Nicht nur kleine Betriebe haben Probleme, Fachkräfte zu finden. Auch die großen Handwerker müssen um Mitarbeiter kämpfen. Die Barghorn GmbH amp; Co. KG in Brake zum Beispiel beschäftigt 150 Mitarbeiter und 42 Azubis sind in der Elektrotechnik, Maschinenbau, Metall- und Stahlbau tätig.
Dennoch ist Gunnar Barghorn immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Dafür nutzt der 46-Jährige viele Wege. Manche eignen sich besser, andere kann man getrost vergessen.
Herr Barghorn, auf Ihrer Website können sich Mitarbeiter anonym bewerben. Warum das denn?
Gunnar Barghorn: Als dieses Thema vor ein paar Jahren aufkam, war ich lange dagegen. Ich hielt das für Zeitverschwendung, weil so ein anonymisiertes Verfahren dazu führen kann, dass man zu viele Vorstellungsgespräche führt. Am Ende stellt man dann eben erst im Gespräch fest, dass jemand nicht zum Unternehmen passt, statt schon aufgrund der Unterlagen. Das dachte ich jedenfalls.
Inzwischen habe ich meine Haltung dazu geändert, auch wegen der Umkehrung der Verhältnisse. Wir sind schon lange nicht mehr in der Situation, dass wir aussuchen können. Es ist genau umgekehrt: Die Arbeitnehmer suchen sich den Arbeitgeber aus. Deswegen probieren wir auch solche Wege aus.
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Mitarbeitersuche im Internet und mit Zeitungsanzeigen
Funktioniert das: Kommen mehr Bewerbungen rein?
Gunnar Barghorn: Wir machen das seit September 2012 und hatten bisher nur eine einzige echte anonyme Bewerbung. Die Bewerbungsunterlagen durchliefen unseren ganz normalen Auswahlprozess. Daraus wurde aber nichts, weil der Bewerber nicht die gewünschten Erfahrungen hatte.
Und wie sieht es mit „normalen“ Bewerbungen über das Internet aus: Laufen die besser?
Gunnar Barghorn: Über unsere Website gehen 10 bis 15 Prozent aller Bewerbungen ein, das ist ganz gut. Jobbörsen wie Stepstone oder Monster sind nicht unsere Baustelle. Wir haben das ausprobiert, aber es hat uns nur Geld gekostet. Vielleicht liegt das daran, dass wir vor allem Fachkräfte suchen, von denen die meisten in ihrem regionalen Umfeld bleiben möchten. Für die sind Jobbörsen vielleicht nicht der erste Gedanke, wenn sie etwas suchen.
Haben Sie mit Stellenanzeigen in Zeitungen mehr Erfolg?
Gunnar Barghorn: Wir schalten Anzeigen, allerdings mit sehr durchwachsenem Erfolg. Wie bekommen sehr viele Bewerbungen, doch die Quote passender Bewerber ist gering. Wir hatten auch schon Anzeigen mit null Resonanz. Es ist schon ernüchternd, wie wenig qualifizierte Bewerbungen wir bekommen.
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2 Tipps, die tatsächlich funktionieren
Das klingt alles ziemlich frustrierend. Gibt es überhaupt irgendeine Methode, die Sie empfehlen können?
Gunnar Barghorn: Wenn es um höherrangige Stellen geht, funktionieren Personalvermittler ganz gut. Das geht aber nicht über Nacht, da muss man mit 3 bis 6 Monaten rechnen. Und für Fachkräfte, für ganz normale Monteure sind Vermittler nicht geeignet.
Aber Sie haben doch Fachkräfte. Wo kommen die denn her, wenn Sie nicht alle selbst ausgebildet haben?
Gunnar Barghorn: Fachkräfte findet man am sichersten bei Leiharbeitsfirmen. Leiharbeiter haben den Vorteil, dass sich beide Seiten risikolos kennenlernen können. Da hat man nach einiger Zeit ein sicheres Gefühl dafür, ob es passt. Und dann bieten wir solchen Mitarbeitern einen Arbeitsvertrag an.
Bekommen Sie dadurch nicht Stress mit den Leiharbeitsfirmen?
Gunnar Barghorn: Glücklich sind die Verleiher damit nicht. Sie haben ja selbst Probleme, Fachkräfte zu finden. Aber das ist nicht unüblich und die Verleihfirmen haben sich darauf eingestellt. Wir müssen dann eine „Vermittlungsgebühr“ zahlen, das ist mittlerweile branchenüblich. Das finde ich auch in Ordnung, gerade wenn wir einen Mitarbeiter nur kurz geliehen hatten. Wie soll der Verleiher sonst auf seine Kosten kommen? Wir haben dafür weniger Aufwand mit der Suche und kein Risiko bei der Einstellung. Darum finde ich die Gebühr fair.
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