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Internettelefonie

Telefonieren für einen Cent pro Minute

Eine neue Technik sorgt für fallende Telefongebühren: "Voice over IP". Was braucht man dafür, welche Anbieter gibt es, und lohnt sich die Investition schon jetzt?

Eine neue Technik sorgt für fallende Telefongebühren: "Voice over IP", frei übersetzt "Telefonieren über das Internet". In Deutschland telefonieren bereits über eine halbe Millionen Menschen auf diesem Weg. Viele Betriebe sind unsicher: Wie funktioniert VoIP, welche Ausrüstung ist nötig, und lohnt sich die Investition schon jetzt?

von Thomas Busch

Der Markt ist noch jung, doch die Schlacht um wertvolle Marktanteile ist bereits in vollem Gange: Voice over IP, kurz VoIP, ist seit einigen Wochen eine attraktive Möglichkeit, auch ohne Telefonanschluss wie bisher zu telefonieren über eine DSL-Leitung. Experten prognostizieren der Technologie eine rosige Zukunft: Bis Ende 2005 sollen bereits eine Million Menschen in Deutschland das Internet für Telefongespräche nutzen, in spätestens fünf Jahren soll VoIP die bekannte Telefonie komplett abgelöst haben.

Ausgereifte Technik

Viele DSL-Nutzer sind jedoch noch skeptisch, denn Internet-Telefonie funktioniert technisch ganz anders als herkömmliche Festnetze: VoIP nutzt nicht eine Leitung mit kontinuierlichem Sprachdaten-Strom für ein Gespräch, sondern die neue Technologie zerteilt alle Daten in kleine Pakete, die dann übers Internet auf verschiedenen Wegen zum Empfänger gelangen und erst dort wieder zusammengesetzt werden. In der Vergangenheit waren deshalb oft Aussetzer oder Echos beim Internet-Telefonieren zu hören, da Datenpakete unterwegs verloren gingen oder sich unterwegs gegenseitig überholten. Doch mittlerweile ist die Technik sehr ausgereift.

Unter anderem sorgt eine "Voice- Priorisierung" dafür, dass Sprachdaten bevorzugt übertragen werden, selbst wenn man nebenbei im Internet surft. So genannte "Gateways" zwischen den Telefon- und Datennetzwerken verknüpfen die unterschiedlichen Kommunikationswelten und sorgen dafür, dass Internet- und Festnetz- bzw. Mobiltelefone problemlos untereinander Kontakt aufnehmen können.

Für den VoIP-Nutzer ändert sich meist nichts: Er kann seine Rufnummer behalten und aus allen Netzen wie bisher angerufen werden. Für Anrufer ist dabei nicht erkennbar, dass ein Internet-Telefon angeklingelt wird alles funktioniert wie bisher. Mit dem Unterschied, dass der VoIP-Nutzer sein Telefon theoretisch auf der ganzen Welt ans Internet anstöpseln kann so ist man mit einer Hannoverschen Nummer auch während des Italien-Urlaubs erreichbar.

Keine Kostenfallen

Kostenfallen gibt es bei VoIP-Telefonaten nicht: Mehrwertdienste (0180/0190-Nummern) können übers Internet meist gar nicht angewählt werden, was ein Vor-, aber auch ein Nachteil sein kann. Genauso wenig sind Verbindungen zu Notrufnummern (110,112) möglich, hierfür sollte immer ein Handy bereit liegen.

Wer VoIP nutzt, sollte sich auch bewusst sein, dass Internet-Telefonate potenzielle Sicherheitsrisiken mit sich bringen: Datenpakete können bei der Übermittlung übers Internet von Hackern abgefangen und mitgehört werden, wenn das Senden nicht verschlüsselt erfolgt. Zudem kann die Sprachqualität je nach Auslastung des Netzes auch schon mal etwas schlechter sein als in herkömmlichen Telefonnetzen.

Checkliste: Technische Voraussetzungen vor VoIP

DSL-Anschluss, kostet z.B. bei der Deutschen Telekom monatlich 16,99 Euro Grundgebühr.

DSL-Volumentarif, z.B. ab 0 Euro für 1 GB monatlich bei Arcor, oder Flatrate (z.B. zwischen 5 Euro bei GMX und 30 Euro bei T-Online).

Voice-over-IP-Tarif (s. Anbieter von Internet-Telefonie im Überblick).

VoIP-Telefonanlage, z.B. die Modelle "Siemens Gigaset SX541" (analog, ca. 199 Euro) oder "AVM FRITZ Box Fon" (analog und ISDN, ca. 189 Euro). Mit diesen Lösungen benötigt man keinen PC und alle analogen Endgeräte lassen sich ganz normal weiter nutzen.

Hardware-Alternative: PC

Wer keine neue Telefonanlage anschaffen will, kann natürlich auch über den Computer per VoIP telefonieren. Nachteil: Der PC muss immer eingeschaltet sein ansonsten ist man nicht erreichbar und kann auch keine Gespräche führen. Im PC muss lediglich eine duplexfähige Soundkarte installiert sein (ist seit 1998 Standard), darüber hinaus braucht man ein Software-Telefon (zum Wählen von Nummern) sowie eine Lautsprecher-Mikrofon-Kombination oder ein Headset.

