Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Bundesarbeitsgericht

Soka-Bau: Alte Tarifverträge nicht allgemeinverbindlich

Nicht tarifgebundene Betriebe siegen vor dem Bundesarbeitsgericht: Die Allgemeinverbindlicherklärungen der Jahre 2008, 2010 und 2014 sind unwirksam.

In letzter Instanz hat aktuell das Bundesarbeitsgericht (BAG) die Allgemeinverbindlicherklärungen (AVE) für unwirksam erklärt. Folglich sind nicht tarifgebundene Betriebe für die Zeiträume von Oktober 2007 bis November 2011 sowie für Januar bis Dezember 2014 nicht zur Beitragszahlung verpflichtet.

Und wie sieht es mit bereits gezahlten Beiträgen aus? „Rechtskräftig abgeschlossene Klageverfahren über Beitragsansprüche werden von der Feststellung der Unwirksamkeit jedoch nicht berührt“, schreibt das BAG in einer Pressemitteilung. Eine „Wiederaufnahme des Verfahrens nach § 580 Zivilprozessordnung ist insoweit nicht möglich.“

Hintergrund: Die Tarifverträge über das Sozialkassenverfahren im Baugewerbe (VTV) können vom Bundesarbeitsministerium auf Antrag der Tarifparteien allgemeinverbindlich erklärt werden. Dann sind auch nicht tarifgebundene Betriebe beitragspflichtig. Maßgeblich für die AVE war bis 2014, dass die tarifgebundenen Arbeitgeber mindestens 50 Prozent aller Arbeitnehmer eine Branche vertraten. Seit August 2014 genügt für die AVE, wenn sie gemäß Tarifvertragsgesetz „im öffentlichen Interesse geboten“ ist.

Die Entscheidungen: Das BAG erklärte die alten AVE nun für unwirksam. Die Begründung „Bei der Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen handelt es sich um Normsetzung, die nach dem in Art. 20 Grundgesetz verankerten Demokratieprinzip die Befassung des zuständigen Ministers für Arbeit und Soziales erfordert.“ Das sei weder 2008 noch 2010 erfolgt. Die 2014 zuständige Ministerin Andrea Nahles habe sich zwar damit befasst. Jedoch habe es 2014, wie auch 2008 und 2010, „keine tragfähige Grundlage für die Annahme“ des Ministeriums gegeben, dass „in der Baubranche mindestens 50 Prozent der unter den Geltungsbereich des Tarifvertrags fallenden Arbeitnehmer bei tarifgebundenen Arbeitgebern beschäftigt waren“. (Beschlüsse vom 21. September 2016, Az. 10 ABR 48/15 und 10 ABR 33/15)

Wie geht es weiter?
Die Soka-Bau teilte mit, sie müsse „die in den nächsten Monaten ergehenden schriftlichen Entscheidungsgründe des Gerichts abwarten, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden können“.

Die Durchführung der aktuellen Sozialkassenverfahren sei hiervon nicht berührt: „Diese sind von den nachfolgenden Allgemeinverbindlicherklärungen nach aktueller Gesetzeslage abgedeckt. Daher wird der Beitragseinzug unverändert durchgeführt.“

Umstritten sind die aktuellen AVE indes auch, da sie Solo-Selbstständige zur Zahlung einer Ausbildungsabgabe zwingen. Dagegen sind mehrere Gerichtsverfahren anhängig.

(jw)

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Gewährleistungsrechte unzulässig eingeschränkt: Das Landgericht München verbietet einem Betrieb, die AGB-Klauseln bei Verträgen mit Verbrauchern weiter zu nutzen.

Personal

Inflationsprämie: Diese Tarifverträge sind allgemeinverbindlich

Die steuerfreie Inflationsprämie können Arbeitgeber noch bis Ende 2024 an ihre Mitarbeitenden zahlen. Manche Betriebe sind sogar per Tarifvertrag dazu verpflichtet.

    • Personal, Politik und Gesellschaft
Diverse Geldscheine und ein Arbeitshandschuh liegen auf einem Geldschein.

Politik und Gesellschaft

Wegezeitentschädigung: Tarifvertrag ist allgemeinverbindlich

Die Wegezeitentschädigung am Bau gilt jetzt für alle Betriebe. Wer ist betroffen? Welche Ausnahmen gibt es? Was müssen Sie bezahlen? Hier die Antworten.

    • Politik und Gesellschaft, Recht, Arbeitsrecht
Ein Arbeitszeugnis muss zugleich wahr und wohlwollend sein. Dass Arbeitnehmende Änderungen verlangen, ist kein Einzelfall.

Urteil

Nach Zoff um Arbeitszeugnis Schlussformel gestrichen – zu Recht?

Mitarbeiter haben kein Recht auf gute Wünsche im Arbeitszeugnis. Ob Chefs sie nachträglich streichen dürfen, entschied das Bundesarbeitsgericht.

    • Personal, Recht, Arbeitsrecht
Ein Headhunter ist nicht billig. Umso ärgerlicher, wenn der neue Mitarbeiter gleich wieder kündigt.

Personalsuche

Trotz Kündigung: Arbeitgeber trägt die Headhunter-Kosten

Dürfen Sie als Chef einen neuen Mitarbeiter bei Kündigung zur Rückzahlung einer Vermittlungsprovision verpflichten? Das Bundesarbeitsgericht hat eine klare Antwort.

    • Personal, Personalbeschaffung, Recht, Arbeitsrecht