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Wie Aufputschmittel wirken

Wann Kaffee, Cola und Co schaden

Kann man Leistungsfähigkeit mit Löffeln essen? Wenn ja, dann nur sehr begrenzt. Suchtexperte Jens Reimer warnt, dass selbst alltägliche Aufputschmittel ihren Preis haben. Über Hochleistungsphasen und Erholungspausen.

Christoph Daum war kein Junkie. Er wollte mehr leisten. Darum griff der Fußballtrainer zu Koks. So erklärt Suchtexperte Prof. Dr. Jens Reimer ein Muster, das allzu häufig vorkommt – denn Leistung zählt nicht nur im Sport.

Dass Handwerkschefs koksen, glaubt der Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) zwar nicht. Alkohol, Koffein und die Einnahme aufputschender Medikamente, um trotz Krankheiten arbeitsfähig zu bleiben, betreffe Handwerker schon eher.

Der Antrieb: das Gefühl, unentbehrlich zu sein, die Verantwortung für den Betrieb und die Mitarbeiter. Im Regelfall neigten Menschen, die unter Leistungsdruck stehen und an die Grenzen Ihrer Belastbarkeit stoßen, dazu, sich auszubeuten. "Kurzfristig kann ich verstehen, wenn man mit Hilfsmitteln eine besondere Belastungsphase überbrückt", kommentiert Reimer.

Langfristig hätten Aufputschmittel allerdings keinen positiven Effekt. Im Gegenteil: "Wer nach Hochleistungsphasen und Phasen der Rücksichtslosigkeit gegen den eigenen Körper keine Pause mache, laugt sich aus", warnt er.

9 Tipps  für einen verantwortlichen Umgang mit Leistungsdruck, Stress und Hilfsmitteln

1. Gönnen Sie Ihrem Körper Pausen
Wenn sie sich bewusst entscheiden, für eine bestimmte Phase, zum Beispiel für die Dauer eines wichtigen Auftrags, Raubbau an Ihrem Körper zu treiben, dann geben Sie ihm nachher Zeit, sich zu regenerieren. Schlafen Sie mehr, machen Sie etwas früher Schluss oder nehmen Sie ein paar Tage frei.

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2. Vermeiden Sie Teufelskreise

Wer sich mithilfe von Kaffee, Energydrinks und anderen Mitteln aufputscht, gerät schnell in einen Teufelskreis. Um am Ende des Tages besser in den Schlaf zu finden, folgt der Griff zu Gegenmitteln wie Alkohol oder Schlafmitteln. Umgekehrt gilt das Gleiche. Vermeiden Sie solche Wechselspiele durch einen bewussten Umgang mit dem, was Sie zu sich nehmen.

3. Genießen Sie Kaffee Ihrem Biorhythmus entsprechend
Das Koffein in Kaffee entfaltet seine Wirkung über die Dauer von insgesamt 8 Stunden, erklärt Reimer. Wer von sich weiß, dass er nach Kaffeegenuss schlecht einschlafen kann, sollte am Nachmittag konsequent darauf verzichten. Für Tee gilt das Gleiche.

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4. Achtung: Cola und Süßigkeiten machen dick, verursachen Stimmungsschwankungen und belasten Ihren Körper!

Auch Cola wirkt durch Koffein, aber nicht nur. Nebenwirkungen des hohen Zuckergehalts sind einerseits Stimmungsschwankungen, wenn der Blutzuckerspiegel erst ansteigt und dann rapide absinkt. Das Gleiche gilt für Süßigkeiten.

Außerdem greifen die in Cola enthaltenen Stoffe in den Stoffwechsel ein. Nierenleiden und geschädigte Knochen können die Folge von übermäßigem Konsum sein.

Mit einem halben bis einem Liter Cola pro Tag mag das gut gehen. Wer weit mehr trinkt, schadet sich selbst.

Gerade in Phasen psychischer Belastung schlagen die gewünschten Effekte von Cola und vergleichbaren Energiespendern um. Möglich sind:

  • Hoher Blutdruck
  • Herzrasen
  • Angstgefühle
  • Panikattacken

 Tipp: Versorgen Sie sich mit gesunder Energie. Nüsse und Obst geben Energie und stärken die Nerven.  

