Auf einen Blick:
- Mediale Vorurteile: Nicht immer wird das Handwerk in den Medien richtig dargestellt. Schlimmstenfalls werden Vorurteile verbreitet, die Handwerksberufe falsch schlecht darstellen.
- Welche Folgen das haben kann weiß Uwe Haster, Geschäftsführer der Haster Gebäudereinigungs GmbH, aus eigener Erfahrung. Deutlich spürbar würde der Schaden, den solche Berichte hinterlassen, bei der Mitarbeitersuche.
- Der Gebäudereinigermeister hat auch Tipps parat, wie Betriebe reagieren können, wenn sie ihr Gewerk in den Medien falsch dargestellt sehen.
Ein unüberlegtes Bild genügt, schon ist der Schaden angerichtet. Wie leicht eine ganze Handwerksbranche Vorurteilen zu Opfer fallen kann, weiß man beim Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks. Zuletzt war es die TV-Sendung „ZDF heute“, die in einem Bericht zur Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns Bilder von Gebäudereinigern bei der Arbeit zeigte.
Was dadurch beim Zuschauer hängenbleibt? Im Gebäudereiniger-Handwerk werde nur der gesetzliche Mindestlohn gezahlt – und nicht, Achtung Fakt: ein deutlich höherer Branchenmindestlohn. Für die Innung kein Einzelfall: Rund 100 Mal im Jahr kontaktiere sie bundesweit „wirklich relevante Redaktionen“, wenn – insbesondere durch die Wahl der Bebilderung – der gesetzlicher Mindestlohn mit Gebäudereinigern in Verbindung gebracht wurde.
Vorurteile betreffen mehr als ein Gewerk
Doch von medial verbreiteten Vorurteilen betroffen ist mehr als ein Gewerk. „Auch wenn das Handwerk als wichtige Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe insgesamt ein hohes Ansehen genießt“, gebe es immer noch veraltete Vorstellungen, „die mitunter auch in der medialen Darstellung transportiert werden“, sagt Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH).
Nicht immer werde richtig abgebildet, wie kreativ, digital oder jobsicher das Handwerk ist. „Häufig werden stärker körperliche Facetten von Handwerken wie Maurer, Klempner oder Straßenbauer präsentiert“, sagt Schwannecke, „während die Aspekte der Modernität und Technikversiertheit“, außen vor gelassen würden.
Die mediale Verbreitung von Vorurteilen und falschen Bildern hat Auswirkungen auf die betroffenen Betriebe. Gebäudereinigermeister Uwe Haster, Geschäftsführer der Haster Gebäudereinigungs GmbH in Langenhagen, weiß das aus eigener Erfahrung: Zwar verzeichne das Image seines Berufsstandes einen leichten Aufwärtstrend. Insbesondere durch das Corona-Virus seien Gebäudereiniger als Experten für Hygiene 2020 auch medial gefragt gewesen. „Aber jeder Bericht, der uns in die Ecke des gesetzlichen Mindestlohns schiebt, kann diese Arbeit wieder zerstören“, sagt Haster.
Schaden bei Mitarbeitersuche spürbar
Deutlich spürbar werde so ein Schaden bei der Mitarbeitersuche. „Ich brauche nicht auf Berufsfindungsmessen zu gehen, wenn mein Image beschädigt ist“, gibt Haster zu bedenken. Zudem täten unbedacht verbreitete Vorurteile – Stichwort: soziales Ansehen – auch den Mitarbeitern weh. „Wir Unternehmer und unsere Mitarbeiter machen ja nichts verkehrtes“, sagt der Gebäudereinigermeister. „Das ist ein ehrbarer Beruf.“
Haster sieht es als unternehmerische Aufgabe, seinen Mitarbeitern Wertschätzung entgegenzubringen, sodass sie ihren Job „mit breiter Brust“ machen können. Dazu gehöre es nicht zuletzt, die eigene Branche gegen Vorurteile zu verteidigen. „Als Unternehmer darf man nicht müde werden, Aufklärungsarbeit zu leisten“, sagt Haster, der auch Beisitzer im Vorstand der Landesinnung Niedersachsen des Gebäudereiniger-Handwerks ist. Aber wie macht man Redaktionen auf Ungenauigkeiten am besten aufmerksam? Aus der Erfahrung von Uwe Haster funktionieren diese Tipps.
5 Tipps: So bekämpfen Sie Vorurteile
- Redaktionen anschreiben: „Ein Handwerker, der sich von einem Bericht betroffen fühlt, sollte die Redaktion selbst anschreiben“, sagt Haster. Das sei der authentischste Weg. Erfahrungsgemäß bekomme man auch immer eine Antwort.
- Kollegial austauschen: „Der Austausch unter Kollegen, auch branchenübergreifend, fördert neue Ideen zum Umgang mit dem Thema“, sagt Haster. Auch fänden sich so andere Betroffene, die dem Thema mit Leserbriefen an die Redaktion mehr Gewicht geben können.
- Melden Sie es Ihrer Interessenvertretung: „Wir bündeln Kritik zum Beispiel über unsere Innung, die selbst medial aktiv wird und die Fälle zudem statistisch erfasst“, sagt Haster. Dieser Weg sollte den persönlichen Leserbrief aber nicht ersetzen, rät er.
- Nichts übereilen: „Ich würde auf Qualität vor Schnelligkeit setzen“, sagt Haster. Wer Gründlichkeit und Sachlichkeit eines Beitrags bemängelt, sollte mit gutem Beispiel vorangehen und Kritik sachlich und durchdacht äußern.
- Verzicht auf Social-Media-Diskussionen: Zwar posten Redaktionen ihre Artikel auch in Social-Media-Kanälen, „ich persönlich würde dort in den Kommentaren aber keine Redaktion auf Fehler aufmerksam machen“, sagt Uwe Haster. Grund: „Die Erfahrung zeigt, dass die daraus entstehenden Diskussionen oft die sachliche Ebene verlassen. Andere Kommentare schweifen vom Thema ab oder ein kritischer Inhalt wird von einem Kommentierenden gleich für die eigene Agenda gekapert.“
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