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Foto: handwerk.com

97 Euro-Video

Warten auf... n-tv

18 Tage! So lange ist es her, dass wir n-tv eine Presseanfrage zum "97 Euro-Video" geschickt haben. Nur gut, dass uns handwerk.com-Leser in der Zwischenzeit mit Kommentaren bei Laune gehalten haben – und mit gewitzten Rechenbeispielen.

n-tv und der 97 Euro-Stundensatz: Warum reagiert der Sender nicht auf die Kritik am Video über den angeblichen „Handwerkerwucher in Deutschland“? Schließlich hatten wir den Beitrag zerpflückt – und das hat Fragen aufgeworfen.

Hier die Chronologie einer Presseanfrage, die Ihnen und uns Geduld abverlangt, aber immerhin unterhaltsam verläuft.

25. März. handelsblatt.com zeigt das Video zwar, ein Redakteur verweist uns aber an n-tv: "Die sind dafür verantwortlich."
26. März. Anruf in der n-tv-Pressestelle. Der Pressesprecher will das "bis morgen" klären.
27. März. Schweigen.

Nächste Seite: 97 Euro in der Stunde macht 333.438,40 im Jahr!

"Bitte um Geduld bis Dienstag." Na, klar!

28. März. Wir legen eine E-Mail nach, zeigen auf, wo es im n-tv-Video hakt. „Es wäre toll, wenn Sie die Fragen bis zum 1. April, 13 Uhr (Redaktionsschluss) beantworten könnten.“
1. April, 16 Uhr. Nochmal nachgefragt: „Spielt n-tv nicht mit mir? Beste Grüße, Heiner Siefken.“
1. April. Der n-tv-Pressesprecher Thomas Hellwege schreibt: „Ich werde aber direkt morgen früh noch einmal nachfragen und darf Sie noch bis zum frühen Dienstagnachmittag um Geduld bitten.“
2. April. „Prima, Herr Hellwege, da bin ich gespannt! Mein Text über das Video soll heute um 15 Uhr auf Sendung gehen – dann bauen wir unseren Newsletter ...“
2. April. Der Redaktionsschluss verstreicht, wir veröffentlichen den Beitrag „Endlich! 97 Euro Stundenlohn“. Kommentar von handwerk.com-Leser F. Roose: "Im Kopf bleiben die 97 Euro zuzügl. Mwst. 115,43 € x 8 h = 923,44 € x 30 Tage = 27703,20 € x 12 Monate = 332.438,40 € ohne Anfahrten. Das ist doch mal 'ne Hausnummer. "
2. April. Weil n-tv nicht antwortet, doch noch eine E-Mail an das Handelsblatt, schließlich nimmt „der Zuschauer das Video ja erst einmal als Handelsblatt-Produkt wahr“.
Gute Idee. Eigentlich.

Nächste Seite: Mit der medialen Keule zurück in die Steinzeit.

Immer schön mit der Keule auf die Köpfe.

3. April. Die Referentin Unternehmenskommunikation der Verlagsgruppe Handelsblatt weist uns in ihrer Antwort auf formale Fehler in unserem Text hin (die korrekte Bezeichnung ihrer Webseite sei Handelsblatt Online) und schreibt: „[…] können wir zu dem Video inhaltlich leider keine Auskunft geben, da es sich um eine Zweitverwertung von n-tv handelt. Ich habe dem Presseverantwortlichen von n-tv aber Ihre Anfrage weitergeleitet und er kümmert sich um die Beantwortung der Fragen.“ Na, klar.
3. April. Neue E-Mail an n-tv: „Die Zeit rast, leider ist jetzt ja auch der ‚frühe Dienstagnachmittag‘ verstrichen. Der Text ist jedenfalls erschienen, auf die n-tv-Antworten bin ich allerdings weiter gespannt – kann ich noch damit rechnen?"
3. April. Antwort an die Handelsblatt-Pressestelle: „Leider rührt sich n-tv nicht so richtig. Ist denn handelsblatt.com/sind denn Sie mit der Qualität des Videos einverstanden? Oder übernimmt handelsblatt.com die Videos ungeprüft von n-tv?“ Keine Reaktion.
3. April. handwerk.com-Leser Dirk Hüttenbrauck meint: „n-tv als Sender hat sich seit der Beteiligung/Übernahme durch die RTL-Gruppe qualitativ extrem verschlechtert.“ Und: „Den Wert der öffentlichrechtlichen Sender sowie der zugehörigen Internetportale wie beispielsweise tagesschau.de muss man anerkennen – oder eben nicht. Wenn wir uns nicht irgendwann wieder gegenseitig mit der Keule die Köpfe einschlagen möchten, muss die Präferenz eigentlich klar werden.“ So langsam wird’s lustig.

