Foto: Dennis Gauert

Inhaltsverzeichnis

Fahrbericht Nissan Navara 2.3 dCi

Bewährtes weiter verbessert

Nissan spendiert seinem Navara eine Modellpflege. Änderungen gibt es vor allem im Detail. Wir haben den Japan-Pick-up unter die Lupe genommen.

Auf einen Blick:

  • Modellpflege: Nissan hat seinen Pick-up Navara überarbeitet. Unter der Haube werkeln jetzt sauberere Motoren, die Nutzlast klettert um 100 Kilo und die Bodenfreiheit hat zugenommen.
  • Frischer Antritt: Die neuen Selbstzünder haben mit dem Zwei-Tonnen-Trumm noch leichteres Spiel und beschleunigen den Pick-up auf bis zu 184 Stundenkilometer.
  • Schafft was weg: Maximal 1.075 Kilogramm Nutzlast nimmt der Navara mit auf die Reise. Reicht das nicht, nimmt der Japaner noch bis zu 3,5 Tonnen schwere Anhänger an die Kupplung.
  • Gemacht fürs Grobe: Sperrbares Hinterachsdifferenzial, eine Wattiefe von nun über 60 Zentimetern und Bergan- sowie -abfahrhilfen erlauben auch abseits befestigter Straßen im Neubaugebiet souveränes Vorankommen.

Nissan hat den Navara überarbeitet. Mit kleineren Änderungen will man Gelerntes umsetzen und dem Kunden noch mehr fürs Geld bieten: Die Hinterradaufhängung wurde verstärkt, die Bodenfreiheit und Nutzlast (bis zu 100 Kilogramm mehr) dadurch leicht erhöht, und unter der Haube arbeiten Euro-6d-Temp-Saubermänner mit 163 bis 190 PS.

Außerdem soll das Sechs-Gang-Schaltgetriebe nun präziser zu dirigieren sein. Mit an Bord sind – je nach Variante – ein Notbremsassistent, das neue Nissan-Connect-Infotainmentsystem und eine 360-Grad-Rundumsicht. Gute Gründe, sich den Japan-Pick-up einmal zur Brust zu nehmen.

Nur Kenner finden die Änderungen

Schon beim ersten Anblick wird klar: Etwas ist anders. Nur was? Rein optisch sind nur marginale Änderungen geschehen, am meisten zur Geltung kommen die neuen Leichtmetallfelgen in Zahnrad-Optik – und mit etwas Phantasie ist die Front nun glatter. Geschenkt. Das Design des Navara funktioniert nach wie vor, die Doppelkabine kommt je nach Farbe gediegen und robust daher.

Für die Design-Fetischisten hat Nissan wieder die n-Guard-Variante im Angebot, die Freizeitspaß und Arbeitstier vereint. Wir sind mit der Ausstattung n-Connecta unterwegs, die ab 35.542 Euro (alle Preise netto zzgl. 19 Prozent MwSt.) zu haben ist. Ab 31.495 Euro geht es mit der Doppelkabine in der Acenta-Ausstattung los.

Innen ist im Navara alles wie gehabt. Die rundlich-robuste Armaturenbrettgestaltung, die die Nissan-Designabteilung in ähnlicher Form auch in seinen SUVs einsetzt, ist nach wie vor aktuell – schließlich rollt die vierte Generation des Navara auch erst seit 2015 vom Band. Lediglich das Infotainmentsystem stellt sich neu dar und verfügt über Apple Carplay und Android Auto. Sprachsteuerung und Navigation sind ebenfalls im Paket. Die bequeme Positionierung und die intuitive Bedienung erfordern keine Kennenlernphase.

Besserer Durchzug trotz strengerer Abgasnorm

Also drücken wir die Start-Taste. Sie erweckt einen 190 PS starken 2,3-Liter-Turbodiesel mit Twin-Scroll-Lader zum Leben, der im von Tokio so fernen Frankreich hergestellt wird. Für die Bandarbeiter kein nennenswertes Problem, denn der Navara wird ohnehin in Barcelona montiert.

Vor dem Hintergrund der neuen Abgasnorm Euro 6d-Temp und der Umstellung auf den WLTP-Normfahrzyklus war auch für Nissan klar, dass die Motoren nicht ewig mit der gleichen Abgasreinigung unterwegs sein können. Für den Kunden indes kein Nachteil: Die Selbstzünder sind frischer im Antritt und liegen beim Verbrauch gleichauf mit ihren Vorgängern. Der Verbrauch bleibt mit 9,5 Litern im Mittel auf hohem Niveau.

Dieser Pick-up kommt in die Gänge

Neuerdings lässt sich die Doppelkabine auch mit dem Sechs-Gang-Schaltgetriebe präzise durch die Schaltkulisse dirigieren, dank serienmäßiger Bergan- und Bergabfahrhilfe sind verschleißintensive Kupplungsvorgänge nicht nötig. Erst wenn der Navara schwere Hänger an den Haken nimmt, muss der 450 Newtonmeter starke Dieselmotor wirklich arbeiten.

Im unbeladenen Zustand hat er mit dem Zwei-Tonnen-Tross leichtes Spiel. So können vom Tacho um die 190 km/h als Höchstgeschwindigkeit abgelesen werden. Das ist auch mehr als genug für so ein hochgelegtes Nutzfahrzeug.

