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Übergabe überdenken

Immer mehr Betriebe lassen sich bei der Unternehmensnachfolge helfen. Im Idealfall springt am Ende ein besseres Ergebnis heraus. Und Kosten dafür können Sie sich mit dem Staat teilen!

Die Unternehmensnachfolge ist eine komplexe Aufgabe, egal ob es sich um einen externen Nachfolger handelt oder um ein Familienmitglied. Um diese Aufgabe erfolgreich zu bewältigen, suchen sich immer mehr kleinere Unternehmen die Unterstützung durch einen Berater, hat das Institut für Mittelstandsforschung Bonn herausgefunden. Neben betriebswirtschaftlicher Beratung spielen demnach psychologische und moderierende Elemente eine wichtige Rolle: Inhaber und Nachfolger haben nicht immer die gleichen Interessen, da gibt es Vermittlungsbedarf.

Gute Erfahrungen mit einem Nachfolge-Coaching hat die Familie Dahl gemacht: Uns ist mit Hilfe des Coaches ein schrittweiser Übergang gelungen, für unsere Kunden und Mitarbeiter ändert sich nichts, berichtet Andrea Dahl. Und das sei das Wichtigste bei der Nachfolge in der Eigenbrodt GmbH amp; Co. KG in Königsmoor gewesen. Denn neben Vater Hans-Jürgen Dahl sollten auch Andrea und ihr Bruder Olaf in die Firmenleitung eintreten. Ein Ziel des Coachings: Die notwendigen Planungen durften keinesfalls die täglichen Führungsaufgaben oder die Kontakte zu den Kunden belasten. Hauptaufgabe des Coaches sei es daher gewesen, die Ziele der Drei abzugleichen und eine dazu passende Rechtsform zu finden. Mit der alten Rechtsform hätten in der Dreier-Konstellation zu viele Risiken für jeden Einzelnen und die Firma bestanden, berichtet Andrea Dahl. Das war für uns auch mit dem Coach noch viel Arbeit, doch sein Know-how war für uns sehr hilfreich.

Einen finanziellen Zuschuss zum Coaching erhielten die Dahls von der niedersächsischen NBank. Mit dem Programm Nachfolgeberatung unterstützt die Bank die konzeptionelle, moderierende und begleitende Beratung durch akkreditierte Coaches. Das Besondere an dem Programm: Es spricht ausdrücklich Inhaber an, die sich auf die Nachfolge vorbereiten wollen. Bisher standen in der Beratungslandschaft vor allem die Gründer im Fokus (siehe unten).

Dabei können die Inhaber ebenso Unterstützung gebrauchen, betont Peter Gillhaus, bei der NBank akkreditierter Nachfolgecoach aus Varel: Wer mit 60 das erste Mal daran denkt, seinen Betrieb zu übergeben, der muss seine eigenen Interessen im Auge haben und sich gleichzeitig in die Perspektive des Nachfolgers hineinversetzen, sonst wird es schwer, jemanden zu finden. Für Gillhaus ist es vor allem mentale Arbeit, mit dem Inhaber zu klären, wie der sich seine eigene Zukunft und die des Unternehmens vorstellt. Denn was für einen gestandenen Unternehmer gut funktioniert, muss nicht auch für den Nachfolger optimal sein. Dabei gehe es meist um drei wichtige Punkte:

Finanzen: Beide Seiten müssen nach der Übernahme gut leben können. Dass der Betrieb nun plötzlich für den Nachfolger die Zinsen für den Kauf erwirtschaften muss, übersehen die Inhaber bei ihren Preisvorstellungen oft, sagt Gillhaus.

Controlling: Nur mit aussagekräftigen Zahlen lässt sich vernünftig über den Preis reden, betont Gillhaus. Darum stehe regelmäßig der Aufbau eines Controllings auf der Agenda, selbst wenn der Senior bisher gut ohne ausgekommen ist.

Kunden: Manchmal wird erst im Gespräch mit dem Coach deutlich, dass der Inhaber noch einiges tun muss, um seine Preisvorstellungen zu erreichen. Die Braut hübsch machen, nennt Gillhaus das, und dazu gehört es, das Marketing zu aktivieren und den Kundenstamm zu beleben.

Im Idealfall gewinnen durch das Coaching am Ende beide Seiten, betont Gillhaus: der Inhaber und der Nachfolger. Denn ein gut vorbereiteter Betrieb lasse sich leichter verkaufen und weiterführen.

Zuschüsse zur Beratung

Für Coaching gibt es Förderung vom Staat.

Unternehmensnachfolge: Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt bietet wie auch die niedersächsische NBank ein Beratungsprogramm für die Unternehmensnachfolge zur Planung und Vorbereitung einer Übergabe an. Bezuschusst werden maximal 50 Prozent der Beratungskosten, jedoch höchstens 400 Euro pro Beratertag in Niedersachsen, in Sachsen-Anhalt höchstens 300 Euro. Weitere Informationen dazu gibt es bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt (www.ib-sachsen-anhalt.de) und bei der NBank (www.nbank.de). Zudem stellt die NBank ihre Förderangebote bei Veranstaltungen der Initiative Unternehmensnachfolge in Niedersachsen vor. Informationen zu den Terminen gibt es unter www.unternehmensnachfolge.niedersachsen.de

Gründungs-Coaching: Auch für Existenzgründer, die einen Betrieb übernehmen wollen, gibt es Beratungszuschüsse. Die NBank zahlt zum Beispiel die Hälfte der Beratungskosten bis maximal 400 Euro pro Tag, in Sachsen-Anhalt kommt die Beratungshilfe bis maximal 300 Euro pro Tag für die Hälfte der Kosten auf.

Einen Beratungszuschuss in den ersten fünf Jahren nach Gründung gibt es auch von der KfW (www.kfw.de). Sie übernimmt in den neuen Bundesländern 75 Prozent und in den alten Bundesländern 50 Prozent von maximal 800 Euro Tageshonorar eines Beraters.

Geplant ist, die Beratungsförderung aufzuteilen: Die Landesbanken sollen nach KfW-Angaben dann die Phase vor der Gründung fördern, die KfW hingegen die Zeit bis fünf Jahre nach der Gründung.

(jw)

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