Der ganz normale Bewerbungswahnsinn:
- Tipp- und Grammatikfehler in der Bewerbung? Macht nichts, muss deswegen ja kein schlechter Handwerker sein.
- Unvollständige Unterlagen? Schon schlimmer, aber Sie stellen ja jemanden für die Baustelle ein und nicht für die Ablage.
- Arbeitszeugnisse? Denen darf man leider nicht trauen, da wird regelmäßig das Blaue vom Himmel herunter geschönt.
Bleibt Ihnen also noch der Lebenslauf als Anhaltspunkt. Der lässt sich zwar besonders leicht frisieren - doch ebenso einfach können Sie die entsprechenden Warnsignale entdecken.
Hier die wichtigsten 6 Warnsignale im Lebenslauf!
1. Warnsignal: "Auszeiten" tarnen Krankheit und Arbeitslosigkeit
Bewerber müssen Zeiten von Arbeitslosigkeit oder längere Krankheiten in Lebenslauf nicht erwähnen. Um solche Lücken im Lebenslauf zu tarnen, wird daraus oft eine "Auszeit" oder eine "berufliche Neuorientierung" gemacht - manchmal sogar noch als Auslandserfahrung oder sonst wie aufgewertet.
Beispiel: 03/2010 - 11/2010 Auszeit in Norwegen
Bei solchen Auszeiten im Lebenslauf sollten Sie zumindest gezielt nachfragen: Warum eine Auszeit? Was hat er dort gemacht? Was hat es gebracht? Und dann überlegen Sie sich: Klingen die Antworten wirklich nach einer Auszeit - oder nur nach einer Ausrede?
Auch wenn der Bewerber "berufliche Neuorientierung" schreibt, lohnen sich kritische Fragen im Bewerbungsgespräch: Warum wollte er wechseln? Was wären die Alternativen gewesen? Was hat er in der Richtung unternommen? Warum ist daraus nichts geworden?
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2. Warnsignal: So tarnen schwammige Formulierungen fehlende Kenntnisse!
Immer wieder bewerben sich Arbeitssuchende auf Stellen, ohne deren Anforderungen zu erfüllen. Dahinter steckt die Hoffnung, dass man sich die nötigen Kenntnisse bis zum Job-Antritt schon verschaffen kann, wenn man sich erfolgreich durch das Bewerbungsgespräch mogelt..
Solche Schwächen werden dann durch schwammige Formulierungen ohne entsprechende Belege getarnt.
Beispiel: "Gute Kenntnisse in ..."
Wenn die Kenntnisse wirklich gut wären, würde ein seriöser Bewerber das irgendwie belegen, zum Beispiel durch ein Zeugnis, ein Zertifikat, entsprechende Berufserfahrung, in der nachweislich diese Kenntnisse gefragt waren ...
Tipp: Fragen Sie telefonisch nach und bitten Sie den Bewerber, die entsprechenden Unterlagen zum Vorstellungsgespräch mitzubringen. Täuscher werden dann gar nicht erst zum Gespräch erscheinen.
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3. Warnsignale: So tarnen "Sammelbegriffe" häufige Jobwechsel!
Häufige Jobwechsel kommen bei Arbeitgebern nicht gut an. Sie können ein Zeichen für fehlende Fachkenntnisse und/oder fehlende Teamfähigkeit sein. Darum tarnen Bewerber sie gerne durch Sammelbegriffe!
Beispiel: Statt drei verschiedene Arbeitgeber aufzuzählen, bei denen ein Bewerber binnen eines Jahres rausgeflogen ist, schreibt er lieber "02/2006 - 05/2007 Tätigkeit als Geselle und Kundendienstmonteur".
Tipp: Auch hier lohnt sich eine telefonische Nachfrage vor dem Vorstellungsgespräch. Was genau hat der Bewerber in der Zeit gemacht - und für welchen Arbeitgeber? Den früheren Arbeitgeber sollten Sie dann gleich hinterher anrufen ...
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4. Warnsignal: So tarnen Bewerber eine abgebrochene Ausbildung!
Lücken durch eine abgebrochene Fortbildung oder ein nicht beendetes Studium lassen sich leicht tarnen, aber auch ebenso leicht entdecken.
Beispiel: "10/2000 - 03/2004 Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Personal"
Kann ja sein, dass jemand völlig vergisst, seinen universitären Abschluss (Diplom o. Ä.) zu erwähnen. Wahrscheinlich ist das aber nicht, dafür hat derjenige viel zu viel Arbeit in den Abschluss investiert.
Wenn dann in der Bewerbungsmappe auch noch das entsprechende Zeugnis fehlt, müssen Sie den Bewerber wirklich nicht mehr persönlich fragen, ob er das Studium oder die Fortbildung abgeschlossen hat ...
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5. Warnsignal: Ungewöhnliche Interessen sollen fehlende Qualifikation tarnen!
Bewerber mit wenig oder ohne Berufserfahrung versuchen gerne, diese Defizite auszugleichen. Da müssen solide Hobbys plötzlich als "besondere Kenntnisse und Fähigkeiten" herhalten.
Dann wird zum Beispiel aus dem regelmäßigen Malle-Urlaub plötzlich ein "Interesse an iberischer Kultur und Sprache" oder aus Flohmarktbesuchen am Wochenende ein "Interesse an Verhandlungsmethoden".
Da hier der sprachlichen Kreativität leider keine Grenzen gesetzt sind, sollten Sie unbelegte "besondere Kenntnisse und Fähigkeiten" als das nehmen, was sie sind - eine ergänzende Information, kein Einstellungskriterium. Alles, was wichtig ist, kann ein Bewerber auch belegen.
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6. Warnsignal: Auffällig gelungene Bewerbungsunterlagen
Manche Bewerber versuchen fehlende Kenntnisse und Fähigkeiten durch besonders gelungene oder gar ausgefallene Bewerbungen zu vertuschen. Damit wollen sie von ihren Schwächen ablenken und sich von anderen Bewerbern abheben. Nicht selten haben bei solchen Bewerbungen "Experten" das Frisieren der Unterlagen übernommen.
Wenn Ihnen solche sich positiv abhebenden Unterlagen in die Hände geraten, sollten Sie daher den Lebenslauf besonders genau nach verräterischen oder getarnten Lücken durchsuchen.
Weitere Infos zum Thema:
(jw)