Auf einen Blick:
- Der Verzicht auf Skonto kommt Handwerker teuer zu stehen – die Zinsen liegen schnell bei 30 Prozent pro Jahr und mehr.
- Die Nutzung von Skonto lohnt sich immer, selbst wenn Sie einen Kredit nutzen müssen, um den Lieferanten schnell zu bezahlen.
- Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich auch Betriebe mit knapper Liquidität Spielraum verschaffen können, um Skonto zu ziehen: von Umfinanzierungen über Förderkredite bis hin zu Maßnahmen zur schnelleren Abrechnung gegenüber eigenen Kunden.
Viele Lieferanten haben in den letzten Monaten ihre Zahlungsziele verkürzt – mit Folgen für das Skonto. Man könnte auch sagen: Sie haben ihren Kunden die Kreditlaufzeit gekürzt. Denn ein Zahlungsziel von 14 oder 30 Tagen ist nichts anderes als ein kurzfristiger Kredit, den der Lieferant gewährt. Und das lässt er sich bezahlen: Bei schnellerer Bezahlung bieten viele Lieferanten ein Skonto an. Verzichtet ein Kunde auf dieses Skonto, zahlt er praktisch einen Zins für einen Kredit. Und der ist alles andere als günstig.
Wie teuer ist ein Lieferantenkredit wirklich?
Auf 2 oder 3 Prozent Skonto zu verzichten – das klingt nicht nach viel. Doch um die Kosten eines Lieferantenkredits richtig einzuschätzen, muss man sie auf ein Jahr hochrechnen und mit anderen Kreditzinsen vergleichen.
Eine stark vereinfachende Faustformel für die schnelle Umrechnung lautet:
Skontosatz / (Zahlungsziel – Skontofrist) x 365 Tage = Jahreszins
Daraus ergeben sich zum Beispiel bei 30 Tagen Zahlungsziel ohne Skonto je nach Skontosätzen und Fristen folgende Jahreszinsen:
Bei einem Skontosatz von 2 %
- Skontofrist 8 Tage: 33,18 %
- Skontofrist 10 Tage: 36,50 %
- Skontofrist 14 Tage: 45,63 %
Bei einem Skontosatz von 3 %
- Skontofrist 8 Tage: 49,77 %
- Skontofrist 10 Tage: 54,75 %
- Skontofrist 14 Tage: 68,44 %
Ein Beispiel: Sie kaufen bei einem bestimmten Lieferanten regelmäßig Material ein, zum Beispiel für durchschnittlich 10.000 Euro netto im Monat. Der Lieferant gibt Ihnen ein Zahlungsziel von netto 30 Tagen. Alternativ bietet er ein Skonto von 3 Prozent, wenn Sie die Rechnung innerhalb von 10 Tagen zahlen. Wenn Sie das Skonto nie nutzen, haben Sie das ganze Jahr über durchschnittlich 10.000 Euro Schulden beim Lieferanten. Würden Sie jeden Monat das Skonto ziehen, könnten Sie jeden Monat 300 Euro sparen. Das wären 12 x 300 Euro = 3.600 Euro im Jahr. Das entspricht einem Kredit von 10.000 Euro bei einem Zinssatz von 36 Prozent im Jahr.
Tipp: Sofort zahlen – notfalls auf Kredit
„Man kann für seine Finanzen nichts Besseres tun, als Skonto auf Lieferantenrechnungen zu ziehen“, sagt Carl-Dietrich Sander, Finanzierungsexperte vom Verband Die KMU-Berater. Am meisten habe davon, wer das Skonto aus liquiden Mitteln zahlen kann. „Aber auch, wenn ich mir das Geld dafür leihen muss, wird das in der Regel deutlich günstiger sein, als auf das Skonto zu verzichten.“ Zum Vergleich: Ein Kontokorrent-Kredit kostet derzeit maximal 11 bis 12 Prozent im Jahr.
Finanzierungsalternative Nr. 1: Liquide Mittel
Geld auf der Bank bringt keine Zinsen, Skonto schon. Selbst wenn Sie Geld stattdessen irgendwo anlegen würden: Es gibt keine seriösen Geldanlagen, die Ihnen 30 Prozent oder mehr an Verzinsung im Jahr bieten.
