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Foto: handwerk.com

Zu wenig Handwerker im TV

Verzerrte Berufswelt im Fernsehen

Das Fernsehen vermittelt ein falsches Bild der Berufswelt, vermelden Forscher. Eine Erklärung für fehlenden Handwerker-Nachwuchs? Wir haben bei Produktionsfirmen und Handwerkern nachgefragt.

Was eine Ausbildung im Handwerk ausmacht? In den meisten Fernsehserien werden Zuschauer auf diese Frage keine Antwort bekommen. Schade. Denn gerade junge Menschen, sollten wissen, was das Handwerk zu bieten hat.

Doch im Fernsehen ist die Wirklichkeit eine andere, haben Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster herausgefunden. Serien vermitteln ein falsches Bild der Berufswelt, sagen sie. In Serien wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Desperate Housewives" oder "Dr. House" arbeiten Jugendliche hauptsächlich im Medienbereich, der Modebranche oder in der Gastronomie. Handwerksberufe wie Bauglaser oder Mechatroniker sehe man hingegen fast nie. Mit der tatsächlichen Berufsverteilung hat das wenig zu tun. Und: Das verzerrte Bild wirkt sich nachhaltig auf die Berufsvorstellung junger Menschen aus. Das Interesse am Handwerksgewerbe sei wohl auch deshalb gering, weil die dazugehörigen Berufsfelder im Fernsehen keine Rolle spielen.

Serien nahe an der Realität?
Die Macher von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ) beispielsweise achten durchaus darauf, dass ihre Geschichten "so realistisch wie möglich sind", sagt Nina Ahrens von Grundy UFA. In der Serie stünden Jugendliche im Mittelpunkt, die um die 20 Jahre alt sind und ihre Berufsfindungsphase noch nicht abgeschlossen haben. Dass in einer angesagten Stadt wie Berlin viele junge Leute gern als Modedesignerin, in der Reaktion eines Magazins oder der Gastronomie arbeiten, sei nachvollziehbar. Dennoch ist nicht  alles nur "Glitzer und Glamour". Denn in GZSZ spielt auch ein Zimmermann mit, eine Näherin und Jugendliche in Pflegeberufen. Das relativere das Vorurteil, dass nur angesagte Berufe gezeigt werden.

Dass die Berufsbilder in GZSZ für Berlin trotzdem nicht der Realität entsprechen, bestätigt ein Anruf bei der Handwerkskammer Berlin. Mit etwa 31 000 Betrieben und 180 000 Mitarbeitern beschäftigt das Handwerk in der Hauptstadt mehr Menschen, als zum Beispiel die Industrie. Da können Mode und Medien nachweislich nicht mithalten.

Handwerk braucht mehr Öffentlichkeit
Mehr Aufmerksamkeit für das Handwerk in der Öffentlichkeit wünscht sich Simon Zeller. Der Hörgeräteakustikermeister will so vielen Jugendlichen wie möglich zeigen, was in seinem Beruf passiert. Deshalb hat  der Ausbildungsbeauftragte der Hör­akustik Maurer aus dem schwäbischen Salach eine Videoidee für den Wettbewerb "Newcomer meets Meister - Ein Dreamteam im Handwerk" entwickelt. Und sich kurzer Hand selbst vor die Kamera gestellt.

"Der Wettbewerb ist eine tolle Chance, der jungen Zielgruppe den Beruf näherzubringen", sagt Zeller. Er hat selbst in dem Betrieb gelernt, seinen Meister gemacht und führt mit 23 Jahren seine eigene Filiale. Als er damals anfing, wusste er auch nicht, was er sich unter dem Berufsbild vorstellen sollte. "Umso trauriger ist es, dass das Handwerk in alltäglichen Fernsehserien nicht stärkere Beachtung findet.“ In dem Betrieb mit zehn Filialen sind Chef und Mitarbeiter nun stolz auf das Ergebnis. „Es war zwar Aufwand, aber der hat sich gelohnt. Und unheimlich viel Spaß gemacht", berichtet Zeller. "Nicht zuletzt können wir mit dem Video potenzielle Bewerber gezielt ansprechen", sagt Zeller.

Machen auch Sie mit: Unter ausbildung.handwerk.com können Sie Ihr Kurzvideo einstellen und die Beiträge des Wettbewerbs Newcomer meets Meister ansehen. Wir freuen uns auf Ihre Videos!

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