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Personalgewinnung
So erreichen Sie potenzielle Bewerber
Teure Stellenanzeigen, geringe Resonanz? Das muss nicht sein. Es kommt auf die richtigen Verbreitungskanäle an. Und auf deren geschickte Vernetzung.
Die richtigen Mitarbeiter suchen ...
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Chronischer Bewerbermangel, dünne Personaldecken und verschnupfte Firmenchefs, das ist hierzulande in vielen mittelständischen Unternehmen die Realität. Wer die begehrten Bewerber mit den eigenen Stellenangeboten erreichen will, muss neue Wege gehen und potenzielle Kandidaten dort ansprechen, wo sie sich aufhalten. In sozialen Netzwerken wie Xing oder Facebook zum Beispiel. Oder auf einer Veranstaltung, ob das nun eine Messe oder eine private Feier ist.
Für den deutschen Länderbericht der Studie „Social Recruiting“ hat die Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim im Auftrag des Personaldienstleisters Adecco die Fragebögen von rund 200 Bewerbern ausgewertet.
Gibt Tipps zur Personalgewinnung:
Zuzana Blazek

Der „Klassiker“ unter den Verbreitungskanälen für Stellenangebote, die Zeitungsanzeige, landet demnach bei den Bewerbern nur noch auf dem sechsten Platz: 27,9 Prozent der Befragten gaben an, sie mindestens einmal pro Woche für die Stellensuche zu nutzen. Am beliebtesten sind der Studie zufolge Online-Jobbörsen (43,3 %), gefolgt von den Internetauftritten der Unternehmen (33,9%), der Direktansprache (32,1%) und den Informationen der Agentur für Arbeit (31,0%).
Welche Kanäle geeignet sind, hängt von der jeweiligen Bewerberzielgruppe ab. Entscheidend ist, ihre jeweiligen Vorteile zu nutzen und sie gekonnt miteinander zu kombinieren. Dazu einige Tipps von Zuzana Blazek. Sie ist Expertin für Personalgewinnung beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln und arbeitet dort im Projekt „Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung“ mit.
Bewerber dringend gesucht? Nichts geht ohne Firmenwebsite! Mehr dazu auf Seite 2.
Eine eigene Website, auf der ein Unternehmen nicht nur seine Leistungen, sondern auch sich selbst präsentiert, hält Zuzana Blazek für ein "Muss". Dabei macht es ihr zufolge Sinn, einen gesonderten Menüpunkt „Karriere“ oder „Jobs“ einzubinden: Jobsuchende finden dort schnell alle wesentlichen Informationen in gebündelter Form. „Es geht dabei vor allem darum, authentisch zu sein und dem potenziellen Bewerber Lust darauf zu machen, bei genau diesem Unternehmen zu arbeiten“, sagt sie. Das könne zum Beispiel über Fotos, Videos und Berichte aus dem Unternehmensalltag geschehen, „die bestenfalls von den Mitarbeitern selbst kommen“.
Nach Blazeks Einschätzung steuern immer mehr Stellensuchende den Internetauftritt über ihr Smartphone oder Tablet an, um sich zu informieren. „Sie gucken dort zwischendurch mal drauf, ob im Wartezimmer beim Arzt oder an der Bushaltestelle“, meint die Expertin. Deshalb hält sie es für wichtig, die Firmenwebsite für mobile Anwendungen zu optimieren, so dass die Informationen auf dem Display gut lesbar sind.
2. Jobbörsen im Internet
Neben den großen Online-Jobbörsen wie monster.de oder stepstone.de gibt es auch auf einzelne Wirtschaftszweige, Branchen oder Gewerke spezialisierte Börsen, die unter anderem von Kammern, Verbänden oder Fachmedien betrieben werden. Blazek rät dazu, entweder eine der bekannteren zu nehmen, auf denen sich viele Interessenten tummeln, oder eine möglichst fachbezogene Stellenbörse zu wählen, bei der die Streuverluste gering sind. Je nachdem, was für eine Stelle Sie besetzen möchten.
3. Social Media
Wer als Unternehmen auf Social Media-Plattformen wie Xing, Facebook oder Linkedin mit einem eigenen Arbeitgeberprofil vertreten ist, kann dort neben Stellenangeboten zum Beispiel auch kurze Statements von Mitarbeitern oder Fotos von der Betriebsfeier posten. Wie beim Menüpunkt „Jobs“ oder „Karriere“ auf der Firmenwebsite sind die Angebote also von anderen Informationen eingerahmt. Über die gegenseitigen Verlinkungen sind diese Kanäle eng miteinander verbunden. Der Aufwand kann sich lohnen: 34,5 Prozent der in der Adecco-Studie „Social Recruiting“ befragten Bewerber gaben an, dass sie Social Media mindestens einmal pro Woche nutzen, um nach Stellenangeboten zu suchen. Ein Teil verfolgt dabei auch das Ziel, sich ein berufliches Netzwerk aufzubauen (33,8%) oder herauszufinden, was andere über bestimmte Unternehmen sagen (28,8%).
Seite 3: Persönliche Empfehlungen – "Weg der Zukunft"
Für besonders vielversprechend hält Zuzana Blazek den Weg, über persönliche Kontakte neue Mitarbeiter zu gewinnen. Eine Möglichkeit seien sogenannte Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programme: Die Firmenleitung wirbt bei ihren Mitarbeitern darum, aktuelle Stellenangebote in ihren Familien- und Bekanntenkreis zu tragen. Für erfolgreiche Empfehlungen erhalten die Mitarbeiter besondere Prämien. Das können Geldprämien sein oder auch Punkteprämien, welche die Mitarbeiter zum Beispiel für Weiterbildungen einlösen können.
"Wenn mir meine Mitarbeiter jemanden empfehlen, so werden sie vorher meist genau überlegen, ob diese Menschen fachlich zum Unternehmen passen und sozial kompetent sind", sagt Blazek zu den Vorteilen. "Denn schließlich müssen sie dann ja auch mit ihnen zusammenarbeiten." Persönliche Kontakte zu nutzen, kann ihr zufolge aber auch heißen, Lieferanten, Kunden oder andere Bezugsgruppen in die Bewerbersuche einzubinden. An seine Kunden hat sich zum Beispiel der Handwerksunternehmer Jörg Julius Kapune gewandt: In einem eigens dafür gestalteten Flyer bittet der Chef der Tischlerei "Julius Möbel" in Overath seine Kunden darum, ihn bei seiner Suche nach potenziellen neuen Mitarbeitern zu unterstützen.
5. Stellenanzeigen in Printmedien
"Die Bedeutung der Printmedien-Anzeigen für die Stellenbesetzung nimmt kontinuierlich ab", sagt Blazek. Gleichzeitig fließe bei vielen Unternehmen immer noch der Großteil des Werbebudgets in diese Anzeigen, die im Vergleich zu anderen Rekrutierungswegen relativ teuer seien. Sie rät daher dazu, das Kosten-Nutzen-Verhältnis kritisch zu hinterfragen und alternative Kanäle auszuprobieren. "Es gibt aber auch Zielgruppen, bei denen es Sinn macht, Printanzeigen zu schalten", fügt sie hinzu. Eine Anzeige in einer Fachzeitschrift für bestimmte Gewerke zum Beispiel. Oder eventuell auch in einer regionalen Tageszeitung, wenn man gezielt nach älteren Mitarbeitern sucht.
(afu)
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