Finanzierungsalternative Nr. 2: Skonto aus dem Kontokorrentkredit
Sollten Sie keine liquiden Mittel haben, dann finanzieren Sie die kurzfristige Bezahlung der Lieferanten aus dem Kontokorrentkredit. Ein Kontokorrent kostet maximal 10 bis 12 Prozent Zinsen im Jahr, also deutlich weniger als der Verzicht auf das Skonto. „Allerdings muss man darauf achten, dass man beim Kontokorrent genug Luft nach oben hat und nicht dauernd die Kreditlinie ausreizt, das löst Warnsignale im Rating aus“, sagt Sander.
Allerdings können Handwerker mit der Ersparnis beim Skonto auch gegenüber der Bank argumentieren, falls der Kontokorrent zu knapp ist, rät Sander. „Die Banker können durchaus nachvollziehen, dass man so sein Betriebsergebnis verbessert – und das ist auch in ihrem Sinn.“ Und wenn die Hausbank dabei nicht mitmacht? „Dann sollte man sich eine zweite Bankverbindung aufbauen, die offener ist gegenüber wirtschaftlichen Argumenten.“
Finanzierungsalternative Nr. 3: Leasing, Förderkredite, Darlehen
Nach Sanders Erfahrung finanzieren viele Betriebe kleine Investitionen über den Kontokorrentkredit. „Hier ein PC, da neues Werkzeug – da kommen schon einige Beträge zusammen, die dann für das Skonto fehlen.“ Dafür gibt es drei Alternativen:
- Wer es nicht so weit kommen lassen will, sollte schon vor der Anschaffung über Leasing nachdenken.
- Eine Alternative wäre die Nutzung von Krediten von Förderbanken. Die gibt es allerdings nur vor der Investition und nie rückwirkend. „Die einzige Ausnahme gibt es in Nordrhein-Westfalen, den Universal-Kredit der Förderbank dort, der auch eine Umfinanzierung abdecken kann.“
- Hat sich schon ein größerer Betrag an kleinen Investitionen aus dem Kontokorrent angesammelt, sollten Handwerker ihre Bank um eine Umfinanzierung in ein Darlehen bitten. „Das schafft Luft im Kontokorrentkredit für das Skonto.“
Finanzierungsalternative Nr. 4: Anzahlungen und Abschläge
Die Liquidität können sich Handwerker auch von ihren Kunden holen. „Viele Betriebe übersehen die Möglichkeiten, die ihnen Anzahlungen und Abschläge bieten“, berichtet Sander. Statt selbst alles vorzufinanzieren, sollten Sie Anzahlungen für das Material und Abschläge für abgeschlossene Teilleistungen vereinbaren. Das wird nicht bei allen Kunden und Geschäften möglich sein. Aber jede Anzahlung verbessert die Liquiditätssituation.
Weitere Möglichkeiten, die Zahlung der Kunden zu beschleunigen:
- Schneller Rechnungen schreiben: Viele Handwerker lassen sich viel Zeit mit Schlussrechnungen. Und je länger es dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Verzögerungen, weil sich nun die Kunden ihrerseits Zeit lassen.
- Selbst Skonto anbieten: Wer seinen Kunden Skonto anbietet, kann so ebenfalls die Zahlungen beschleunigen. Allerdings sollten Handwerker solche Angebote vorher in den Preis einkalkulieren.
Finanzierungsalternative Nr. 5: Kredite aus dem Web
Wer mit seiner Hausbank nicht weiterkommt, sollte auch Finanzierungsangebote aus dem Web prüfen. „Allerdings sollte man die Angebote vergleichen, auch mit Blick darauf, welche Informationen die Plattformen anfordern“, rät Sander. Zudem seien die Kredite aus dem Web auch nicht besonders günstig. „Dort werden oft Zinssätze berechnet, die deutlich über denen von Banken und Sparkassen für Kontokorrentkredite liegen.“ Bei Zinsen von mehr als 12 bis 13 Prozent jährlich rät Sander zu besonderer Vorsicht. „Ansonsten muss man sagen: Es kann sich lohnen, denn es ist günstiger, als auf das Skonto zu verzichten, und Sicherheiten verlangen solche Finanzierer auch nicht.“
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