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Foto: handwerk.com

Leserstimme zum Einkommensvergleich

Sich nicht verzetteln

Wer als Selbstständiger wenig verdient, macht etwas grundlegend falsch, findet Handwerksunternehmer Harald Mausolf. Was genau er damit meint, erfahren Sie hier.

Rund 65 Prozent der Teilnehmer einer handwerk.com-Umfrage gaben an, dass sie unzufrieden mit ihrem Verdienst sind. Bei 21 Prozent laufen die Geschäfte „mal so, mal so“. Lohnt sich die Selbstständigkeit also überhaupt? Und verdienen Selbstständige zum Teil sogar weniger als Angestellte? Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, dass sich diese Frage so pauschal nicht beantworten lässt (wir berichteten): Um die zehn Euro verdient demnach ein Angestellter mit mittlerem Einkommen pro Stunde. Fasst man alle Selbstständigen zusammen, dann kommen sie auf einen in etwa gleichen Wert. Allerdings fällt dieser Stundenlohn bei Selbstständigen mit eigenen Mitarbeitern höher aus (plus 22 Prozent), bei Solounternehmern niedriger (minus 6 Prozent).

Der Delmenhorster Unternehmer Harald Mausolf hat in einem Leserbrief hinterfragt, warum ein Teil der Selbstständigen so wenig verdient: „Nach vierzigjähriger Ehrenamtstätigkeit in den Handwerksorganisationen und dreiundfünfzigjähriger Berufserfahrung habe ich gelernt, dass die meisten Handwerker sich so billig wie möglich verkaufen, um möglichst jeden Auftrag für sich zu entscheiden“, schreibt er und nennt dazu ein Preisdumping-Beispiel: „Die Sanierung der sanitären Einrichtung eines Kindergartens, bei dem der netto Waren-Einkaufswert bereits bei 30.000 Euro lag, wurde inklusive fix und fertiger Arbeit zwischen knapp 38.000 und 58.000 Euro angeboten.“ Die Mehrzahl der Betriebe habe bei dieser Ausschreibung bei rund 45.000 Euro gelegen.

Damit fängt Mausolf zufolge das Leiden an: „Der Angebotspreis ist nicht auskömmlich und der Handwerker versucht, es mit vielen unbezahlten Stunden an Mehrarbeit zu kompensieren. Um am Ende doch noch mit einem blauen Auge aus der Nummer herauszukommen, wird dann getrickst, gepfuscht und so manche Vorschrift außer Acht gelassen. Der tägliche Blick, den ich als Sachverständiger auf so manche haustechnische Installation werfen muss, bestätigt das und ist sicher kein gutes Aushängeschild für den Betrieb und das gesamte Handwerk.“

Einen wesentlichen Grund für die Einkommensmisere sieht Mausolf darin, dass Unternehmer sich verzetteln, statt sich auf ihre eigentlichen Stärken zu konzentrieren und andere Aufgaben zu delegieren: „Ich vertrete die Auffassung, dass der Handwerksmeister das machen soll, was er am besten kann. Für die fehlende Büroerfahrung ist es allemal besser, einen kaufmännischen Ruheständler zu verpflichten, als in unzähligen Stunden am Abend seinen Fehlkalkulationen nachzutrauern. Der Tag hat leider nur 24 Stunden. Wer 16 Stunden arbeitet, schläft entweder nicht oder hat keine Freizeit. Beides ist nicht erstrebenswert und kann nicht der Sinn einer Selbstständigkeit sein.“

Im Delegieren liegt auch dem DIW zufolge ein wesentlicher Vorteil, den Chefs gegenüber Solounternehmern haben: Sie setzen spezialisierte Leute ein, die bestimmte Aufgaben produktiver und effizienter erledigen können.

(afu)

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