Nächste Seite: "Empört Euch. Die 97 Euro bleiben in den Köpfen hängen."

97 Euro? "Höchstens im Kfz-Premiumsektor"

5. April. Neue E-Mail. „Hallo Herr Hellwege, ich bin ein wenig irritiert, jetzt sind seit meiner Anfrage bereits zehn Tage vergangen. Gibt es einen Grund für das n-tv-Schweigen?“
8. April. Anruf in der n-tv-Pressestelle (Thomas Hellwege ist übrigens ein unheimlich netter Typ). Er sagt: „Die Kollegen, die den Beitrag gedreht haben, sollen das Material spätestens bis morgen Nachmittag sichten.“
9. April. Auch auf Facebook wird das n-tv-Video diskutiert. Jens Heim schreibt: „Gegen Kunden, die 97 Euro pro Stunde zu zahlen bereit sind, hätten wir auch nichts. Haben wir aber noch nie bekommen, auch noch nie bezahlt (außer bei Vertragswerkstätten von deutschen Premium-Autoherstellern).“
Ab heute setze ich Geld darauf: Wetten, dass sich die Antwort der n-tv-Pressestelle (falls sie jemals kommt) auf die Preisgestaltung in der Kfz-Branche zurückziehen wird?!
9. April. handwerk.com-Leser Dünchem schreibt: „Empört Euch! Auf diese Art wird Stimmung gemacht und beim Zuschauer bleiben nur die 97 Euro hängen. Ich will unbedingt wissen, wie die Produzenten des Videos sich dazu geäußert haben. Also bitte dringend dran bleiben."

Nächste Seite: Hilfe, auch die Wirtschaftswoche zeigt das 97 Euro-Video.

"Vielen Dank für Ihre Geduld." Welche Geduld?

10. April, 16 Uhr. Die E-Mail-Adressen der Pressestellen von n-tv und Handelsblatt Online (!) sind jetzt auf unserer Facebook-Seite hinterlegt. Vielleicht hat ja einer unserer Netzwerkfreunde Zeit für eine eigene Presseanfrage?
10. April, 17 Uhr. Dünchem fragt an, ob wir eigentlich wüssten, "dass der Film auch bei wiwo.de läuft?!" Nein! Wussten wir nicht! Soll ich jetzt auch noch eine E-Mail an die Wirtschaftswoche schicken?
10. April, Tag 18 neigt sich dem Ende. Ob's daran liegt, dass tatsächlich ein Facebook-Freund eine Presseanfrage verschickt hat? Jedenfalls schreibt Thomas Hellwege um 21.42 Uhr: "Leider ist einer der Kollegen immer noch im Urlaub. Und zwar jener, der den Teil mit dem Stundenlohn beigesteuert hat. Sobald er wieder zurück ist, kann die Anfrage dann endlich komplett beantwortet werden. Vielen Dank für Ihre Geduld." Der Job des n-tv-Pressesprechers ist offenbar nicht einfach.
12. April, 13.28 Uhr. n-tv antwortet. Zur kompletten Stellungnahme geht's hier entlang.
 
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(sfk)

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