Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Wirtschaftlichkeit Solarstrom - der große Check

Solarenergie 2015: Was bleibt an Rendite?

Lukrative Photovoltaik-Investitionen sind noch möglich, doch es braucht einen echt spitzen Bleistift. Hier finden Sie den passenden Anspitzer.

Zwiespältige Aussichten.
Solar_Fotolia_Harald Lange.jpg

Die Tischlerei Wackerhagen hat es gewagt. Heute bauen die Niedersachsen jedes Möbelstück zu einem Drittel mit Sonnenenergie. Dafür sorgt eine 140-Kilowatt-Solaranlage auf dem Dach. „Wir sind lange mit der Idee schwanger gegangen“, erklärt Geschäftsführer Werner Gottenströter.

Klar will so eine sechsstellige Investition gut überlegt sein. Drei Faktoren halfen bei der Entscheidung.

  • Profit: Der Betrieb rechnet mit einem Return of Invest nach gut zehn Jahren.
  • Ökologisches Interesse: „Wir wollten etwas für die Umwelt tun“, sagt Gottenströter. Mit der Solaranlage spart das Unternehmen 78 Tonnen CO2 im Jahr. Das hat auch einen Image-Effekt. So baut sich die Tischlerei den guten Ruf eines umweltbewussten Betriebs auf.
  • Platz: Dachflächen waren schon vorhanden.

Seit Oktober 2013 läuft die PV-Anlage. Das erste Jahr war gut. Die Anlage lieferte 20 Prozent mehr Energie als prognostiziert. Weniger zuverlässig waren die Rahmenbedingungen. Kalkuliert wurde etwa ein steigender Strompreis von zwei bis drei Prozent jährlich. Nun sind die Strompreise gefallen. „Das dürfte auch erst mal so bleiben“, fürchtet Gottenströter.



Der grüne Weg zu zwei Prozent Rendite

Zur Hälfte hat der Betrieb die PV-Anlage selbst finanziert. So rechnet er am Ende mit zwei Prozent Rendite über 20 Jahre Laufzeit. Das ist mehr als der Finanzmarkt für Investitionen auf einem Festgeldkonto hergibt. Werner Gottenströter sieht das ohnehin pragmatisch: „Wenn die Anlage kostendeckend ist, wären wir schon zufrieden.“



Obwohl die Bundesregierung die knappe Solarrendite 2014 weiter beschnitten hat, sind lohnende Photovoltaik-Investments noch möglich, sagen Experten. Wir haben gründlich nachgerechnet. Ergebnis: Bei optimalen Bedingungen rentieren sich auch kleinere Solaranlagen in Mittel- und Norddeutschland innerhalb von zwölf Jahren. Selbst bei konservativer Rechnung sind in 25 Jahren garantierter Lebensdauer jährlich mehr als zwei Prozent Rendite drin.



Um die zu erreichen, müssen aber eine Reihe von Faktoren zusammenspielen.

Welche, das lesen Sie auf Seite 2.

Die Größe muss zum Betrieb passen

Der künftige Betreiber ist gefragt, Kosten und Nutzen seiner Anlage sorgfältig durchzurechnen. Der erste Schritt ist die Kenntnis des eigenen Stromverbrauchs. Wer seinen Strom nur an den Netzbetreiber verkauft, bekommt maximal 12,5 Cent pro Kilowattstunde. Zu wenig! „Die Stromgestehungskosten der Solarenergie liegen allein bei 12 bis 14 Cent pro Kilowattstunde“, sagt Oliver Stellfeldt, Vertriebsleiter des Solaranlagenplaners BLIS Solar.

Daher werden aktuelle Solaranlagen immer für den Eigenverbrauch optimiert. Statt den Solarstrom für 12,5 Cent zu verkaufen, sparen Unternehmen so beispielsweise 21,5 Cent für den Stromeinkauf. Das wird umso rentabler, wenn die Strompreise mittelfristig wieder steigen.

Die Faustregel der Anlagenplaner heißt: Die Solaranlage darf im Jahr maximal so viel Strom produzieren, wie das Unternehmen verbraucht. Außerdem gilt: Je kleiner die Solaranlage im Vergleich zum eigenen Stromverbrauch, desto größer ist ganz automatisch der Eigenverbrauch.

Aktive Maßnahmen für mehr ­Solarstromnutzung
Der entscheidende Trick um die Rentabilität der Anlage zu erhöhen liegt also darin, so viel Solarstrom wie möglich selbst zu nutzen. Mindestens 50 Prozent Eigenverbrauch sollten es schon sein; besser 60. Bei der Möbeltischlerei Wackerhagen fließt die Hälfte des Solarstroms direkt in die Produktion, verrät Werner Gottenströter. Zusätzliche Maßnahmen, den Eigenverbrauch zu erhöhen, hat das Unternehmen nicht getroffen. „Wir wollten die Produktionsabläufe nicht beeinträchtigen.“

Dennoch ist es ratsam, über eine gezielte Eigenverbrauchserhöhung zumindest nachzudenken. Zur Mittagszeit etwa machen alle Angestellten Pause, doch da ist die Sonneneinstrahlung am höchsten. Die Frage lautet: Gibt es in meinem Betrieb Geräte, Maschinen oder Teilprozesse, die ich in dieser Zeit automatisch zuschalten kann? Wenn ja: machen. „Auch eine Kopplung der PV-Anlage an die Warmwasserbereitung oder eine Wärmepumpe erhöht den Eigenverbrauch“, erklärt Stellfeldt.

