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Frauen: Endlich Anerkennung erkämpft

Unternehmerfrauen: Endlich Anerkennung erkämpft

Ein eigenes Berufsbild für Unternehmerfrauen im Handwerk: Das ist das bahnbrechendste Ergebnis eines Projekts, das jetzt seinen Abschluss fand. Denn die soziale Absicherung von mitarbeitenden Frauen war bisher ein großes Problem.

Die soziale Absicherung sei ein großes Problem für die Unternehmerfrauen im Handwerk: Wenn die Ehe in die Brüche geht, stehen sie da, sagt Sylvia Hüls. Mit dem Nachweis einer beruflichen Qualifikation haben die mitarbeitenden Meisterfrauen wenigstens etwas in der Hand. Hüls ist Leiterin der Initiative Förderung neuer Berufsfelder für Frauen, insbesondere im Handwerk, die der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) 1996 gestartet hatte. Jetzt fand die Initiative zur Förderung weiblicher Berufschancen ihren Abschluss.

Eigener Berufsabschluss für Unternehmerfrauen

Eines ihrer Ergebnisse: Die mitarbeitenden Ehefrauen in Handwerksbetrieben können nun bundesweit auf einen eigenen Berufsabschluss zurückgreifen: Bei der Fachwirtin für kaufmännische Betriebsführung im Handwerk handelt es sich um eine berufliche Fortbildung nach Paragraf 42 der Handwerksordnung, gibt die Bundesanstalt für Arbeit an.

Die Anerkennung dieser Weiterbildung ist nach Sylvia Hüls Einschätzung sicherlich eines der bahnbrechendsten Ergebnisse des bundesweit einmaligen Frauenprojekts des WHKT. Die Unternehmerfrauen hatten dafür gekämpft, weil sie nach einer Scheidung oder dem Tod des Ehepartners zwar jahrelange Berufspraxis, aber keinen anerkannten Abschluss vorweisen konnten. Jetzt gibt es für Unternehmerfrauen drei mögliche Abschlüsse:

Entweder eine Lehre zur Bürokauffrau im Handwerk, also eine kaufmännische Grundausbildung.

Nächste Stufe ist die Weiterbildung zur Fachwirtin. Sie baut auf dieser Ausbildung auf und ist das kaufmännische Pendant zur Meisterprüfung. Wenn eine Unternehmerfrau nachweisen kann, dass sie mindestens sechs Jahre im Büro ihres Mannes gearbeitet hat, kann sie die Ausbildung zur Bürokauffrau im Handwerk in einem Crashkurs machen.

Krone des Ganzen ist die Betriebswirtin im Handwerk, was natürlich kein spezifischer Abschluss für Unternehmerfrauen ist, sondern auch von den Meistern erworben werden kann. Dazu kommen noch verschiedene Modelle in den einzelnen Bundesländern.

Das Konzept der Weiterbildung zur Fachwirtin nimmt auf die besonderen Bedürfnisse der Unternehmerfrauen Rücksicht: Es ist berufsbegleitend und in so genannte Module aufgeteilt, die nach dem persönlichen Bedarf zusammengestellt werden können. Insgesamt müssen die mitarbeitenden Ehefrauen rund 500 Unterrichtsstunden absolvieren, die meist auf ein bis eineinhalb Jahre verteilt sind. Fit gemacht werden sie in vier Qualifikationsbereichen: Personal, Ausbildung, der Ausbilder (AdA), Betriebswirtschaftslehre/Marketing und Recht im Handwerk.

Einheitliche Inhalte bundesweit

Die Inhalte sind bundesweit weitgehend einheitlich geregelt die Bezeichnung für den Abschluss nicht. Dafür geistern noch mehrere Bezeichnungen durch die Gegend, sagt Christian Sperle, Berufsbildungsreferent beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Der Verband hat die Prüfungsordnung offiziell abgesegnet und den Handwerkskammern zur Übernahme empfohlen. Zu den Kammern, die ihren Unternehmerfrauen vor Ort bereits die betreffenden Kurse anbieten, gehören in Niedersachsen Hannover, Hildesheim, Oldenburg und Osnabrück-Emsland. In Sachsen-Anhalt bietet die Kammer Halle entsprechende Seminare an, zählt Sperle auf.

Der Vorsitzenden des Landesverbandes Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) in Niedersachsen, Irmgard Mausolf, geht die Anerkennung der beruflichen Fortbildung allerdings nicht weit genug. Den speziellen Anforderungen des Handwerks muss auch mit einer eigenen Erstausbildung Rechnung getragen werden, fordert Mausolf. Mit dem Abschluss Handwerkskauffrau/mann möchte sie ein eigenes Berufsbild installieren. Es ist doch nicht einzusehen, dass es etwa Industrie-, Außenhandels- oder Versicherungskaufleute gibt das Handwerk aber Bürokaufleute ausbildet.

Positive Bilanz

Die Initiatoren waren mit ihrer Arbeit zufrieden: Eine positive Bilanz bescheinigte der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) dem Projekt Förderung neuer Berufsfelder für Frauen, insbesondere im Handwerk nun zum Abschluss.

Gestartet worden war das Projekt unter der Federführung des WHKT 1996. Berufswahlorientierung, Begleitung während der Ausbildung, Hilfestellungen bei der Ausbildungsplatzsuche, Beratung von Unternehmen, generelle Öffentlichkeitsarbeit: In diesen Bereichen wurde die Initiative tätig, um Mädchen und Frauen den Weg in das Handwerk zu ebnen. Ein wesentlicher Punkt war darüber hinaus die Weiterbildung für Berufsrückkehrerinnen und Unternehmerfrauen: Aus dem Modellprojekt Von der Meisterfrau zur Managerin ging schließlich die Fortbildungsqualifikation Fachwirt/in für kaufmännische Betriebsführung im Handwerk hervor. Dabei konnte auch auf Untersuchungsergebnisse aus Rheinland-Pfalz und Bayern zurückgegriffen werden.

Weitere Informationen zu diesem Thema:

www.handwerk-nrw.de

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