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Elektromobilität als Kundenservice

Tote Hose an der E-Tankstelle?

Seit drei Monaten bietet Friseur Dirk Schartenberg seinen Kunden kostenlose Ladungen für E-Fahrzeuge an. Noch hat sich keiner eingestöpselt. Eine Fehlinvestition? Nicht für ihn.

Waschen, schneiden, aufladen?
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von Tom Vahle

„Ich bin ein Puzzleteilchen-Sammler“ – Friseurmeister Dirk Schartenberg sitzt vor seinem Salon in Stöcken, genießt ein Butterbrot und die Sonne. Sie erwärmt das Wasser in der Solarthermie-Anlage auf dem Dach und sorgt über die Photovoltaik-Zellen für Elektrizität. Das sind zwei seiner Puzzleteilchen. Seit Mitte Mai hat er das Puzzle um ein Stückchen erweitert. Direkt vor der Eingangstür – eine Ladestation für Elektrofahrzeuge.


Kunden mit E-Fahrzeug? Null!
Seine Kunden können ihre Zeit im Friseursalon nutzen, um ihr E-Auto, ihren E-Roller oder ihr E-Bike aufzuladen, während Schartenberg und sein Team drinnen die Haare schön machen. So ist es gedacht. Fakt ist aber, dass kein einziger seiner Kunden ein E-Fahrzeug besitzt. „Genutzt hat dieses Angebot bislang niemand“, erzählt der 53-Jährige. Aber das findet er nicht schlimm. Er findet es noch nicht einmal verwunderlich. „Die meisten E-Fahrzeuge hier in Hannover gehören zu irgendwelchen Firmen oder befinden sich in öffentlicher Hand. Die haben alle eigene Ladestationen“, weiß der Friseurmeister zu berichten. Aber was soll das dann alles?

Investition in die Zukunft
Bereits seit vielen Jahren interessiert sich Schartenberg für selbst produzierte Energie – deswegen auch die Solarthermie- und Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Eine Ladestation hatte der 53-Jährige schon lange im Kopf. „Durch die Kooperation mit dem Energieversorger enercity ließ sich dieses Projekt für mich günstig umsetzen“, sagt er.

Seine Kunden dürfen ihr Fahrzeug kostenlos laden, für alle anderen berechnet er sechs Euro. Das unterscheidet Schartenbergs Privatstation bislang von den enercity-eigenen Einrichtungen, die E-Fahrer vorerst noch kostenlos mit Strom versorgen. „Das wird sich auch bis mindestens zum Jahresende nicht ändern“, sagt Carlo Kallen, Pressesprecher bei enercity.

Der Energieversorger betreibt aktuell 17 Stationen im enercity-Netzgebiet – alle gespeist mit Energie aus hundertprozentig regenerativer Erzeugung, also Strom aus Wind, Sonne, Wasser oder auch Biogas. „Im vergangenen Jahr haben wir etwa 16.000 Kilowattstunden kostenlos abgegeben, das entspricht dem Verbrauch von vier großen Haushalten“, berichtet Kallen. Dabei seien die Ladestationen in der Innenstadt naturgemäß deutlich mehr frequentiert als in den Randgebieten. „Wir hatten zum Jahreswechsel 1786 E-Fahrzeuge in der Region Hannover gemeldet. Je nachdem, wie sich diese Zahl entwickelt, werden wir das Netz weiter ausbauen“, kündigt Kallen an. Die Ladestationen sind ein wichtiger Schritt hin zur E-Mobilität. Ohne Lade-Infrastruktur geht es eben nicht.

Für Schartenbergs Station sieht Kallen eine Zukunft. Der Standort nahe der Bundesstraße 6 und der Autobahn 2 mache sie für Pendler aus dem Nordosten Hannovers durchaus interessant.

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dass er den richtigen Riecher hat.

Vision: Kunden motivieren, sich selbst positionieren

Schartenberg selbst sieht die Zukunft seiner Station mit einem unglaublichen Optimismus: „Vielleicht kommt ja ein Kunde durch meine Ladestation auf die Idee, sich ein E-Fahrzeug anzuschaffen“, sagt er. Auf jeden Fall werde sich in den nächsten fünf Jahren etwas tun, davon ist er überzeugt: „Dann kann ich durchstarten, wo andere noch in den Startlöchern stecken.“

Es wäre nicht das erste Mal, dass er den richtigen Riecher hat. Zum Beispiel vor sechs Jahren, als er die Online-Buchung von Terminen für seinen Friseursalon einführte. Bei seinen Kollegen in Hannover stieß das Modell auf große Skepsis, heute ist es Alltag. „Ich bin durch die idyllische Randlage hier in Stöcken dazu gezwungen, online auf mich aufmerksam zu machen. Mein Schaufenster ist das Internet“, sagt Schartenberg. Er denkt sogar darüber nach, sich selbst ein Elektro-Fahrzeug anzuschaffen – das wäre dann wieder ein Puzzle-Teilchen.

Aber welches Bild soll denn das Puzzle überhaupt ergeben, wenn es einmal fertig ist? Für Schartenberg ist das ganz klar: „Ein rundes, harmonisches Bild von einem ökologischen Betrieb, in dem sich Kunden und Mitarbeiter wohl fühlen.“


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