Sie merken, dass Sie sich reinsteigern und sich selbst gegenüber misstrauisch werden, heißt es: den Blick öffnen, die Perspektive wechseln. Stellen Sie sich die Fragen:
- War das schon immer so?
- Was bedeutet das fürs große Ganze?
- Ist es tatsächlich so extrem, so wichtig, wie ich es wahrnehme?
- Muss ich so schnell, in so hoher Qualität an dieses Ziel kommen?
Überprüfen Sie Ihre Gedanken regelmäßig daraufhin. Je früher Sie einseitigen Denkweisen auf die Schliche kommen, desto besser. Dann geraten Sie gar nicht erst in Teufelskreise.
3. Die Pendelübung
Wenn Sie sich bereits intensiv in eine Sache reingesteigert haben, hat das oft eine Ursache, der sie auf den Grund gehen sollten. Und zwar systematisch und lösungsorientiert. Als beste Übung, um ein Problem von mehreren Seiten zu beleuchten, empfiehlt Neun die Pendelübung.
Schritt 1: Stellen Sie sich eine Wanduhr mit Pendel vor
Schritt 2: Nehmen Sie bewusst wahr, worum Ihre Gedanken kreisen
Schritt 3: Formulieren Sie eine Gegenfrage. Zum Beispiel:
Was wäre, wenn ich dieses Problem nicht hätte? Oder: Welche Vorteile habe ich durch diesen Mitarbeiter?
Beantworten Sie Ihre Fragen.
Schritt 4: Pendeln Sie wieder ins andere Extrem. Tun sich neue Details auf? Entwickeln Sie Ihre Fragestellung weiter.
Schritt 5: Pendeln Sie wieder in die andere Richtung.
Das können Sie drei- bis viermal wiederholen, um schließlich zu Lösungswegen zu kommen. Denn zwangsläufig gewinnen Sie so eine differenziertere Sicht auf Ihr Problem. Überlegen Sie sich dann, wie Sie es lösen: Mitarbeiter entlassen, einen Auftrag ablehnen, die Latte niedriger ansetzen. All das sind Ihre Möglichkeiten.
Sie können die Pendelübung einfach im Kopf durchspielen oder je nach Tragweite Ihres Problems auch schriftlich festhalten. Auf dem Weg produziert sie Gelassenheit und schlussendlich Ergebnisse.
4. Eigenverantwortung
Um gefühlte Ohnmacht zu überwinden, hilft nur eins: Verantwortung übernehmen. Akzeptieren Sie, dass einige Dinge sind, wie sie sind, statt sich zu beklagen. Und machen Sie sich klar, dass Sie selbst verantwortlich dafür sind, wo Sie stehen.
Kümmern Sie sich um Ihr Problem und kümmern Sie sich vor allem um das wichtigste Wesen in Ihrem Leben: Sie selbst.
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