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Politik und Recht

Was bringt der Azubi-Mindestlohn?

Der Mindestlohn soll Ausbildung attraktiver machen, doch die Wirkung ist umstritten: Denn Jugendlichen sind Arbeitsbedingungen wichtiger als Geld.

Auf einen Blick:

  • 504 Euro soll der Mindestlohn für Auszubildende im ersten Lehrjahr betragen. Die Bundesregierung will so die Attraktivität der betrieblichen Ausbildung steigern.
  • Doch auch für gut bezahlte Ausbildungsplätze fehlt Nachwuchs.
  • Jugendliche legen nicht nur Wert aufs Geld. Sie suchen soziale Anerkennung durch den Job und gute Arbeitsbedingungen.

504 Euro – so hoch soll die gesetzlich festgelegte Mindestvergütung ab 1. Januar 2020 für Azubis im ersten Lehrjahr sein. Das zumindest plant Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Das Ziel der Großen Koalition: Ausbildungsberufe sollen für junge Menschen attraktiver werden, eben auch durch eine gesetzlich garantierte Untergrenze des Lohnes.

Doch die Wirkung ist umstritten. Denn ein direkter Zusammenhang zwischen Bezahlung und Attraktivität des Berufes scheint nicht zu bestehen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP hervor. So sind die 15 Ausbildungsberufe, die die größten Nachwuchssorgen haben, keineswegs die mit den niedrigsten Löhnen: Beton- und Stahlbetonbauer oder Stukkateure im Handwerk verdienen mit mehr als 1.000 Euro im Durchschnitt nicht schlecht – und keiner liegt unter der geplanten Mindestvergütung von 504 Euro. Gleichzeitig sind unter den Berufen, in denen sich viele Bewerber um wenige Lehrstellen drängeln, auch schlecht bezahlte: Fotografen beispielsweise gehen im ersten Lehrjahr mit einer Vergütung von 350 Euro nach Hause.

Ausbildungsvergütung steigt, Azubi-Zahlen gehen zurück

Ein weiteres Indiz: Die tariflichen Ausbildungsvergütungen stiegen zwischen 2007 und 2017 um 39,5 Prozent. Die Zahl der Auszubildenden hingegen sank im gleichen Zeitraum um 11,2 Prozent. Besonders stark betroffen sind kleine Betriebe: In Unternehmen mit bis zu vier Mitarbeitern ging die Zahl der Azubis um 40 Prozent zurück.

Auch die Bundesregierung konstatiert, dass die Lohnhöhe allein nicht den Ausschlag gibt. Stattdessen gebe es vielfältige Kriterien: Sie reichen von einer interessanten Tätigkeit über passende Arbeitsbedingungen bis hin zum Ausmaß sozialer Anerkennung, die der Beruf vermittelt. Bewerberbefragungen der Arbeitsagenturen und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen, dass sich die meisten Bewerber auch ein möglichst hohes Einkommen und während der Ausbildung schon eine überdurchschnittlich hohe Ausbildungsvergütung wünschen.

Wichtige Kriterien: Übernahme- und Aufstiegschancen

Allerdings gibt es Aspekte, die Jugendlichen im Schnitt noch wichtiger sind als Geld:

  • gute Übernahme-, Arbeitsmarkt- und Aufstiegschancen
  • sichere Arbeitsplätze
  • ein gutes Betriebsklima.

Auch bei der Auflösung von Ausbildungsverträgen spielt das Geld nicht die größte Rolle. Laut Bundesregierung geben die Jugendlichen eher betriebliche Gründe an:

  • mangelhafte Ausbildungsqualität
  • schlechte Arbeitsbedingungen.

Bundesweit betrug die durchschnittliche tarifliche Vergütung für alle Berufe 908 Euro. Das Handwerk zahlt seinen Lehrlingen eher niedrige Löhne. Wie die jüngste Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung ermittelte, lag die Durchschnittsvergütung bei 775 Euro (West) und 720 Euro (Ost). In einzelnen Gewerken wird derzeit weniger als der geplante Mindestlohn gezahlt. Die Bundesregierung betont, es solle keinen Eingriff in die Tarifautonomie geben: Jugendliche sollen lediglich vor Vergütungen geschützt werden, die als nicht mehr angemessen angesehen werden können.

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