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Energie für den Eigenbedarf

Wann sich Kleinwind lohnt

Geht es um selbst produzierten Grünstrom, führt die bewährte Solartechnik zu Recht das Feld an. In Einzelfällen macht auch Kleinwind Sinn – wenn sich Investoren die richtigen Fragen stellen.

Paradoxes Windland. Die große deutsche Windindustrie genießt weltweites Ansehen. Die Kleinwindkraft dagegen führt hierzulande nur ein Nischendasein. Schuld sind vor allem politische Vernachlässigung, mangelnde Qualitätssicherung und fehlende Selbstkontrolle der Branche.

Auf diesem Nährboden gedeihen unseriöse Anbieter, die ihren Kunden Wirtschaftlichkeitsversprechen machen, die die Anlagen oft in über 100 Jahren Dauerbetrieb nicht erreichen würden.

Die Probleme der Kleinwindkraft kennt auch Matthias Pawlas, Geschäftsführer der Hermann Popko GmbH. Gegründet als Elektroinstallationsbetrieb 1980 zählen schon seit Jahren auch Industriemontagen und Photovoltaikprojekte zum Geschäftsfeld des Unternehmens aus dem Wendland. Seit 2011 hat der Betrieb auch Kleinwindräder im Angebot. Der Grund: „Neugier“, sagt Matthias Pawlas.

Um seine Kunden vor mangelhafter Ware zu schützen betreibt das Unternehmen ein eigenes Testfeld. Bevor ein Kleinwindrad in das Verkaufsangebot aufgenommen wird, testet der Betrieb es einige Monate. Dabei zeigt sich, ob das Windrad hält, was der Hersteller versprochen hat. Der 2,6-Kilowatt-Ventilator des nordamerikanischen Herstellers Windtronics ist schon durchgefallen.

„Nachdem sie in vier Monaten nur ein paar Kilowattstunden produziert hat, haben wir sie demontiert“, sagt Pawlas. Schade: „Mit dem futuristischen Aussehen hatte sie das Zeug zum Verkaufsschlager.“ Nun kämpft der Betrieb darum, sein Geld vom Hersteller zurückzubekommen.

Alternativen dazu gibt es: Lesen Sie Seite 2.

Windspot: Leise, sparsam und zuverlässig


Weitaus bessere Erfahrungen hat Pawlas bisher mit der Windspot gemacht – sein Betrieb ist offizieller Vertriebspartner der Anlage für den Raum Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die 3,5-Kilowatt-Anlage sieht einer großen Windturbine gar nicht unähnlich. Da sie keine Elektronik braucht, um sich in den Wind zu drehen oder vor zu viel Wind zu schützen, soll sie auch zuverlässig arbeiten.

Ein weiteres großes Plus: Sie ist zertifiziert – nach britischem Standard MCS, weil es noch keinen vergleichbaren deutschen gibt. Kunden können sich dadurch sicher sein, dass die Anlage leistet, was sie verspricht, zudem ist ihr Schallpegel – die Lautstärke – vermessen und sie musste eine bestimmte Betriebsdauer nachweisen.

So eine zertifizierte Anlage ist auch für die zum Aufbau meist nötige Baugenehmigung wichtig. „Bisher hatten wir keine Probleme, diese Anlage beim Bauamt anzumelden“, sagt Pawlas. Und eine Baugenehmigung braucht jedes Windrad in Niedersachsen – sei es noch so klein. Anders in Sachsen-Anhalt, wo bis zehn Meter Gesamthöhe keine Genehmigung notwendig ist.

Zehn Meter genügen allerdings nur selten, sagt Pawlas: „Unsere Testfelddaten zeigen, dass die Anlagen auf 18 Meter Höhe schon die doppelte Leistung haben.“ Die Höhe des Kleinwindrades bestimmt also maßgeblich, ob das Investment wirtschaftlich ein Erfolg oder ein Reinfall wird.

Drei weitere elementare Tipps sollten Interessenten beachten:
Führen Sie eine Windmessung über mindestens drei (besser sechs) Monate durch, um realistisch die Wirtschaftlichkeit Ihres Windstandortes einschätzen zu können.

Seite 3: Referenzanlagen sind schwer zu finden - wir haben Tipps für Sie.

Mehr Leistung = Bessere Arbeit


Nur der Eigenverbrauch von Windstrom ist wirtschaftlich – hier sparen Sie den Strombezugspreis von meist 25 Cent pro Kilowattstunde. Das Windrad sollte daher nicht mehr Strom produzieren, als Sie selbst im Jahr verbrauchen.

Fragen Sie nach Referenzanlagen, die man besuchen kann - unehrliche Anbieter werden Ihnen freiwillig keine nennen. Hinweise zur Seriosität liefern auch Verbraucherforen, etwa im Infoportal Kleinwindanlagen.de .

Zudem gilt: Je mehr Leistung die Anlage hat, desto wirtschaftlicher arbeitet sie – ein guter Windstandort und sehr hoher Eigenverbrauch des Stroms vorausgesetzt. Die Anschaffung einer Windspot mit 3,5 Kilowatt im Komplettpaket kann sich an einem sehr guten Windstandort nach gut sieben oder knapp neun Jahren amortisieren. Dafür benötigt sie Jahreswindgeschwindigkeiten von sechs Meter pro Sekunde bei einer Masthöhe von zwölf oder 18 Meter.

Trotz der Hindernisse der Kleinwindenergie spürt Matthias Pawlas einen wachsenden Markt – auch im Handwerk: Vor allem andere Elektroinstallateure melden Interesse. Sie kaufen bei der Hermann Popko GmbH ein, um die Anlagen als Zwischenhändler für Endverbraucher anzubieten.

Die Wendländer versorgen sie mit dem nötigen Wissen zur Installation. „Typische Endkunden sind Landwirte oder Privatpersonen mit großen Höfen auf dem Land“, sagt Pawlas. „Aber wir haben auch schon einige Windräder für kleine Gewerbebetriebe wie Tischlereien installiert.“


(deg)


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