Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Schluss mit lustig

Sie sind ein schlechtes Vorbild, Herr zu Guttenberg!

Verteidigungsminister zu Guttenberg liefert eine Doktorarbeit mit Mängeln ab - und tut so, als ob fast nichts wäre. Schönes Vorbild, meint handwerk.com-Autor Jörg Wiebking und fragt sich: Sollen Handwerker jetzt auch so arbeiten?

Lieber Karl-Theodor zu Guttenberg,

persönlich ist es mir ja völlig egal, ob Du in Deiner Doktorarbeit geschummelt hast. Ein Politiker, der eine Aufgabe nicht ordentlich erledigt? Da wärst Du ja nicht der erste Fall. Bist halt auch nur ein Mensch.

Aber leider bist Du ja auch ein Vorbild: Du bist Verteidigungsminister, Jurist, politischer Hoffnungsträger und adliger Dauergast in der Klatschpresse. Du bist ein Vorbild nicht nur für Generäle und Soldaten, sondern für jeden kleinen Angestellten, für jeden Schüler und Studenten in diesem Land.

Schönes Vorbild: Statt Deinen Fehler aufrecht einzugestehen, spielst Du sie herunter. Bei 475 Seiten Doktorarbeit mit mehr 1200 Fußnoten könne es allenfalls um vereinzelte Fußnoten gehen. Du wärst aber bereit, das zu prüfen.

Sollen wir das jetzt alle so machen?

Ich bin schon gespannt, wann der erste Meister diesen Spruch von seinem Gesellen hört: "Der Vorwurf, dass ich das Dach nicht ordentlich gedeckt habe, ist abstrus. Ich bin aber gerne bereit zu prüfen, ob ich bei mehr als 1200 Dachpfannen die eine oder andere Dachpfanne vergessen habe."

Oder: "Ich hab in diesem Jahr schon 1000 Quadratmeter Wände tapeziert, da kann ich nicht ausschließen, dass ich an ein oder zwei Wänden die Grundierung vergessen habe."

Das ist doch keine Entschuldigung! Wer eine Arbeit macht, der soll sie bitte gründlich machen. Oder gilt das nicht für Dich, bist Du etwas Besseres?

Jeder Handwerker muss heute für die kleinsten Mängel bei Kunden zu Kreuze kriechen und Abschläge hinnehmen. Da kannst Du nicht einfach so tun, als ob nichts wäre. Würde sich ein normaler Handwerker so wie Du verhalten, dann wäre er bei den Kunden unten durch.

Es kommt nicht darauf an, keine Fehler zu machen. Es kommt darauf an, wie man mit ihnen umgeht. Wer einen Fehler macht, der muss dazu stehen, sich entschuldigen, möglichen Schaden beseitigen und dafür sorgen, dass es nicht wieder passiert. Das wäre ein echtes Vorbild.

Wie wäre es also mit einer Entschuldigung, lieber zu Guttenberg - und mit der Rückgabe des Doktortitels? Du hast Deinen Job nicht ordentlich gemacht und bist nach unserer Ansicht eindeutig noch in der Gewährleistung. So läuft das jedenfalls im Handwerk

Es grüßt


Jörg Wiebking
- Redaktion handwerk.com -

P.S. Und komm mir bloß nicht damit, dass das ja alles nur eine Kampagne Deiner linken Gegner ist. Selbst die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) beschuldigt Dich. 23 Schummeleien hat die FAZ bereits gezählt - und erwartet noch mehr.

Weitere Kommentare von Jörg Wiebking:

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
„Unterirdisches“ Arbeitszeugnis: Nach zwei Jahren klagte ein Mann vor Gericht und forderte eine Korrektur. Zu Recht?

Urteil

Schlechtes Arbeitszeugnis: Wie lange muss der Arbeitgeber korrigieren?

Gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis darf ein ehemaliger Mitarbeiter klagen. Wie lange er sich dabei Zeit lassen darf, hat jetzt ein Gericht entschieden.

    • Recht, Arbeitsrecht
Große Unzufriedenheit: Nur 14 Prozent der Beschäftigten fühlen sich ihrem Arbeitgeber emotional eng verbunden.

Mitarbeiterbindung

Schlechter Chef wird zum Betriebsrisiko

Die Zahl der Arbeitnehmer, die sich nicht an ihren Arbeitgeber gebunden fühlt, erreicht ein Rekordniveau. Und das liegt nicht am Geld, ermittelte eine aktuelle Studie.

    • Personal, Personalbeschaffung, Politik und Gesellschaft
„Dass junge Handwerkerinnen schwanger werden, ist völlig normal“, sagt Malermeisterin Tamina Beckerat und setzt in Sachen Familienplanung auf Offenheit anstatt auf Problematisierung.

Junge Handwerkerinnen

Nach Kündigung wegen Familienplanung: Als Chefin ein Vorbild

Den Job verloren, weil sie eine Familie wollte: eine schmerzliche Erfahrung für Tamina Beckerat. Als Chefin eines Frauenteams spricht sie das Thema Schwangerschaft bewusst an.

    • Personal
Starke HItze senkt die Produktivität: Ist deshalb eine Siesta sinnvoll – was meinen Sie?

1-Klick-Umfrage

Siesta wegen Hitze: Was halten Sie davon?

Wegen der hohen Temperaturen im Sommer fordern die Amtsärzte die Einführung einer Siesta nach südeuropäischem Vorbild. Was halten Sie davon?

    • Personal, Politik und Gesellschaft