5. Schokolade macht nicht nur glücklich
Schokolade hat tatsächlich positive Eigenschaften. Doch die Kehrseite steckt im hohen Zucker- und vor allem Fettgehalt, warnt Reimer. Die Folgen maßlosen Schokoladenkonsums sind:

  • Übergewicht und Gelenkschmerzen
  • Stoffwechselprobleme
  • Verkalkung von Gefäßen

 Tipp: Greifen Sie nach Möglichkeit in Maßen zu. Wenn Sie sie mögen, wählen Sie eher Herrenschokolade als die Vollmilchvariante. 

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6. Alkohol ist zur Entspannung nur in Maßen das Mittel der Wahl

Viele greifen abends zu einer Flasche Bier oder einem Glas Wein, um leichter zu entspannen und "runterzukommen". Dagegen sei an sich noch nichts zu sagen. Doch die Dosis gerät schnell außer Kontrolle, berichtet Reimer. Alkohol mag beim Einschlafen helfen, andererseits:
- sorgt er für unruhigen Schlaf
- wird je nach Veranlagung zur Sucht
- stört ihre Fitness am darauffolgenden Tag erheblich

 Tipp: Fragen Sie sich, ob es tatsächlich Alkohol sein muss, der zu Ihrer Entspannung beiträgt. Vielleicht funktioniert ein anderes Getränk ebenso gut für Ihr abendliches Ritual. Oder Sie versuchen es mit Joggen, Spazierengehen oder einem anderen Hobby, das Ihnen Spaß macht.

7. Schmerzmittel lindern nur Symptome
Den Schmerz betäuben und einfach weitermachen? Praktischerweise werden viele apothekenübliche Schmerzmittel wie Aspirin und Ibuprofen inzwischen in Kombination mit Koffein angeboten. Das Ergebnis: Trotz Erkältung und anderen Beschwerden fühlen Sie sich einigermaßen fit.

Reimer sieht das größte Risiko dieser Mittel darin, dass sie die Ursache von Schmerzen überdecken. Bekommt der Körper nicht die Ruhephasen, die er verlangt, werden Beschwerden chronisch, ist seine Erfahrung. 

Die wichtigsten Warnsignale:

  • Eine Erkältung verschwindet auch nach zehn Tagen noch nicht
  • Treppenstufenlaufen wird zur Belastungsprobe
  • Sie sind nur wenige Stunden arbeitsfähig
  • Häufige Krankheitsphasen

 Hinter solchen Signalen des Körpers können unter anderem ernste Erkrankungen zum Beispiel des Herzmuskels stehen. Auch Gelenkverschleiß wird durch die Einnahme von Schmerzmitteln ohne die entsprechende Ruhe überdeckt.  

Tipp: Gehen Sie vorsichtig mit Schmerzmitteln um und widmen Sie den Ursachen Ihrer Schmerzen mehr Aufmerksamkeit.  

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8. Schlafmittel

Wer dauerhaft angespannt ist, findet schlechter in den Schlaf. Die Stressresistenz (Nervenkostüm) nimmt ab. Darum liegt der Griff zu Schlaftabletten nahe. Gerade wer länger auf solche chemischen Präparate setzt, handelt unverantwortlich:

Mögliche Folgen sind:

  • Abhängigkeit nach 6 – 8 Wochen
  • Desorientierung
  • Erhöhte Reizbarkeit

 9. Psychopharmaka
Einige Antidepressiva helfen über schwierige Phasen hinweg. Leistung steigernd wirken Fluctin ( in den USA Prozac genannt) und ähnliche Präparate nicht.

Ritalin kann kurzfristig die Leistung steigern. Das gilt auch für Amphetamine. Trotzdem warnt Reimer davor, chemische Präparate einzusetzen, um den Stoffwechsel im Gehirn zu manipulieren.  

Wer zu lange auf leistungssteigernde Substanzen setzt, riskiert im Gesamtpaket Erschöpfungszustände bis hin zu Burnout und Berufsunfähigkeit.  

Tipp: Reimer rät zu psychischer Hygiene. "Radikale Konzentration auf die Arbeit ist oft ein Weg, andere Probleme beiseite zu schieben." Er fragt seine Patienten regelmäßig: Was wollen Sie im Leben außerhalb der Arbeit?

Ein Ansatz: Ermöglichen Sie sich, was Ihnen Freude bereitet. Momente mit Ihrer Familie, Sport, ein Wochenende allein? Leben Sie im Jetzt! Falls das nicht möglich erscheint, holen Sie es spätestens nach 2 – 3 Wochen der Anspannung nach.  

Weitere Infos auf handwerk.com

(kö)

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