Hardware-Alternative: USB- und IP-Telefone

Etwas komfortabler ist ein USB- oder SIP-Telefon (unter 100 Euro) am PC - im Grunde ein Hörer, der an die USB-Schnittstelle des PCs angeschlossen wird und dann wie ein normales Telefon funktioniert. Betriebe, die einen DSL-Router einsetzen, können an diesen auch ein so genanntes "IP-Telefon" direkt anschließen, das den Übertragungsstandard "SIP" unterstützt. Analoge Telefone lassen sich wahlweise auch mit einem kleinen VoIP-Adapter an den Router anschließen.

So viel kosten Internet-Telefonate wirklich!

Das wichtigste Element für VoIP-Telefonate ist ein DSL-Zugang und genau hier liegt der größte Haken: Denn die Kündigung des herkömmlichen Telefonanschluss ist nur möglich, wenn man DSL bei einem alternativen Anbieter wie Broadnet, NGI oder QSC bestellt. Nachteil: Die monatlichen Grundgebühren liegen je nach Anbieter zwischen 45 und 90 Euro, hinzu kommt bei fast allen Anbietern eine einmalige Einrichtungspauschale von rund 100 Euro.

Wer seinen Telefonanschluss behalten will und VoIP nur gelegentlich nutzen oder zunächst nur ausprobieren möchte, kann seinen DSL-Anschluss auch bei der Deutschen Telekom oder anderen Vollanschluss-Anbietern beantragen. Denn hier muss man immer auch einen Analog- oder ISDN-Telefonanschluss mitbuchen. Für VoIP-Telefonate ist nicht zwingend eine DSL-Flatrate nötig, ein Volumentarif kann je nach Größe des Betriebs schon ausreichen. Ein einstündiges Telefonat verursacht etwa 80 MB Datentraffic, somit würde ein Tarif mit 2 Gigabyte (ab 4 Euro) für fast 15 Stunden VoIP-Telefonie genügen. Flatrates kosten je nach Anbieter zwischen 5 (GMX) und 30 Euro (T-Online).

Sparpotenziale

Das Sparpotenzial von Voice over IP hängt vor allem von den bisherigen Telefoniergewohnheiten eines Betriebes ab. Wer grundsätzlich die günstigsten Call-by-Call-Anbieter nutzt, kann zurzeit lediglich wochentags zwischen 9 und 18 Uhr etwa 0,5 Cent pro Minute sparen. Wer die Deutsche Telekom mit den neuen CallTime- oder CallPlus-Tarifen nutzt, spart tagsüber immerhin schon bis zu 80 Prozent.

Nutzer älterer Telekom-Tarife zahlen tagsüber bis zu 12 Cent pro Minute- per VoIP können bei Minutenpreisen von einem Cent somit über 91 Prozent gespart werden. Profitieren können auch Betriebe, die ihren Telefonanschluss bei Anbietern haben, die kein Call-by-Call zulassen wie zum Beispiel Arcor.

Verbindungen zu andern VoIP-Nutzern sind meist ganz kostenlos: Kunden desselben Anbieters kommunizieren untereinander grundsätzlich gratis, einige VoIP-Anbieter haben ihre Netze zusammengeschaltet, so dass mehrere Hunderttausend Internet-Telefonierer kostenlos erreichbar sind. Ganz neu sind auch VoIP-Flatrates: Bei GMX und Freenet kann man für etwas weniger als 10 Euro monatlich unbegrenzt Gespräche ins Festnetz führen.

Fazit

In jedem Fall sollte man dem VoIP-Sparpotenzial auch die Investitionskosten (Hardware, DSL-Grundgebühr und -tarif, Gesprächsgebühren) gegenüberstellen. Einige Betriebe werden dann feststellen: Wirklich interessant wird VoIP-Telefonie erst, wenn sich die großen Telekom-Anbieter dazu durchringen, DSL- und Telefonanschluss unabhängig voneinander zu verkaufen.

Anbieter von Internet-Telefonie im Überblick, Teil 1

Anbieter

PURtel.com

Sipgate

GMX

DSL-Anschluss

kann unabhängig

kann unabhängig

ab 16,90 Euro mtl.

Gespräche pro Minute ins Festnetz Deutschland

1,78 ct / Min

1,79 ct / Min

1 ct / Min

Gespräche pro Minute ins Handynetz Deutschland

24 - 27 ct / Min

19,9 ct / Min

22,9 bis 24,9 ct / Min

Internet

www.purtel.de

www.sipgate.de

www.gmx.de

Anbieter von Internet-Telefonie im Überblick, Teil 2

Anbieter

Freenet

Web.de

DSL-Anschluss

kann unabhängig gewählt werden,

6,90 - 29,90 Euro mtl.

Gespräche pro Minute ins Festnetz Deutschland

1 ct / Min

1,49 ct / Min

Gespräche pro Minute ins Handynetz Deutschland

19 ct / Min

12,9 ct / Min

Internet

www.freenet.de

www.web.de

Stand: 23.05.2005

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