Hürde Berufswahl: Die Berufsberatung der Schulen unterstützt Schüler nach deren Empfinden nur wenig.
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Hürde Berufswahl: Die Berufsberatung der Schulen unterstützt Schüler nach deren Empfinden nur wenig.

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Personal

Schulen bremsen Berufswahl aus

Eine Studie zeigt, wie mangelhaft Schulen über Berufe informieren – und woran es bei den Arbeitsagenturen hapert. Gut, dass Betriebe die Sache selbst in die Hand nehmen.

Auf einen Blick:

  • Die klassische Berufsorientierung von Schulen oder Arbeitsagenturen erreicht Schüler kaum. Laut DGB-Ausbildungsreport fand nur ein Viertel der befragten Azubis die Schulberatung hilfreich. Bei der Arbeitsagentur gab es andere Probleme.
  • Um Jugendlichen Berufe nahe zu bringen und ein realistisches Bild zu vermitteln, sind deshalb die Betriebe gefragt: digital oder vor Ort zeigen viele Betriebe, wie es geht.

Schüler profitieren offenbar kaum von der Berufsberatung, die in der Schule und von den Arbeitsagenturen angeboten wird. Das zeigt der neueste Ausbildungsreport des DGB, für den rund 14.500 Azubis befragt wurden:

  • Insgesamt 72,2 Prozent der Befragten sind mit der Berufsorientierung in den Schulen unzufrieden: „Gar nicht geholfen“ hat sie 46,8 Prozent, „weniger geholfen“ hat sie 25,4 Prozent.
  • Die Angebote der Agenturen für Arbeit schneiden in der Beratung zwar besser ab: Fast 60 Prozent hat die Berufsberatung in einer Arbeitsagentur geholfen. Doch weniger als ein Drittel der Jugendlichen hat dieses Angebot überhaupt genutzt.

Das hat Folgen: Jugendliche lernen viele Berufe gar nicht kennen und bewerben sich nicht. Oder sie machen sich ein falsches, oft überholtes Bild des Berufes, bewerben sich deswegen nicht oder brechen die Ausbildung vorzeitig ab.

Betriebe, die nach guten Auszubildenden suchen, müssen also möglichst selbst aktiv werden. Mit unseren drei Tipps machen Sie Schüler auf Ihren Betrieb aufmerksam.

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Tipp 1: Sorgen Sie für eine gute Ausbildungswebsite

Ist bekannt ist, dass Ihr Betrieb regelmäßig ausbildet? Am einfachsten geht das über Ihre Website. „Junge Leute sind vor allem in sozialen Netzwerken unterwegs. Aber nach Informationen über Ausbildungen suchen sie dort nicht unbedingt“, sagt Ausbildungsberaterin Sabine Bleumortier. Wichtiger sei es, eine gute Website zum Thema Ausbildung für den eigenen Betrieb zu haben. „Denn die Jugendlichen machen es wie alle: Wenn sie Infos zu etwas suchen, gehen sie auf die entsprechende Homepage.“

Beispiel: Die Ausbildungsseite der Malerfüchse aus Magdeburg zeigt, wie es gehen kann: Wie werde ich Maler? Welche Schulabschlüsse brauche ich und welchen Karriereweg kann ich einschlagen? Typische Schülerfragen werden direkt beantwortet. „Wir haben gemerkt: Je mehr Informationen wir den Jugendlichen geben, desto interessanter wird der Beruf“, sagt Rocco Dier, als Ausbilder verantwortlich für die zehn Azubis. Hier lesen Sie mehr.

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Tipp 2: Arbeiten Sie mit den örtlichen Schulen zusammen

Auch wenn die klassische Berufsberatung laut DGB-Ausbildungsreport viele Schülerinnen und Schüler nicht erreicht, bleiben sie ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die für das Thema Berufsbildung zuständig sind. „Warten Sie nicht, bis die Schulen sich melden, sondern nehmen Sie Kontakt auf und machen Sie Angebote“, sagt Ausbildungsexpertin Bleumortier. „Sorgen Sie dafür, dass in der Schule bekannt ist, dass Sie Ausbildungsplätze, Praktika oder Ferienjobs anbieten.“

„Manchmal reicht ein Werbeplakat an der Bushaltestelle bei der Schule, um einen Azubi zu finden“, sagt Ausbilderberaterin Sabine Bleumortier.
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„Manchmal reicht ein Werbeplakat an der Bushaltestelle bei der Schule, um einen Azubi zu finden“, sagt Ausbilderberaterin Sabine Bleumortier.

Zum Beispiel mit:

  • Unterrichtsbesuchen, die entweder Sie oder einer Ihrer Auszubildenden wahrnimmt,
  • einer Anzeige in der Schulzeitung,
  • einem Eintrag in entsprechenden Listen der Schulen.

„Es muss nicht immer die große Aktion sein“, so Bleumortier. „Manchmal reicht auch ein Werbeplakat an der Bushaltestelle bei der Schule.“

Tipp 3: Bieten Sie Möglichkeiten für gute Schnuppertage oder Praktika

Viele jungen Leute wissen nicht, welche Berufe es gibt und welche Möglichkeiten sie haben. „Alles, was ihnen die Möglichkeit gibt, in Ihren Betrieb hineinzuschnuppern, kann Ihnen einen Azubi verschaffen“, sagt Bleumortier.

Das zeigt auch der DGB-Ausbildungsreport: Vor allem Schülern mit Hauptschulabschluss helfen Praktika bei der Berufsentscheidung. 29,5 Prozent der befragten Auszubildenden mit Hauptschulabschluss sagten, „gute Erfahrungen aus dem Praktikum“ seien ein zentraler Punkt bei ihrer Berufswahl gewesen. Bei den Schulabgängern mit mittlerem Abschluss waren es immerhin noch 22,5 Prozent.

Beispiel: Elektro Barth aus Emden rekrutiert Auszubildende mittlerweile ausschließlich unter Praktikanten. Allerdings gibt sich der Betrieb viel Mühe: Die Schüler bekommen beim Start eine Mappe mit dem internen „EnergieKonzept“, das über Betriebsorganisation und eine mögliche Ausbildung informiert – zum Nachlesen, aber auch zum Vorzeigen Zuhause oder in der Schule. So konnte der Betrieb zum ersten Mal auch eine junge Frau für eine Ausbildung zur Elektroinstallateurin für Energie- und Gebäudetechnik gewinnen. Hier lesen Sie mehr.

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