von Claas Beckmann
Fast täglich ist Handwerksunternehmer Uwe Kliemisch (41) aus Delmenhorst bei Bremen im Dialog mit Kollegen aus ganz Deutschland. Technische Fragen oder die Zukunft der SHK-Branche diskutiert er auf der Internet-Plattform haustechnikdialog.de (htd) ganz bequem vom PC aus. Es ist erstaunlich, wie oft man gute Antworten bekommt, sagt er. Das Internet erleichtert es, sich mit neuen Kontakten zu vernetzen Neudeutsch: Networking.
Auf Networking-Plattformen tummeln sich viele Mitwirkende: htd lockt täglich tausende Leser, das Portal openbc.de zählt mehr als 500 000 Mitglieder. Dank des Internets ist man beim Anbandeln nicht mehr abhängig von seiner Region oder der Zeit, sagt Unternehmensberater Martin Röll aus Dresden.
Informationsvorsprung dank Networking
Auf htd laufen rege Diskussionen. Es gibt einige Leute, die sehr engagiert Fragen beantworten, sagt htd-Betreiber Bernd Aue aus Hannover. In dem resultierenden Informationsvorsprung sieht Aue den größten Nutzen für die Teilnehmer. Kliemisch schätzt es, sich im abgeschotteten Meisterforum auszutauschen. Da die Teilnehmer selten direkte Konkurrenten sind, herrsche dort große Offenheit.
Branchenspezifischen Plattformen wie htd sind Treffpunkte für Spezialisten. Branchenunabhängige Plattformen wie openbc.de punkten mit einem größeren Teilnehmerkreis. Sie eignen sich gut, flüchtige Kontakte zu pflegen: Man kann Kontakte sammeln und verwalten, Botschaften versenden, Nutzer einladen, Adressänderungen verfolgen oder Fremde einander vorstellen. Mit Profilen informieren die Teilnehmer über sich.
Diese Plattformen sind ein bisschen wie eine Stehparty, sagt Röll. Man schaut, schnappt hier und da etwas auf und klinkt sich ein, wenn es besonders interessant wird. Mit diesem Vergleich sind laut Röll auch ein paar Regeln vorgegeben: So wie Sie als Gast auf einem Empfang keine Werbezettel verteilen oder sich mit Ihrem Lieblingsfeind streiten würden, ist es auch in Diskussionsforen kontraproduktiv, zu Marktschreierei oder Streit anzuheben zumal die sich Beiträge auf alle Zeit nachlesen lassen.
Hilfsbereitschaft öffnet Türen
Am besten funktioniert Networking mit Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft. Wenn ein Handwerker in dem Forum anderen hilft, dann strahlt das zurück. Selbst wenn er es nicht darauf angelegt hat, berichtet Aue. Umgekehrt werden Störer im Forum schnell isoliert. Selbstreinigungskraft, nennt Aue das. Kliemisch formuliert seine Beiträge so wie ich draußen berate und macht es damit intuitiv richtig.
Kliemisch ist sich sicher: Networking bringt den Berufsstand voran und auch seinen Betrieb. Er hat Aufträge gewinnen können. Kleinigkeiten zwar, aber man hat den Fuß in der Tür.
5 Tipps zum Networking
Steckbrief: Ein gutes Profil informiert und bietet anderen Anknüpfungspunkte für ein Gespräch, etwa über gemeinsame Interessen. Sie können die Kennlernphase schlecht überspringen ohne wie ein Vertreter zu wirken. Daher gehören in das Profil mehr Infos, als Branche und Name. Lassen Sie sich von anderen inspirieren. Das Stöbern macht besonders am Anfang Spaß.
Kein Doppelleben: Geben Sie sich auf den Plattformen so wie im realen Leben. Glaubwürdigkeit zählt.
Sorgfalt mit Kontakten: Die Masse an Teilnehmer verführt dazu, wahllos Kontakte zu sammeln. Pflegen Sie Ihre Kontaktliste wie einen exklusiven Zirkel. Erst wenn Sie Ihren bestehenden Kontakten aussagekräftig über den Neuling Auskunft geben können, kommt eine Aufnahme in Frage. Fruchtlose Kontakte werden wieder gelöst. Andersherum: Akzeptieren Sie ein Nein von anderen Teilnehmern.
Geben und Nehmen: Wer andere Teilnehmer ständig melkt ohne selbst zu geben, macht sich unbeliebt. Gehen Sie ruhig in Vorleistung. Hilfreiche Antworten auf klare Fragen sollten immer drin sein, nicht nur unter Kollegen. Ziehen Sie die Grenze dort, wofür Sie im realen Leben Geld verlangen würden.
Keine Scheu: Fremde anzusprechen fällt vielen schwer. Doch dazu sind die Plattformen da. Es erleichtert den Einstieg, wenn ein Freund Sie einführen kann.
Weiterlesen:
Praxisbuch Networking, von Andreas Lutz, ISBN: 3-7093-0084-3
Networking, von Christine Öttl und Gitte Härter, ISBN: 3-455-09474-0