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Foto: handwerk.com

Aufgeblasene ZDF-Reportage

So korrupt sind Betriebe – nicht

In einem „aufwendigen Test“ hat die „ZDFzeit“ nach korrupten Handwerkern gesucht und tatsächlich einen (!) entdeckt.

Langeweile Hund schlafen müde flach

Der Sanierungsauftrag ist fett. Das Dach einer Immobilie in Dortmund soll komplett erneuert werden, der Eigentümer überlässt der ZDFzeit seinen Besitz als Köder. 2.800 Quadratmeter Dachfläche, eine knappe halbe Million Euro Auftragsvolumen, die Fernsehmacher verschicken eine detaillierte Ausschreibung an 30 Dachdecker.

Eine Stimme aus dem Off fragt: „Wir sind gespannt, wie viele werden anbeißen?“ Gute Frage. Leider dauert es eine (gefühlte) Ewigkeit bis die Sendung "Wie korrupt ist Deutschland?" zur Sache kommt. Der Beitrag ist mit dramatischer Musik, nachgestellten Szenen und alten Fällen gespickt. Und mit Phrasen. „Korruption lohnt sich für die Täter.“ „Bei Korruption zahlt der Bürger die Zeche.“ Ah, ja. Im Hintergrund klirren Champagnergläser.

Nach 22 Minuten, endlich, der Test geht in die „heiße Phase“. Fünf Dachdecker haben auf die Ausschreibung reagiert, versteckte Kameras filmen die Gespräche mit den Handwerksunternehmern. Die Mikrofone zeichnen zunächst das „übliche Gefeilsche“ auf.

ZDF-Lockvogel: „Wir würden Ihre Rechnung innerhalb von 10 Tagen bezahlen, aber dann müssen 3 Prozent Skonto drin sein.
Dachdecker 1: „Na gut, 3 Prozent Skonto ist auch schon Geld, aber das können wir machen.“
ZDF-Lockvogel: „Ich möchte ja, dass Sie den Auftrag kriegen. Ich würde mich ja für Sie einsetzen, nur wie soll ich das tun?“

Der Handwerker versteht den Wink mit der Dachlatte. Doch wie enttäuschend, er will nicht schmieren. Wie kann das sein? Die TV-Journalisten geben ihre Tarnung auf und interviewen Dachdecker 1. Der sagt in die Kamera: „Das ist unsere Philosophie, ehrlich währt am längsten. So etwas macht man einfach nicht. Fertig.“

Schade. Vielleicht klappt’s beim nächsten Handwerker.

Dachdecker 2 reagiert humorvoll auf das unmoralische Angebot: „Sie können bei uns in der Firma einen Kaffee und ein Brötchen kriegen.“ Er hätte sich den Auftrag entgehen lassen, obwohl er „seinen kleinen Betrieb noch aufbaut“.

Förmlich hört man die Fernsehleute greinen: „Verdammt, wir haben einen wahnsinnigen Aufwand getrieben, will denn hier keine Sau Schmiergeld zahlen?“ Aber auch weitere Kandidaten gehen nicht auf die Verlockung ein. Dann betritt endlich, tata, der fünfte Dachdecker das Büro des Immobilienbesitzers.

Der Lockvogel wird eindeutig: „Was Anderes haben sie nicht in petto, was ich mit auf den Weg kriege?“
Dachdecker 5: „Dieses Andere, da muss man mal sehen, wie geht es weiter, was kommt da in Sachen Auftragsvergabe? Irgendwo muss das Andere ja auch wieder rausspringen.“

Hervorragend! Bravo! Jetzt könnte es interessant werden. „Wieviel ist ihm das Andere wohl wert?“ Genau, die Stimme aus dem Off hat wieder eine gute Frage gestellt. Und welchen Weg wählt die ZDFzeit? Der verdeckte Test wird abgebrochen, die Journalisten halten dem Mann das Mikrofon vor die Nase: „Auch bei diesem Dachdecker fragen wir nach. Vergeblich. Der Mann wollte mit uns wohl nicht über seine Schmiergeld-Offerte reden.“

Ob die ernsthaft mit einer Antwort gerechnet haben? 25 Minuten und 30 Sekunden sind vergangen und das soll noch 20 Minuten so weitergehen. Auf einem anderen Fernsehsender beginnt Wolfburgs sportliches Debakel in Madrid. Vielleicht haben die nicht genug Geld nach Spanien überwiesen, jedenfalls schießt Ronaldo drei Tore. Und die Norddeutschen wehren sich kaum. Es gab schon unterhaltsamere Fernsehabende.

Mit dem Zweiten sieht man:

(sfk)

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