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Foto: Johannes Arlt / Repair Café Sasel
Typische Reparatur-Situation aus dem Repair-Cafe im Saselhaus. Das Forschungsprojekt Realkoop will Repair-Cafés und Handwerk stärker zusammenführen.

Politik und Gesellschaft

Startschuss einer neuen Reparaturkultur

Das Projekt Realkoop bringt Handwerker und Reparaturinitiativen zusammen. Ziel: Nachfrage steigern und eine Basis für Geschäftsmodelle schaffen.

Auf einen Blick:

  • Schon heute bilden Reparaturen eine zentrale Umsatzquelle vieler Handwerksbetriebe.
  • Das Projekt Realkoop soll den Trend zu mehr Reparaturen befeuern und helfen Angebot und Nachfrage gleichermaßen zu erhöhen.
  • Bei Realkoop sollen Handwerksbetriebe mit Reparaturinitiativen kooperieren. Das soll teilnehmenden Handwerkern auch außerhalb der Kooperation zu mehr Sichtbarkeit und Umsatz verhelfen.

Sie stehen für einen Jahresumsatz von über 30 Milliarden. Sie erhöhen die Produktlebensdauer, verbessern die Ressourceneffizienz und sie bilden für viele Handwerksbetriebe eine zentrale Umsatzquelle: Reparaturen. Wie wertvoll das Trendthema Reparaturen für Handwerk und Gesellschaft ist, hat das Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk (IFH) für das Umweltbundesamt ermittelt. Zugleich haben sich die Forscher mit der Frage beschäftigt, wie sich die Nachfrage nach Reparaturen steigern lässt. Eine Erkenntnis der Arbeit: „Jede gesamtwirtschaftliche Erhöhung der Reparaturnachfrage wird sich unmittelbar positiv auf die betreffenden Betriebe und ihre Beschäftigten auswirken.“

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Mit Realkoop Reparaturnachfrage steigern

Was kann man genau tun, um die Reparaturnachfrage bei Handwerkern steigern? Ein Weg sind laut IFH Kooperationsformate, die die gesellschaftliche Nachfrage nach Reparaturen fördern: Kooperieren Handwerksbetriebe mit Reparatur-Initiativen – die in Reparaturcafés etwa Kleinreparaturen unentgeltlich durchführen – könnten gleichermaßen Angebot und Nachfrage nach Reparaturen verstärkt werden, was nicht zuletzt zu mehr Umsätzen bei den Handwerksbetrieben führt.

Das Potenzial dieser Kooperationsmöglichkeiten wird jetzt in einem Feldversuch mit echten Kooperationen untersucht. Dafür haben sich die Forscher des IFH mit den Karlsruher Kollegen vom Institut für Betriebsführung (ITB) und dem Berliner Zentrum für Kulturforschung im Forschungsprojekt Realkoop zusammengetan. „Wir wollen in der Praxis umsetzen, was am IFH in der Theorie ausgearbeitet wurde“, erklärt Realkoop-Projektleiter Andreas Ihm.

Reallabore in drei Städten

In den Städten Karlsruhe, Heidelberg und Eberswalde bauen die Forscher Reallabore auf, in denen Handwerksbetriebe und Reparatur-Initiativen zusammenarbeiten und Nachfrager bei der Reparatur ihrer Güter unterstützen. Haben die Kooperationen ihre Arbeit aufgenommen, soll ihre Arbeit in einer zweijährigen Praxisphase untersucht werden. „In der Praxisphase werden wir Befragungen mit Reparatursuchenden, Reparateuren und Betreibern der Reparaturcafés durchführen und so ermitteln, welcher Erfolgsfaktoren und Hemmnisse es für solche Kooperationen gibt“, erklärt Andreas Ihm.

In den Projektregionen sollen Handwerker und Reparatur-Initiativen zusammenarbeiten und Reparatursuchende bei ihren Wünschen unterstützen. Geld fließt bei diesem Service keines. „Die Leistung ist ehrenamtlich“, sagt Ihm. Der Leitgedanke ist ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Trotzdem glauben die Forscher, dass sich eine Teilnahme an Reparatur-Initiativen für Handwerker wirtschaftlich lohnt. „Gute Arbeit bei einer Kleinreparatur kann zu größeren Aufträgen führen“, sagt der Realkoop-Projektleiter. Zudem könnten Handwerker über die Initiativen ihre Bekanntheit in der Region steigern, sich als attraktive Arbeitgeber zeigen und neue Dienstleistungen entwickeln. „Aktuell erleben wir eine Sondersituation im Handwerk mit guter Auftragslage“, sagt Ihm, „aber für den vorausschauenden Handwerker, der Interesse an neuen Geschäftsmodellen hat, stecken in Reparaturen gewaltige Potenziale.“

Realkoop: Diese Handwerker sind gefragt

Wer kann teilnehmen? Geeignet für die Reparatur-Initiativen seien grundsätzlich alle Handwerke des täglichen Bedarfs. Das könnten Elektriker, Informationstechniker, Schneider, Goldschmiede oder Zweiradmechaniker sein. „Auch Tischler wären beispielsweise denkbar, wenn es sich um Reparaturen handelt, die vor Ort gemacht werden können“, sagt Ihm. Für die Reallabore würden die Handwerker so ausgewählt, dass sie die jeweilige Reparaturinitiative gemäß ihres Bedarfs sinnvoll unterstützen. Die Projektpartner seien mit Handwerksorganisationen wie Handwerkskammern, Innungen und Kreishandwerkerschaften in Kontakt, die sie bei der Gewinnung von Betrieben für das Projekt unterstützen würden. Interessierte Betriebe können sich aber auch direkt an die Projektverantwortlichen wenden: „Wer Interesse hat, soll uns einfach eine E-Mail schreiben“, sagt Andreas Ihm.

Auch Interessenten, die ihren Sitz nicht in den Projektregionen haben, ermutigt Ihm sich zu melden. „Wir werden eher keine weiteren Reallabore eröffnen können, aber wir finden für Interessenten eine passende Reparaturinitiative über unser Netzwerk.“

Ziel: Blaupause für erfolgreiche Kooperationen

Ende 2023 endet das vom Bundesumweltamt geförderte Projekt. „Unser Ziel ist es, im Projekt Best Practice Beispiele zu schaffen und eine Blaupause für erfolgreiche Kooperationen zu entwickeln“, sagt Ihm. „Wir wissen, dass wir mit drei Reallaboren kein bundesweites Umdenken herbeiführen. Wir möchten aber den Gedanken in die Zivilgesellschaft und die Handwerksorganisationen tragen und Infos bereitstellen, was man beachten muss.

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