Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Neue Image-Katastrophe

Seniorin seziert Servicetechniker

Dieser Test ist extrem unterhaltsam – und extrem peinlich. Was fünf Pseudo-Handwerker jetzt einer fachkundigen Seniorin zugemutet haben, geht gar nicht.

ZDFinfo hat eine neue Sendung ins Rennen geschickt: Der Oma-Trick. Mit einem Experten im Ohr, der sie mit Fachwissen versorgt, testet eine Seniorin die Beratungs- und Servicequalität verschiedener Branchen, vom Anlageberater bis zum Mobiltelefonverkäufer – ein launiges Konzept.

Eine 85-Jährige hat ausgerechnet für die erste Folge Handwerker in ihre Wohnung bestellt. Der Kühlschrank ist defekt. Wir haben die Höhepunkte der irritierenden Dialoge für Sie aufgeschrieben. Denn was Johanna Penski erlebt hat, mag man sich kaum ansehen.

Den Kühlschrank hat Stefan Wolf präpariert, der Mann ist selbst Inhaber eines Elektrotechnikbetriebes in Bad Honnef. Der Experte durchknipst das Kapillarröhrchen im Thermostat, die Temperregelung funktioniert nicht mehr.

Das sei nicht kompliziert für einen Fachmann, meint Wolf: "Jeder Hausgerätetechniker sollte das erkennen." Für die Fehlersuche veranschlagt er 30 Minuten, inklusive Material sollte die Reparatur knapp 100 Euro plus Mehrwertsteuer kosten. Wolf setzt sich ins Nebenzimmer und beobachtet, was sich in der Küche von Oma Penski abspielt.

Nächste Seite: "Das kann nur am Kältemittel liegen."

Handwerker 1 und das heiße Wetter


Mit Handwerker 1 beginnt der Test recht harmlos, er guckt kurz in den Kühlschrank und sagt: "Der steht ja nur auf 2, jetzt wo es so warm ist, müssen Sie ihn einfach mal hochstellen."
Oma Penski (eingeflüstet von Stefan Wolf): "Den hatte ich schon hochgestellt, auf 5, aber der kühlt trotzdem nicht. Am Thermostat kann’s nicht liegen?
Handwerker 1: "Gut, dann überprüfe ich jetzt eben den Thermostat."
Er greift in die Werkzeugtasche, beginnt mit der Arbeit.
Handwerker 1: „Der Thermostat ist in Ordnung. Wenn er jetzt nicht kühlt, kann’s nur am Kältemittel liegen. Das müsste ich dann nachfüllen. Das geht nicht vor Ort, ich müsste den Kühlschrank mitnehmen.“
Oma Penski: „Was würde das kosten?“
Handwerker 1: "Ungefähr 150 Euro brutto. Aber versuchen Sie es erst einmal mit dem Hochstellen, wenn er dann noch nicht richtig kühlt, komme ich wieder und hole ihn ab."
Oma Penski: "Und was kostet es jetzt? "
Handwerker: "Bloß die Anfahrt, 2 Euro."

2 Euro? Zynischer Kommentar aus dem Off: "Fairer Preis, aber mehr war seine Arbeit auch nicht wert."

Handwerker 2 fährt härtere Geschütze auf – lesen Sie die nächste Seite.

Handwerker 2 und die Verstopfung

Die zweite Diagnose in der Kurzfassung: Die Rückwand ist zu heiß, Undichtigkeit im System, Kompressor verstopft.

Wolfs Kommentar: "Kompletter Unsinn."
Handwerker 2 veranschlagt die Kosten so: "Bisschen über 200 Euro. Aber dafür kriegen Sie über drei Jahre Garantie."
Oma Penski: "Sie sind sicher, dass es nicht am Thermostat liegt?"
Handwerker 2: "Ganz sicher, dann würde der Kühlschrank ja nicht mehr anspringen."
Oma Penski: "Aber schaltet er denn richtig?"
Handwerker 2: "Kann er ja nicht, die Rückwand ist ja verstopft."
Oma Penski fragt noch einmal nach den Kosten.
Handwerker 2: "Wie ich gesagt habe, Materialkosten 140 Euro, dann der Arbeitsaufwand, ein, zwei Stunden, dann noch die blöde Mehrwertsteuer."
Wolf (im Hintergrund): "Da blicke ich jetzt nicht mehr durch, wie viel soll das kosten?"
Handwerker 2 veranschlagt jetzt "insgesamt 250–270 Euro, aber dann hält der auch noch mindestens 10 Jahre."

Nächste Seite: Endlich ein echter Experte – und ein Totalausfall

Handwerker 3 und 4: Experte trifft Totalausfall

Handwerker 3 verschafft dem geneigten Zuschauer eine Atempause. Er reißt mit Oma Penski Witze, findet den Fehler sofort, benötigt die für Reparatur ganze 28 Minuten. Guter Mann. Danke! Dafür will Handwerker 4 gleich das Gasmittel und den Thermostat tauschen, 250 Euro soll der Spaß kosten.

Oma Penski: "Könnte es nicht auch am Kapillarröhrchen liegen?"
Handwerker 4: "Sie wissen’s besser. Es liegt aber nicht daran, glauben Sie mir, ich bin ja kein Bäcker. Ich bin seit 12 Jahren in der Firma und ich weiß, was ich tue."
Oma Penski: "Und wenn Sie vielleicht einmal das Kapillarröhrchen überprüfen?"
Handwerker 4: "Das kostet extra. 29 Euro. Es gibt genug Kunden, die immer alles besser wissen. Wir haben keine Lust, unsere Zeit zu verschwenden."
Oma Penski lässt sich darauf ein. Sie fragt den Mann, wo das Kapillarröhrchen sitzt. Handwerker 4 zeigt auf irgendeine Stelle an der Geräterückwand und sagt: "Ja, hier, sehen Sie."
Wolf (im Hintergrund): "Der hat überhaupt keine Ahnung."

