Von Heike Bueß-Kovàcs
Gicht ist ein altes Leiden, das schon den Ärzten in früheren Jahrhunderten bekannt war. Die Krankheit befiel einst hauptsächlich die Reichen, die sich den Luxus üppig gedeckter Tafeln und übermäßigen Schlemmens leisten konnten. Heute gehört das Zipperlein – so wurde die Gicht im Volksmund genannt – zu den sogenannten Zivilisations- bzw. Wohlstandskrankheiten. Die Krankheit ist in Ländern mit einem höheren Lebensstandard weiter verbreitet als in ärmeren Ländern, unter anderem wegen der Ess- und Trinkgewohnheiten. In den Industriestaaten ist bei etwa 20 Prozent der Männer der Harnsäurespiegel erhöht, woraus sich eine Gicht entwickeln kann. Bei Frauen tritt die Erkrankung vorwiegend nach den Wechseljahren auf.
Die Ärzte unterscheiden zwei Formen der Stoffwechselerkrankung: die primäre und die sekundäre Gicht. Die primäre Form der Gicht ist genetisch bedingt, ihre Ursache ist eine gestörte Harnsäureausscheidung durch die Nieren. Die sekundäre Gicht ist Folge einer anderen chronischen Erkrankung, wie zum Beispiel Diabetes oder Blutarmut. Auch starkes Übergewicht, Alkoholkonsum und manche Medikamente können eine Gicht begünstigen.
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Ursachen der Gicht
Harnsäure und Purine – tierische Eiweiße – spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Gicht. Purine sind unter anderem Bestandteil der Erbsubstanz unserer Zellen, der DNA. Die kleinen Eiweißbausteine fallen beim Abbau von Zellen an, werden aber auch mit der Nahrung aufgenommen, vor allem mit Wurst und Fleisch. Die Harnsäure ist eine biochemische Substanz, die wiederum beim Abbau von Purinen entsteht und normalerweise über die Nieren ausgeschieden wird.
Wenn wir viele purinhaltige Lebensmittel zu uns nehmen, muss mehr Purin abgebaut werden, in der Folge wird mehr Harnsäure gebildet. Der überwiegende Teil der Harnsäure, rund 75 Prozent, wird über die Nieren ausgeschieden, der Rest wird über den Schweiß, den Speichel und den Darm aus dem Körper abtransportiert. Ein zu hoher Harnsäurewert im Blut entsteht, wenn die Nieren dauerhaft weniger Harnsäure ausscheiden, als im Körper gebildet wird. Dies kann bei stärkerem Alkoholkonsum, durch die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. gegen Krebs), bei Nierenstörungen oder bei einer dauerhaft purinreichen Ernährung der Fall sein. Die Folge: Es bilden sich nadelspitze Kristalle, sogenannte Uratkristalle, die sich vorzugsweise an Gelenken und Sehnen ansammeln und dort zu schmerzhaften Veränderungen führen können.
Woran Sie einen Gichtanfall erkennen, erfahren Sie auf Seite 3.
Schlimme Schmerzen beim Gichtanfall
Ein Gichtanfall, der die Betroffenen ganz unerwartet meist in der Nacht überfällt und an allen Gelenken auftreten kann, verursacht extreme Beschwerden. Bei über 60 Prozent der Gichtpatienten ist das Großzehengrundgelenk betroffen – es schwillt an, verfärbt sich rötlich-violett, wird heiß und tut extrem weh. Allein der Druck der Bettdecke kann die Schmerzen in den betroffenen Gelenkregionen bis ins Unerträgliche steigern. Erst am Morgen lassen sie dann endlich etwas nach. Manchmal für längere Zeit, manchmal kehren sie innerhalb der nächsten drei bis fünf Tage wieder anfallartig zurück.
Die Schmerzen sind Folge der akuten Gelenkentzündung, die durch die Uratkristalle hervorgerufen wird. Das Immunsystem versucht, sich gegen die spitzen Kristalle im Gelenk zu wehren, was zu Schwellung, Rötung und Überwärmung führt. Ein Gichtanfall am Fuß hat meist zur Folge, dass sich die erkrankte Person nur sehr mühsam und unter großen Schmerzen fortbewegen kann. Sie läuft mit kleinen, trippelnden Schritten. Schwillt das Grundgelenk des großen Zehs an, so ist es manchmal nicht einmal mehr möglich, die Socke oder den Schuh an- oder auszuziehen.
Seite 4: So verhindern Sie, dass die Krankheit chronisch wird.
Schmerzmittel und langfristige Therapie
Gegen die starken Schmerzen verordnen Ärzte zunächst Schmerzmittel, damit die Patienten ihren Alltag bewältigen und zum Beispiel wieder laufen können. Ein akuter Gichtanfall wird außerdem mit Colchicin behandelt, einer giftige Substanz, die aus der Herbstzeitlosen-Pflanze gewonnen wird. Es wirkt entzündungshemmend und schmerzstillend. Zur langfristigen Therapie werden Medikamente verabreicht, welche den erhöhten Harnsäurespiegel senken. Ein bewährtes Arzneimittel ist Allopurinol.
Ein akuter Gichtanfall sollte so schnell wie möglich konsequent behandelt werden, damit er keine bleibenden Schäden nach sich zieht. Ignoriert man ihn, therapiert man ihn falsch oder unzureichend, so kann er der Beginn für ein Gesundheitsproblem sein, das ein ganzes Leben lang bestehen bleibt. Zwar dauert es manchmal Jahre, bis ein weiterer Gichtanfall auftritt, dann aber können die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Anfällen immer kürzer werden, bis die Gicht schließlich chronisch wird. Dann ist eine Zerstörung der Gelenkknorpel, der Knochen und Sehnen in den betroffenen Arealen häufig nicht mehr aufzuhalten. Es kommt zu irreparablen Gelenkschäden mit Deformierungen und zu Bewegungseinschränkungen, die von heftigen Schmerzen begleitet werden.
Seite 5: Auch Sie selbst können eine Menge gegen die Anfälle tun.
Natürliche Behandlungsmethoden
Man kann viel gegen die Erkrankung tun oder sogar dafür sorgen, dass sie gar nicht erst auftritt. Eine entscheidende Rolle spielt dabei eine ausgewogene, purinarme Ernährung , die es auch ermöglicht, Übergewicht abzubauen. Fleisch, Wurst und Fisch enthalten viele Purine, die zu Harnsäure abgebaut werden und damit den Harnsäurespiegel erhöhen.
Bei hohen Harnsäurewerten ist es daher ratsam, den Konsum an Fleisch, Wurst und Fisch drastisch zu reduzieren oder für einige Wochen ganz darauf zu verzichten. Das gleiche gilt für den Alkoholkonsum, denn Alkohol hemmt die Ausscheidung von Harnsäure. Um der Gicht entgegenzuwirken helfen unter anderem auch regelmäßige körperliche Bewegung und Entspannung, pflanzliche Heilmittel, Homöopathie und Akupunktur.
Die Autorin dieses Artikels, Dr. med. Heike Bueß-Kovács, ist Ärztin und Medizinjournalistin. Neben ihrer Tätigkeit als TV-Moderatorin und TV-Expertin hat sie bereits mehrere Ratgeber zum Thema Gesundheit veröffentlicht.
Auf Seite 6 folgt noch ein Buchtipp zum Thema Gicht.
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