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Management

Seniorchef auf Spurensuche

Die große Hürde bei der Betriebsnachfolge: Wo finden Inhaber geeignete Kandidaten? Nicht jedes Angebot hält, was es verspricht.

von Jörg Wiebking

Werner Schröder denkt ans Aufhören. Nicht unbedingt, weil der Schuhmachermeister aus Ritterhude schon 69 Jahre alt ist. „Mein Vater war Schuhmacher, der hat bis 80 gearbeitet.“ Das hätte sich Schröder auch vorstellen können, doch er ärgert sich immer mehr über die Umstände, unter denen er arbeiten muss. Er hat sich auf Orthopädie-Schuhtechnik spezialisiert und die Branche leide unter dem Spardiktat der Krankenkassen. „Die Kassen haben die Preise für Einlagen um bis zu 50 Prozent gekürzt.“ Er habe zwar viele Kunden, die für die gewohnte Qualität aus eigener Tasche zahlen. Aber daneben muss er auch günstigere Kassenleistungen anbieten – und das geht dem Meister gegen die Berufsehre: „Unter diesen Umständen vergällt es mir die Lust an der Arbeit.“

Die Nachfolgersuche ist jedoch nicht einfach. Jetzt, wo es der Branche schlecht geht. Beim Arbeitsamt und der Meisterschule hatte er kein Glück. „Ich könnte mir vorstellen, dass ein größeres Unternehmen den Betrieb als Filiale nutzt“, hat sich Schröder überlegt. Doch sein Problem löst das nicht: Wo lässt sich ein Käufer finden?

Solide, kostenlos, anonym: nexxt-change.de
Erste Adresse bei der Nachfolgersuche sind Handwerkskammern und die Betriebsbörse www.nexxt-change.de. „nexxt-change ist eine Börse im Internet“, berichtet Rainer Kissel, Betriebsberater der Handwerkskammer Oldenburg. „Da kann jeder kostenlos und anonym eine Anzeige aufgeben oder nach Nachfolgern und Betrieben suchen.“ Das geht jedoch nur mit Hilfe der Kammer, einer Sparkasse oder Volksbank. „Wir stellen die Anzeige online und informieren Inserenten, wenn Anfragen vorliegen“, berichtet Kissel. Das sichere die Seriosität und es bleibe dem Inserenten überlassen, ob er Kontakt zu einem Kandidaten aufnehmen möchte. Derzeit stehen nach eigenen Angaben bei nexxt-change.de fast 10 000 Inserate online.

Heikel: Marktplätze und Agenturen
Kostenlos und anonym bieten auch viele Internetmarktplätze ihre Dienste an. Solche Websites seien jedoch mit Vorsicht zu genießen, rät Kissel: „Darunter dürften viele Lockvogelangebote sein, denen es vor allem darum geht, ihre Dienste als Berater zu verkaufen.“ Wer sich dennoch für die Marktplätze interessiert, sollte sie genau überprüfen (s. Checkliste). Zur Vorsicht rät Kissel auch bei Angeboten von Agenturen, die sich auf die Vermittlung von Nachfolgern gegen Provision spezialisiert haben. „Da gibt es viele schwarze Schafe, und die erkennt man leider erst, wenn es zu spät ist.“

Teuer, aber wirkungsvoll: Anzeigen
Empfehlenswerter sei demgegenüber eher ein Zeitungsinserat. „Das sollte aber eine Fachzeitschrift oder vielleicht auch eine Handwerkszeitung sein“, rät Kissel. Diese Anzeigen seien zwar teurer als in den lokalen Zeitungen. „Dafür haben sie aber den Vorteil, dass man viel mehr potenzielle Nachfolger erreicht. Und es bekommen nicht gleich Konkurrenten und Mitarbeiter mit, wenn man einen Nachfolger sucht.“

Nicht alle Infos gehören in Ihre Anzeige

Ob Internetbörse oder Zeitungsinserat: Wie viel müssen potenzielle Nachfolger schon aus dem Inserat erfahren?