Ehrlich, auf der nächsten Seite kommt es noch schlimmer.

Handwerker 5 kennt viele, viele Ausreden

Die Zusammenfassung vorab: Der Mann will nicht reparieren, sondern abkassieren. Und zwar 300 Euro. Der "Handwerker" behauptet, dass er nicht an den Thermostat herankomme, weil der auf der Geräterückseite sitzen würde (was falsch ist).

Oma Penski: "Dann heben Sie den Kühlschrank doch herunter."
Handwerker 5: "Der ist zu schwer, hätte ich das gewusst, hätte ich einen Kollegen mitgebracht."
Oma Penski: "Kann man da nicht von vorne an den Thermostat?"
Handwerker 5: "Nö, das geht nur bei älteren, 15 Jahre alten Modellen."
Wolf (im Hintergrund, kann’s nicht fassen): "Gott, was erzählt der denn da?"
Oma Penski (sie hatte die Gerätebezeichnung exakt durchgegeben): "Hätten Sie denn einen Thermostat zum Wechseln dabei?"
Handwerker 5: "Selbst wenn ich einen hätte, ich müsste den Kühlschrank dafür ja runternehmen."
Oma Penski: "Aber ich glaube, man kann auch von vorne ran."
Handwerker 5: "Bei dem nicht, da bin ich ganz sicher."

Er nimmt 50 Euro für die Anfahrt, verschwindet und – tata – kommt tatsächlich zurück, mit einem Kollegen und einer Sackkarre. Dann wird’s regelrecht übel. Oma Penski zeigt ihm einen Katalog mit dem richtigen Ersatzteil, aber der Mann lässt sich auf kein Argument ein ("das ist nur für Einbaukühlschranke, dies hier ist kein Einbaukühlschrank").

Oma Penski : "Aber der ist doch baugleich, ein Universalthermostat. Im Internet habe ich das Teil auch gesehen. Der hier kostet nur 20 Euro."
Handwerker 5: "Aber da ist ja nur der Regler, bei dem hier muss die ganze Einheit getauscht werden. Es gibt ja viele Thermostate, die müssen auch genau passen."
Wolf (im Hintergrund): "Die völlige Katastrophe."

Die Klickklack-Diagnose – zum guten Schluss ein sprachlicher Höhepunkt und gute Fragen.

Handwerker 6, totale Abzocke, gute Fragen

Handwerker 6 hat eine besonders findige Diagnose-Methode: "Der Kompressor ist defekt, der mach klickklick."
Oma Penski: "Kann es nicht am Thermostat liegen?"
Handwerker 6: "Ich habe 30 Jahre Erfahrung, das kann ich hören, der macht klickklack. Da ist eine Schutzschaltung im Motor, wenn der Motor nicht angeht, schaltet der sofort aus."

Er veranschlagt für die Reparatur 437 Euro, gibt sich aber kulant: "Ok, 420 Euro mit Lieferung und allem."

Handwerksunternehmer Stefan Wolf fasst den Test insgesamt so zusammen: "Der überwiegende Teil der Handwerker war einfach nur losgeschickt worden, um die Geräte einzusammeln, die hatten überhaupt keine Ahnung von der Technik." Wer sich die Oma-Trick-Folge in Gänze antun möchte, wird in der ZDF-Mediathek fündig. Aber sparen Sie sich lieber die Zeit und beantworten Sie uns folgende Fragen: Was geht da schief? Werden einfach die falschen Betriebe ausgewählt? Spiegelt der Test die Realität? Finden Betriebsinhaber keine besseren Mitarbeiter? Schreiben Sie uns!

Auch dieser Text könnte Sie interessieren:

(sfk)

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Starke Unterstützung für die Azubis: Firmenchef Helge Zink (rechts), Ausbilder Aljoscha Raschke (Mitte) und Vertriebsleiter Nicolas Busch (links)

Personal

Bewerber aus dem Ausland? „Das Gespräch war beeindruckend!“

Was tun, wenn die Bewerbungen immer weniger und schlechter werden? Dieser Handwerksbetrieb gewinnt jetzt Azubis und Fachkräfte im Ausland.

    • Personal
Hasserfüllte oder diskriminierende Aussagen müssen Sie im Betrieb nicht hinnehmen.

Personal

Extremismus am Arbeitsplatz – was tun?

Politische Diskussionen werden auch am Arbeitsplatz immer hitziger. Ein Anwalt erklärt, welche Möglichkeiten das Arbeitsrecht im Umgang mit politischen Extremisten bietet.

    • Personal, Personalführung, Politik und Gesellschaft, Recht, Arbeitsrecht
Die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte wird einfacher.

Seit 18. November 2023

Mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für ausländische Fachkräfte

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz macht’s möglich: Zugewanderte dürfen nicht mehr nur im anerkannten Beruf arbeiten.

    • Personal, Personalbeschaffung, Politik und Gesellschaft
Schneller und sicherer: Wer eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erhält, kann sie jetzt auch mittels QR-Code auf Echtheit prüfen.

Wichtig für Hauptunternehmen

Unbedenklichkeitsbescheinigung: Digitale Prüfung möglich

Was früher nur in Papierform möglich war, geht jetzt auch digital: Ein Online-Portal der BG Bau ermöglicht die Echtheitsprüfung von Unbedenklichkeitsbescheinigungen.

    • Digitalisierung + IT