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Sieben Tipps für treuere Azubis

So verhindern Sie Ausbildungsabbruch!

Kennen Sie das auch? Gerade ist der Azubi gefunden, macht er sich schon auf und davon. Ausbildungs­abbrecher sind im Handwerk ein Massenphänomen! Sieben Tipps, was Sie dagegen unternehmen können.

Immer mehr Azubis brechen ihre Ausbildung ab. 2014 haben mehr als 33 Prozent ihre Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst. 2010 waren es noch 29 Prozent, berichtet das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (zur Studie).

Am schlimmsten ist es zurzeit in Sachsen-Anhalt. Hier stieg die Abbrecherquote im gleichen Zeitraum von gut einem Drittel auf 46,5 Prozent.

Deutlich geringer als im Handwerk ist die bundesweite Abbrecherquote mit 21,5 Prozent in Industrie und Handel.

Doch warum geben so viele Lehrlinge auf? Meistens spielen mehrere Faktoren zusammen, weiß das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): Falsche Berufswahl nannten 30 Prozent der Jugendlichen. Knapp die Hälfte gab persönliche Gründe an. Für 70 Prozent spielten Probleme im Betrieb eine wichtige Rolle.

Wer die Abbrecher-Gründe kennt, kann besser gegensteuern
Und was führt im Betrieb zum Abbruch? Auch hier sind mehrere Ursachen verantwortlich. Die Abbrecher beklagen vor allem: Konflikte mit Ausbilder oder Betriebsinhaber (60 Prozent), eine schlechte Vermittlung der Inhalte (43 Prozent), ungünstige Arbeitszeiten (31 Prozent) und ausbildungsfremde Tätigkeiten (26 Prozent). Das zeigt: Jedes Unternehmen kann zum Gelingen der Ausbildung viel beitragen.

Seite 2: Ein sicheres Mittel gegen böse Überraschungen.

Vor der Lehre Klarheit schaffen

Das Magdeburger Bauunternehmen Paul Schuster ist bekannt für erfolgreiche Lehrlinge in vier Gewerken: Steinmetz, Tischler, Maurer und Stuckateur. Viele der Absolventen wurden Landes- und Kammersieger. Trotzdem kämpft das Unternehmen mit einem Rückgang der Lehrlinge.

Umso wichtiger ist es laut Geschäftsführer Frank Schuster, jeden durchzubringen, der einen Lehrvertrag unterschrieben hat. Das klappt auch. „Wenn erst einmal einer bei uns ist, gibt es keine Probleme mehr“, erklärt der Steinmetz- und Landesinnungsmeister.

Tipp 1: Mit guter Arbeit locken
Sein Tipp für zufriedene Lehrlinge: „Wir machen eine klassische Ausbildung.“ Statt die Azubis nur mit dem Gesellentrupp auf die Baustelle zu schicken, achtet der Steinmetz darauf, dass sie professionell am Werkstoff ausgebildet werden. „Wir locken mit guter Arbeit“, erklärt Schuster. „Einige Betriebe missbrauchen ihre Lehrlinge eher als Hilfsarbeiter“, kritisiert er.

Tipp 2: Mit Praktika Klarheit schaffen
„Meistens kommen unsere Lehrlinge über die Praktika“, sagt Schuster. Sein Betrieb ist bei mehreren Schulen gelistet. Zwar melden sich pro Jahr nur wenige Praktikanten auf die Stellen, aber die sind vielversprechend für eine anschließende Lehre.

Ein weiterer Vorteil: Wer ein Praktikum absolviert hat, weiß worauf er sich einlässt. Das senkt die Gefahr der falschen Berufswahl.

Seite 3: Richtig motivieren – so halten Sie Azubis bei der Stange.

Beruf mit Perspektive

Beim Magdeburger Friseursalon Hairlounge Falke ist das Praktikum sogar eine Pflichtübung vor dem Lehrvertrag. Nicht alle Praktikanten halten das durch. „Wer es aber erfolgreich absolviert hat und die Lehre anfängt, bringt sie fast immer zu Ende“, sagt Friseurmeisterin Brigitte Falke.

Tipp 3: Fördern und Fordern
Das Engagement der Ausbilderin müssen sich Falkes Azubis aber erst verdienen. Die Ausbildung ist anspruchsvoll. Und sie fordert Eigeninitiative. Wer üben will, darf jede Woche mit einem freiwilligen Modell in den Salon kommen. „Ich stelle mich gerne dazu, zeige ihnen die Technik und passe auf, dass der Schnitt gelingt“, erklärt Falke. „Aber ich gehe nicht auf die Straße und suche Modelle für meine Azubis.“

Trotzdem kann es vorkommen, dass ein Lehrling die Lust verliert. Auch die Erfahrung hat Brigitte Falke gemacht. Ihr Mittel dagegen:

Tipp 4: Perspektiven bieten
Wird einem guten Auszubildenden die Arbeit zu eintönig, können positives Feedback und die Aussicht auf Entwicklungsmöglichkeiten neue Zuversicht geben. Friseurmeisterin Falke hat ihrem berufsmüden Azubi erklärt, dass seine Zukunft nicht nur aus der Arbeit im Laden bestehen muss. „Man kann an Meisterschaften teilnehmen, eine Visagisten-Weiterbildung machen und sich auf anspruchsvolle Zielgruppen verlagern“, sagt sie.

Seite 4: Schnelle Hilfe, wenn nichts mehr geht.

 

Richtig reagieren

Grundsätzlich gilt: Droht die Ausbildung zu scheitern, sind Maßnahmen gefordert. Sabine Wölfert aus dem Bereich Berufsbildung der Handwerkskammer Magdeburg weiß, was dann zu tun ist.

Tipp 5: Schnell reagieren
„Aussitzen nützt keinem etwas“, erklärt Wölfert. Ihr Rat: Sobald ein Unternehmer merkt, dass es mit dem Auszubildenden nicht läuft, sollte er das Gespräch suchen und dem Problem auf den Grund gehen.

Tipp 6: Hilfe von außen holen
Egal, ob die Probleme im Schulstoff liegen, der Azubi Motivationsschwierigkeiten hat oder nicht mit Chef klarkommt – es hilft, wenn er sich an eine außenstehende Person wenden kann. Die Handwerkskammer Magdeburg arbeitet daher eng mit der bundesweiten Initiative „Vera“ zusammen. Sie stellt dem Azubi einen persönlichen Betreuer zur Seite. Die Betreuer sind ehemalige Ausbilder oder Betriebsinhaber.

Scheitert die Motivation nur am Berufsschulstress, können die Unternehmen bei der Agentur für Arbeit Hilfe für ihre Schützlinge anfordern.

Tipp 7: An der Vergütung drehen
Auch das liebe Geld kann Lehrlinge davon abhalten, ihren Vertrag aufzulösen. „Die Vergütung macht viel aus“, sagt Sabine Wölfert. Dabei muss man die Lehrlinge nicht mit Scheinen überhäufen. „Bonuszahlungen bei guten Leistungen sind eine Möglichkeit, Auszubildende zu motivieren“, erklärt Wölfert. „Oder man finanziert ihnen den Führerschein.“

(deg)

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