Nicht am falschen Ende sparen
Eine weitere Stellschraube für gute Renditen ist die Wahl der richtigen Module. Deren Preise sind in den vergangenen Jahren so stark gefallen, dass sie nur noch gut die Hälfte der Gesamtinvestition ausmachen. Das heißt, es lohnt sich, ein paar Euro mehr in die Qualität der Solarmodule zu investieren. Beispiel: Das zweitbeste monokristalline Solarmodul des Herstellers Yingli kostet 6,5 Prozent mehr als das beste polykristalline Modul des Herstellers. Dafür liefert das Monomodul 5,8 Prozent mehr Leistung auf gleicher Fläche und hat einen höheren Wirkungsgrad. Heißt unterm Strich: Ein paar Prozentpunkte mehr Gesamtrendite.

Gleich sind Sie gefragt: Testen Sie unseren Solar-Renditerechner! Zur letzten Seite.

Preise ab 1150 Euro pro Kilowatt

Mit spitzem Bleistift rechnen
Bleistift Spitz Anspitzer

Mehr für sein Geld bekommt man auch ab einer gewissen Mindestgröße der Solaranlage. Als grobe Grenze gelten zehn Kilowatt – ab hier ist ein System etwa ein Fünftel günstiger als eine Kleinanlage mit drei Kilowatt.

Der selbstständige Berater Stefan Piontek hat aus seiner Arbeit mit der Finanzierungsberatungsgesellschaft Hypofact AG einen guten Einblick in die Solarpreisentwicklung. Er berät Kunden bei der Finanzierung ihrer Photovoltaik-Anlage und arbeitet mit einem Netzwerk unterschiedlicher Solarenergieunternehmen zusammen. In den letzten Wochen hat der Berater unverbindlich verschiedene Angebote für mehrere Kunden eingeholt. „Für Anlagen ab zehn Kilowatt lagen die niedrigsten Gesamtpreise bei 1150 Euro pro Kilowatt“, sagt Piontek. Wir haben noch einen Dachdecker nach seinen Preisen für ­Solarinstallationen gefragt. Sein Preis bei dieser Größe ist ähnlich: 1200 Euro pro Kilowatt.

Standort und Betriebskosten
Als letzter Kostenfaktor kommen Wartung, Reinigung und Versicherung in die Kalkulation. Wer hier wenigstens zwei Prozent der Anschaffungskosten pro Jahr ansetzt, sollte in einer realistischen Preiszone landen. „Laut unserer Erfahrung sind in den ersten fünf Jahren allerdings noch keine Wartungsarbeiten zu erwarten“, sagt Piontek.

Wir haben ein Exceltool als Solarrechner aufgebaut, das von Sonneneinstrahlung über Anschaffungs-, Betriebskosten und Gelderlöse alle relevanten Faktoren der Anlagenplanung berücksichtigt. Sie können unseren Solarrechner hier kostenlos herunterladen. Er gibt Ihnen eine unverbindliche Orientierung bei der Solarenergiekalkulation - hinterlegt ist bereits eine Beispielanlage, die Sie nach Ihren Wünschen anpassen können. Berater Stefan Piontek von der Hypofact AG wie auch die Steuerberatung Ecovis haben die Kalkulation für uns durchgesehen und für plausibel befunden.

Offen bleibt die Frage nach der richtigen Finanzierung. Nach unserer konservativen Kalkulation macht die knappe Rendite Solaranlagen vor allem für Betriebe interessant, die eine grüne Anlagemöglichkeit für vorhandenes Eigenkapital suchen. Eine Fremdfinanzierung ist aktuell zu Zinssätzen von etwa zwei Prozent zu haben und daher erst ab einer Rendite von wenigstens vier Prozent sinnvoll. Ob die erreichbar ist, entscheidet der konkrete Fall etwa durch Mengenrabatte bei großen Anlagen oder die prognostizierte Strompreisentwicklung.

(deg)

Mehr Artikel rund um Energie:

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Welches Fachwissen ist nötig, um eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach zu bringen? Es gehe um die Statik des Dachstuhls und den Zustand der Dachabdeckung, sagt Dachdeckermeister Jan Voges. Wer das nicht beachtet, müsse mit Problemen rechnen. 

Energiekosten

Solarteure: Schulung macht noch keinen Meister

Photovoltaikanlagen boomen, doch nicht jedes Angebot ist verlässlich – und ein Gewerk muss es ausbügeln. Woran liegt das?

    • Energiekosten, Politik und Gesellschaft
Künftig können Montage und Wartung von PV-Anlagen als Handwerkerleistung gelten.

Handwerkerleistungen

Installation von Photovoltaikanlagen steuerlich absetzbar

Montieren Handwerker Photovoltaikanlagen, können Kunden die Leistung jetzt von der Steuer absetzen. Aber nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

    • Steuern
Tobias (li.) und Herbert Kalms suchen Fachkräfte für die Umsetzung der Energiewende und haben sich eine besondere Aktion ausgedacht.

Event für potenzielle Mitarbeitende

Verrückte Bewerber-Kampagne: Betrieb lädt zum Fliegen ein

Weil ihm Fachkräfte für die Montage von Photovoltaik-Anlagen fehlen, lädt dieser Dachdecker Bewerber aufs Dach des Münchner Olympiastadions - und wirbt für sein Gewerk.

    • Personal
Bunte Vielfalt. Verschiedene Social-Media-Netzwerke bringen verschiedene Stärken für Unternehmen mit. Welche sind Ihre Favoriten? 

Digitalisierung + IT

Welche Social-Media-Netzwerke nutzen Sie aktuell?

Kunden finden, Fachkräfte suchen, mit Gleichgesinnten austauschen. Für jedes Ziel gibt es die passenden Social-Media-Netzwerke. Was sind Ihre Favoriten?

    • Digitalisierung + IT