Fitte Rückenmuskulatur dank App: Das ist möglich, aber kein Selbstläufer.
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Fitte Rückenmuskulatur dank App: Das ist möglich, aber kein Selbstläufer.

Inhaltsverzeichnis

Rückengesundheit

Schmerzen adé: Was bringen Apps für den Rücken?

Rückentraining per App anstatt Termin bei der Physiotherapie? Ein Mediziner verrät, welche Möglichkeiten es gibt und für wen sich die digitalen Anwendungen eignen.

Auf einen Blick:

  • Es gibt zertifizierte Apps auf Rezept, für die die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Damit können Patienten zu Hause allein ihren Rücken trainieren, allerdings fehlt bei den meisten Apps die ärztliche Kontrolle.
  • Training per App eignet sich nicht für alle. Anwender müssen vor allem drei Voraussetzungen erfüllen.
  • Für die Rückenfitness gibt es auch kostenlose Apps, die sind jedoch nicht zertifiziert. Daher sollten Anwender genau hinsehen, welche App sie für ihr Training aussuchen.
  • Per App lässt sich vor allem die Rückenmuskulatur trainieren. Rückenprobleme wie zum Beispiel Bandscheibenvorfälle müssen meist noch anders behandelt werden.

Ob Rückentraining in 30 Tagen, Übungen gegen Rückenschmerzen oder Hilfe bei der Körperhaltung – mittlerweile gibt es unzählige Apps für die Rückenfitness. Die meisten davon sind kostenlos im App- oder Playstore verfügbar, andere gibt es nur auf Rezept vom Arzt.

Apps auf Rezept: Kontrolle der Trainingsergebnisse fehlt oft

Seit etwa zwei Jahren haben Mediziner die Möglichkeit, ihren Patienten digitale Gesundheitsanwendungen zu verschreiben. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führt ein Verzeichnis mit allen zertifizierten Produkten, für die die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Dort sind auch einige Apps und Webanwendungen für die digitale Rückenfitness gelistet.

„Die Entwicklung steckt zwar noch in den Kinderschuhen, sie bietet aber Chancen“, sagt Orthopäde Dr. Marcus Hausdorf, stellvertretender Landesvorsitzender für Niedersachsen im Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Apps seien grundsätzlich ein gutes Mittel zur Selbsthilfe, da Patienten damit zu Hause eigenständig ihre Rückenmuskulatur trainieren können. Allerdings fehle bei den meisten Anwendungen eine ärztliche Kontrolle der Übungsumsetzung und Trainingsergebnisse. „Deshalb sind die Apps immer nur so gut wie die Anwender“, betont Hausdorf.

Doch nicht bei allen Apps auf Rezept fehlt die Kontrolle. Das Projekt „Herodikos“ gehe einen anderen Weg, sagt der Orthopäde. Bei der App-gestützten Bewegungstherapie trainierten die Patienten nach einem festen Therapiekonzept alleine zu Hause. Die Ergebnisse würden dann regelmäßig von Ärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie kontrolliert. „Das ist eine gute Sache, da Trainingsfehler so noch korrigiert werden können“, erläutert der Orthopäde. Er weist darauf hin, dass nicht alle gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für diese Therapie übernehmen. Auf www.herodikos.de sind alle Kassen aufgeführt, die bei dem Projekt mitmachen – darunter sind vor allem Betriebskrankenkassen aus Süddeutschland, aber beispielsweise auch die AOK Niedersachsen und die Techniker Krankenkasse.

Für wen sich die Apps auf Rezept eignen

Für hohe Chancen auf Behandlungserfolg beim Training per Appsollten Patienten laut Hausdorf idealerweise folgende Voraussetzungen erfüllen:

  1. Technikaffin sein.
  2. Ausreichend Motivation mitbringen, ihre Rückenmuskulatur regelmäßig eigenverantwortlich zu trainieren.
  3. Eine gewisse Grundfitness haben, damit sie körperlich in der Lage sind, die Übungen auch auszuführen.

„Das schränkt die Zahl der Patienten ein, die sich für eine App-gestützte Therapie eignen“, sagt der Orthopäde.

Apps aus dem Netz: Gut oder lieber Finger weg?

Auch in den in den Stores von Apple und Android sind viele Apps verfügbar, mit denen Handwerker zum Teil sogar kostenfrei ihren Rücken trainieren können. „Im Gegensatz zu den Medizinprodukten sind diese Anwendungen nicht zertifiziert“, erläutert Hausdorf. Schlecht seien sie deshalb nicht unbedingt, es gebe durchaus gute Angebote. Für Laien sei es allerdings schwer herauszufinden, welche Apps fachlich gut sind und ob sie auch bei dem jeweiligen Rückenleiden helfen.

Dem Orthopäden zufolge eignen sich die frei verfügbaren Apps deshalb vor allem für Handwerker, die keine ernsthaften Beschwerden haben und bei denen der Rücken höchstens ab und zu mal zwickt: „Sport, wie zum Beispiel regelmäßiges Training im Fitnessstudio, hilft in solchen Fällen aber genauso gut“, meint Hausdorf.

Handwerkern, die ernsthafte Rückenprobleme haben, empfiehlt er hingegen einen Besuch beim Arzt. „Durch eine genaue Diagnostik lässt sich herausfinden, was das Kernproblem ist und wie es sich lösen lässt.“ Unter Umständen kann dabei herauskommen, dass Rückensport bei der Problemlösung hilft. Doch Training per App kommt nach Einschätzung des Orthopäden mitunter auch mal nicht in Frage. „Je schlechter der Gesundheitszustand eines Patienten ist, desto wichtiger ist die Kontrolle des Trainings durch einen Physiotherapeuten oder Arzt“, betont Hausdorf. Er weist daraufhin, dass ein falsches Training gegebenenfalls zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen kann oder muskuläre Ungleichgewichte verstärkt werden.

Rückenfitness per App: Was Handwerker erreichen können?

Durch App-gestütztes Training lassen sich laut Hausdorf primär Rückenprobleme beheben, die eine muskuläre Ursache haben. „Einen Bandscheibenvorfall und auch eine Skoliose bekommt man also nicht mit einer digitalen Anwendung weg“, betont der Orthopäde. Das seien strukturelle Probleme, die häufig zusätzlich auch noch anders behandelt werden müssen.

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