Auf einen Blick:
- Hohe Energiekosten sind der wichtigste Treiber für Investitionen in Energieeffizienz im Handwerk. Alle Gewerkegruppen sind davon betroffen.
- Setzen die Betriebe bisher vor allem auf Energiesparmaßnahmen, rücken jetzt die Eigenerzeugung von Energie, deren Speicherung und Investitionen in den Fuhrpark in den Mittelpunkt.
- Wer tatsächlich investiert, hängt jedoch stark von der Betriebsgröße ab.
Handwerker treiben die Klimawende voran – nicht nur bei ihren Kunden, sondern auch in ihren eigenen Betrieben: 47 Prozent aller Betriebe haben in den letzten fünf Jahren ihren Energieverbrauch gesenkt oder planen Investitionen innerhalb der nächsten fünf Jahre. Zu diesem Ergebnis kommt eine Sonderumfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), an der sich mehr als 7.900 Betriebe beteiligt haben.
Große Betriebe investieren eher in Energieeffizienz
So gaben 36 Prozent der Befragten an, dass sie Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten durchgeführt haben. Knapp ein Drittel dieser Betriebe plant weitere Investitionen in Energieeffizienz. Hinzu kommen 11 Prozent der Befragten, die erstmalig investieren wollen.
Dabei hat die Betriebsgröße nach Angaben des ZDH einen deutlichen Einfluss auf energiesenkende Investitionen. So hätten 52 Prozent der Solo-Selbstständigen bisher nicht investiert und planten dies auch nicht für die Zukunft. Dieser Anteil nehme mit der Betriebsgröße kontinuierlich ab und sinke bei Betrieben mit 50 und mehr Mitarbeitenden auf 18 Prozent. Das habe etwas mit der Zahl der Mitarbeiter zu tun, die solche Projekte fachlich begleiten können. Eine Rolle spiele aber auch deren Ausstattung an größeren Maschinen und Anlagen, die größere Ansatzpunkte für verbrauchssenkenden Maßnahmen bilden.
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Energiekosten treiben Investitionen
Die steigenden Energiekosten nannten 84 Prozent der Betriebe als Grund für ihre Investitionen in die Energieeffizienz.
So zeigt die Umfrage, dass der Energiekostenanteil am Umsatz zwischen 2016 und 2021 von 8 auf 10,6 Prozent gestiegen ist. Besonders hoch lag der Anteil bei den privaten Dienstleistungshandwerken (12,6 Prozent), den Kfz-Betrieben (12,4 Prozent) und den Lebensmittelhandwerken (11,6 Prozent). Die größten Steigerungen meldeten dabei die Kfz-Betriebe (3 Prozentpunkte), die Baubetriebe (2,9 Prozentpunkte) und die Ausbaugewerke (2,8 Prozentpunkte).
Als weitere Gründe für Investitionen nannten die Betriebe, dass sie einen Beitrag zum Klimawandel und zur Stärkung ihres Images leisten wollten (60 Prozent). Eine geringere Rolle spielten demgegenüber die Bindung und Motivation von Mitarbeitenden (18 Prozent), gesetzliche Vorgaben (12 Prozent), Anforderungen von gewerblichen Kunden (6 Prozent), öffentlichen Auftraggebern (3 Prozent) und Kreditgebern (3 Prozent).
Betriebe investieren in ihre Unabhängigkeit
Aktuell sieht der ZDH eine Verschiebung bei den Investitionsvorhaben. In den vergangenen Jahren hätten die Betriebe vor allem in effizientere Maschinen, Anlagen und Prozess investiert. Geld floss aber auch in die energetische Sanierung ihrer Immobilien und die Eigenerzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien. Die Eigenerzeugung werde bei künftigen Investitionen zum wichtigsten Thema, dicht gefolgt von Anlagen zur Speicherung dieser Energie. Hinzu kämen Investitionen in Elektro- und Wasserstofffahrzeuge: 17 Prozent der Betriebe waren hier schon aktiv, weitere 21 Prozent planen entsprechende Ausgaben.
Hindernisse für Investitionen
41 Prozent der befragten Betriebe haben bisher nicht in Energieeffizienz investiert – und keine entsprechenden Zukunftspläne. Dafür nennen sie vor allem drei Gründe:
- die Unwirtschaftlichkeit umsetzbarer Maßnahmen (40 Prozent),
- fehlende finanzielle Mittel (32 Prozent),
- die Gegebenheiten im Betrieb (27 Prozent).
Die Unwirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen nennen vor allem Baubetriebe (49 Prozent), Gesundheits-Handwerker (47 Prozent) und Kfz-Betriebe (46 Prozent). Finanzierungsprobleme betreffen insbesondere die Lebensmittelgewerke (42 Prozent), Kfz-Betriebe (39 Prozent) und die privaten Dienstleistungsgewerke (37 Prozent).
Kritisiert werden in der Umfrage allerdings auch die Rahmenbedingungen, unter denen Handwerker in die Senkung der Energiekosten investieren. Vor allem nannten 28 Prozent der Befragten die rechtlichen Rahmenbedingungen als Hürde. Auch in Sachen Förderung gebe es Problem: So sei die Vielzahl der Förderprogramme zu unübersichtlich (23 Prozent), passe nicht zu den Betrieben (22 Prozent), daure zu lang (19 Prozent) oder zahle zu wenig (18 Prozent).
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