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Foto: handwerk.com

Verlorene Zeit im Büro

Spaß zu Tode normiert

Formulare, Normen, Hürden: Eine besonders unnütze bürokratische Hürde zeigt, dass die aktuelle „Frustdebatte“ kein dummes Gerede ist – Handwerksunternehmer sind zu recht genervt.

In der „Frustdebatte", die „Resignierter Handwerksmeister“ mit seinem Leserbrief an handwerk.com losgetreten hat, ist es ein Kernmotiv: Der Ärger über die bürokratischen Hürden, die dicht vor die Schreibtische von Handwerksunternehmern gestellt werden.

Und 2 Punkte stehen wiederum ganz oben auf der Liste der verlorenen Zeit: Normen erfüllen, Gesetze beachten.

Ein konkretes Beispiel dafür ist die Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge. Seit 2005 wird mit der umstrittenen Regelung die wackelige Rentenversicherung gestützt. Etwas vornehmer ausgedrückt läuft so etwas unter dem Stichwort „Liquiditätssicherung“.

Nächste Seite: Jede Lohnabrechnung muss mehrfach angefasst werden – völlig unnötig.

Schätzen, zahlen, nachzahlen

Bis zum Sommer 2005 konnten Handwerksunternehmer den kompletten Sozialversicherungsbeitrag für ihre Mitarbeiter einfach bis zum 15. des Folgemonats entrichten. Doch seit mehr als 8 Jahren müssen Unternehmen die voraussichtliche Höhe des Beitrags für den laufenden Kalendermonat schätzen und ihn bereits vor der fälligen Lohnzahlung überweisen.

Eine Folge: Handwerksunternehmer finanzieren Leistungen vor – ihnen wird Liquidität entzogen. Und die ständigen nachträglichen Korrekturen der Lohnabrechnung sind nicht weniger unverständlich. Denn jede Abrechnung landet mehrfach auf dem Chefschreibtisch. Je nachdem, wie sich das Geschäft entwickelt hat, werden Nachzahlungen fällig oder Überschüsse verrechnet.

Faktisch erstellt der Arbeitgeber nicht mehr 12, sondern mindestens 24 Monatsabrechnungen im Jahr. Und dann orientiert sich die Frist der Schätzung für den Folgemonat auch noch an den Bankarbeitstagen. Das ist nur eine Kleinigkeit – aber Monat für Monat müssen die Betriebe in den Kalender sehen. Wer weiß beispielsweise schon auswendig, auf welches Datum der Stichtag, also jeweils der fünftletzte Bankarbeitstag, im Dezember 2013 fällt? Und die Kleinigkeiten summieren sich …

Nächste Seite: Sind sich Politiker über die Auswirkungen ihrer Entscheidungen bewusst?

Bürokratie-Wahnsinn im Vorfeld abwenden

Zu den Verbänden, die der Bundesregierung seit Jahren wegen der Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge auf die Füße treten, gehört die Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN).

LHN-Hauptgeschäftsführer Michael Koch sagt: „Politiker machen sich keine Gedanken über die Auswirkungen ihrer Entscheidungen.“ Gemeinsam mit der Bundesvorsitzenden der Unternehmerfrauen im Handwerk, Heidi Kluth, hat Michael Koch auch in diesem Jahr „bis hoch in das Bundessozialministerium hinein“ Gespräche zur Vorfälligkeit geführt. Dass es bei diesem Thema überhaupt ein Bürokratieproblem gibt, sei jetzt „endlich“ begriffen worden. Wird Ursula von der Leyen einlenken? Koch: „Da bin ich mir nicht sicher.“

Übrigens: Die Unternehmerfrau Claudia Beil merkt zur Frustdebatte an, dass sich „nur Männer“ in den handwerk.com-Beiträgen den Frust von der Seele schreiben. Seit sie das UFH-Netzwerk nutze, erfahre sie viel über „bürotechnische“ Unwägbarkeiten. Beil sieht es als besondere Fähigkeit: Aus der Flut der Informationen, die die Betriebe täglich erreichen, die Tipps herauszufiltern, die den reibungslosen Ablauf erleichtern. Und das gelte übrigens auch für das SEPA-Verfahren und seine (auch bürokratischen) Nebenwirkungen, die an den Nerven von „Resignierter Handwerksmeister“ gezerrt hatten. Claudia Beil: „Ein großer Teil des Bürokratie-Irrsinns lässt sich bereits im Vorfeld abwenden.“

Jetzt mal konkret: Welche Vorschrift, welche Norm oder welches Gesetz nervt Sie? Schreiben Sie uns!

(sfk)

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