Je mehr Informationen Sie in ein Angebot für eine Betriebsnachfolge packen, desto besser sind die Chancen, dass sich passende Kandidaten bei Ihnen melden. Doch mit den Details nimmt auch das Risiko zu, dass Mitarbeiter, Kunden oder Wettbewerber frühzeitig Wind von Ihrem Vorhaben bekommen. „Die Auswahl der richtigen Informationen ist eine Gratwanderung“, sagt Rainer Kissel von der Handwerkskammer Oldenburg. Dennoch gehören einige Informationen zwingend in das Inserat:

Spezialisierung:
Angaben zur Branche sind unverzichtbar. Wer sich innerhalb seines Gewerks spezialisiert hat, sollte auch darauf hinweisen.

Größe:
Wer Circa-Werte für Umsatz und Mitarbeiter angibt, verrät nicht zu viel und kann vorab ein paar ungeeignete Kandidaten aussieben.

Alter des Betriebs:
Viele Käufer interessiert, wann der Betrieb gegründet wurde, ob es sich um einen Betrieb mit längerer Tradition oder um eine relativ junge Firma handelt. Je älter der Betrieb ist, desto eher werden ein guter Name und ein ansehnlicher Kundenstamm vermutet. Allerdings sollten Angaben zur technischen Ausstattung nicht fehlen, damit nicht der Eindruck entsteht, der Betrieb sei überaltert.

Grund der Nachfolge:
Sie wollen nicht mit Firmen in einen Topf geworfen werden, die aus einer Krise heraus verkauft werden? Dann ist eine Angabe nützlich, warum Sie einen Nachfolger suchen, zum Beispiel aus Altersgründen.

Übergabeform:
Falls Sie schon klare Vorstellungen haben, wie die Nachfolge erfolgen soll – Kauf, Miete oder Pacht – dann sollten Sie das auch aufnehmen.

Preis und Finanzierung:
Preisvorstellungen gehören nicht unbedingt in ein Inserat. Von größerem Interesse dürfte es sein, wenn Sie dem Nachfolger Hilfe bei der Finanzierung bieten können, da viele Gründer Finanzierungsprobleme haben.

Testballons starten:
„Niemand sollte erwarten, dass sich kurzfristig Interessenten melden“, sagt Kissel. Der Betriebsberater empfiehlt systematisch vorzugehen. „Man sollte zuerst mit nexxt-change.de anfangen und sich dann eventuell andere Kanäle suchen, falls das nichts bringt.“ Das biete die Möglichkeit, zu überprüfen, ob es vielleicht am Profil gelegen hat, falls sich beim ersten Versuch niemand oder die falschen Interessenten gemeldet haben. „Wer stattdessen alle Kanäle gleichzeitig befeuert, investiert vielleicht vorschnell zu viel Zeit und Geld“, warnt der Experte.

Fünf Tipps für Inserate im Internet

Wenn Sie Ihren Betrieb im Internet anbieten wollen, sollten Sie folgende Punkte im Blick behalten:

Mindeststandards:
Hat die Website ein Impressum und Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)? Wenn nicht: Finger weg.

Kosten:
Sind die Anzeigen dauerhaft kostenlos oder handelt es sich um ein Schnupperangebot? Wird bei erfolgreicher Vermittlung eine Provision fällig – und wer zahlt die?

Sensible Daten:
Der Anbieter sollte garantieren, dass er Daten nicht ungefragt weitergibt. Lassen Sie sich den Namen und die Durchwahl des Mitarbeiters geben, der sich um die Weiterleitung der für Sie bestimmten Interessentenadressen, Kontaktaufnahmen oder vielleicht um die Aktualisierung Ihrer Daten kümmert.

Zahl der Inserate:
Prüfen Sie, ob für Ihre Branche – oft gibt es auch nur die Rubrik „Handwerk“ – schon Anfragen oder Angebote veröffentlicht wurden. Je mehr, desto besser. Das ist zumindest ein Indiz dafür, dass die Internetseite von Interessenten auch gefunden und genutzt wird. Eine Garantie ist das allerdings nicht. Es könnten auch klassische Lockvogelinserate sein.

Suchmaschine:
Wie sind Inserate der Website in Suchmaschinen platziert? Ein einfacher Test: Geben Sie bei Google ein paar Worte aus einer auf dem Marktplatz veröffentlichten Seite ein. Steht die Anzeige in den Suchergebnissen auf der ersten Seite, dann hätte auch Ihre Anzeige gute Chancen, gefunden zu werden.

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4-Tage-Woche: „Größte Hürde ist die Baustellenplanung“

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    • Personal, Personalbeschaffung
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