Ein Pick-up ist kein Pkw

Denn Präzision, die lässt sich auch im aktuellen Modelljahr nicht erfahren. Reifen mit hohem Querschnitt, ein hoher Schwerpunkt, ein langer Radstand und ein Offroad-tauglich abgestimmtes Fahrwerk fordern ihren Tribut. Wer hier glaubt, einen Cruiser zu dirigieren, irrt. Der Navara ist dank der freundlich abgestimmten Lenkung zwar leicht um die Kurven zu steuern, was die Reifen dabei tun, spürt der Fahrer dabei aber kaum. Im Vergleich zur Konkurrenz sind die Lenkwege unverhältnismäßig lang. Beim Parken und im Gelände muss gekurbelt werden, was das Zeug hält.

Mehr Handwerkszeug fürs Grobe

Auf der anderen Seite locken die Vorteile: Durch die verstärkte Hinterachse steht der Navara insgesamt etwas höher, der Böschungswinkel geht nun bis 31 Grad. Da Käufer ab 32.000 Euro in den Genuss kommen, einen Navara mit Allradantrieb ihr eigen zu nennen, ist damit ein preiswerter Kandidat für mittleres Gelände geboren.

Dank sperrbarem Hinterachsdifferenzial können auch schlammige Passagen, Wasserlöcher und starke Anhöhen überwunden werden. Grenzen setzt dem Navara sein langer Radstand und die Wattiefe von nun über 60 Zentimeter. Der Ford Ranger ist hier leicht im Vorteil: Sein Hinterachsdifferenzial lässt sich auch außerhalb des Allrad-Modus' sperren.

Ein Prozent muss Spaß machen

Für den Kundenkreis, der einen Pick-up braucht, gibt es in Deutschland leider ein Hindernis: Als Nutzfahrzeug werden die Offroad-Pritschen in der Regel nicht anerkannt, sodass die Ein-Prozent-Regelung für viele Unternehmer den betrieblichen Einsatz und die private Nutzung vereint. Da kommt eine Doppelkabine wie gerufen, um fünf Personen zu befördern und auf der Ladefläche entweder Europalette oder Mountainbike zu transportieren.

Mindestens 912 Kilogramm, maximal 1.075 Kilogramm dürfen zugeladen werden. Die hohe Anhängelast bleibt mit 3,5 Tonnen gleich, wird aber nun per optional erhältlichem Trailer-Assist elektronisch stabilisiert.

Im Alltag besser dank der Scheibenbremsen

Wie es sich im Navara arbeitet und lebt, ist leicht beschrieben: Einfach. Die Nutzfahrzeug-Sparte hat ohnehin die Eigenschaft, sich nicht in komplizierten Technologien zu erschöpfen, sondern zweckmäßige und leicht zu bedienende Kraftmaschinen an die Frau und den Mann zu bringen. Den Langstreckenkomfort und die Agilität eines SUV bringt Nissans Pick-up sicherlich nicht mit. Dafür sind die Sitze bequem, das Cockpit gut ausgerichtet und Autobahnfahrten über 140 km/h gut machbar.

Der Leiterrahmen zuckt durch die verstärkte Hinterachse bei Bodenwellen etwas weniger als zuvor, dafür ist etwas Dämpfungskomfort abhanden gekommen. Zugute kommt dem maximal 3.200 Kilogramm schweren Navara die Umstellung auf Scheibenbremsen hinten. Der Druckpunkt ist direkter, auch Bremsungen auf der Autobahn steckt der Pick-up nun thermisch viel besser weg.

Fazit

Die Modellpflege bietet mit bis zu 100 Kilogramm mehr Nutzlast und besseren Bremsen zwar vernünftige Argumente, bestehende Navara-Besitzer müssen deshalb aber nicht umsteigen. Vielmehr ist die Modellpflege eine Verbesserung von Bewährtem. Damit positioniert sich Nissan näher am Ford Ranger, der bisher die Bestmarke bei der Nutzlast (maximal 1.137 Kilogramm) setzen konnte.

Der günstige Einstiegspreis macht es Käufern dadurch schwerer als je zuvor, sich zwischen den beiden Konkurrenten zu entscheiden; doch zum Glück gibt Nissan ja fünf Jahre Garantie mit einer Begrenzung bis 160.000 Kilometer. Und zur Inspektion geht es alle 24 Monate oder 20.000 Kilometer.

Daten

Name: Nissan Navara Double Cab n-Connecta 2.3 dCi 6MT 4x4
Abmessungen in Metern (L x B x H): 5,33 x 1,85 x 1,86
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel mit Twin-Scroll-Turbolader
Hubraum: 2.299 ccm
Leistung: 190 PS (140 kW) bei 3.750 U/min
Max. Drehmoment: 450 Nm bei 1.500 – 2500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h
Abgasnorm: Euro 6d-Temp
Maximale Anhängelast: 3.500 kg
Radstand: 3.150 mm
Leergewicht: 2.175 - 2.338 kg
Nutzlast: 912 - 1.075 kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 3.250 kg
Einstiegspreis: 31.495 Euro (zzgl. MwSt.)
Basispreis Testwagen: 35.542 Euro (zzgl. MwSt.)
Endpreis Testwagen: 38.265 Euro (zzgl. MwSt.)

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