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Schneller Schlichter

Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis – damit schlichtet Dr. Lothar Haas Streitigkeiten am Bau.

Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis damit schlichtet Dr. Lothar Haas Streitigkeiten am Bau.

Von Torsten Hamacher

Ein Neubaugebiet. Nieselregen taucht die Baustelle in tristes Grau. Seit Wochen ruhen die Arbeiten. Lothar Haas begrüßt die Bauherren und den Chef des ausführenden Bauunter-nehmens. Die Streitparteien tauschen steife Begrüßungen aus.

Ich treffe mich immer mit den Streit-parteien am Ort des Geschehens, sagt der Chef der Bauschlichtungs-stelle Niedersachsen, Dr. Lothar Haas. Im konkreten Fall geht es um ein Einfamilienhaus, das schlüssel-fertig erstellt werden soll. Ausge-nommen vom Vertrag sind einige Punkte, wie die Heizung und die Sanitäranlagen, die der Bauherr selbst Handwerker in Eigenleistung erbringen will. Doch es kommt zum Streit. Ergänzungen zum Bauvertrag waren nur mündlich besprochen, nicht schriftlich fixiert worden. Bauherr und Bauunternehmer haben unterschiedliche Erinnerungen an das Vereinbarte. Der Bauherr setzt die Abschlagszahlungen aus, die Baufirma stellt die Arbeit ein.

Was tun? Der Auftraggeber ruft die Schlichtungsstelle an. Im Gespräch mit Haas schildert er seine Sicht der Dinge. Der pensionierte Richter lässt sich alle Unterlagen schicken, die ich brauche, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dann tritt er an die Gegenseite heran. Willigt die ein, beraumt der Schlichter ein Treffen an. So auch an diesem Morgen. Stück für Stück nimmt Haas die beanstandeten Punkte gemeinsam mit den Streitparteien in Augenschein. Dabei kommen beide Seiten meist schon auf den Boden der Tatsachen zurück. Kochen die Emotionen hoch, werden eben kleinste Makel schnell zu riesigen Schönheitsfehlern. Da hilft der Ortstermin ungemein, sagt Haas. Reicht die bloße Sichtung nicht aus, schlägt die Stunde des Vermittlers: Geduldig lotet Haas die Sicht beider Streitparteien aus und prüft, wo der Kompromiss liegt. Wo der liegt, müssen die Kontrahenten selbst entscheiden, stellt Haas klar. Er übernimmt lediglich die Rolle des Moderators.

Dass dafür manchmal neben viel Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis auch erhebliche Ausdauer erforderlich ist, zeigt sich in diesem Fall ganz besonders. Denn obgleich es inzwischen fast Mittag ist, ist die Liste der strittigen Punkte noch lang. Haas schlägt vor, die Verhandlung in eine nahe gelegene Gaststätte zu verlegen. Alle sind einverstanden. Erst verhandeln die drei dort auf der Kegelbahn weiter, später in in einer Ecke der Gaststube. Dort habe ich dann am Abend mein Notebook in Betrieb gesetzt und wir haben Schritt für Schritt den Vergleich formuliert, geändert, ergänzt und schließlich unterschrieben, berichtet Haas. Der Bauunternehmer habe ihm nach der Verhandlung gesagt, dass er noch nie so lange in einer Kneipe gesessen habe. Mit dem Ergebnis des mehr als elfstündigen Treffens können beide Parteien gut leben. Der Hausbau kann endlich voranschreiten und der Unternehmer freut sich über die vereinbarten Zahlungseingänge.

So oder so ähnlich laufen viele Verhandlungen vor der Bauschlichtungsstelle ab. Der Vergleich sei ebenso verbindlich wie eine vor Gericht erstrittene Entscheidung, betont Haas. Niemand muss befürchten, dass es sich die Gegenseite nach der Einigung wieder anders überlegt. Spricht man mit Unternehmern oder Bauherren, die die Schlichtungsstelle angerufen haben, loben die vor allem eins: deren Schnelligkeit. Vergehen vor Gericht nicht selten Jahre bis es zu einer Entscheidung kommt, führt die Schlichtungsstelle oft schon binnen zwei Monaten einen Vergleich herbei. Und der wird den Interessen beider Seiten gerecht, betont Haas abschließend.

www.bauschlichtungsstelle.de

Foto: privat

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