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Tipps und Übungen: Endlich loslassen!

Was gegen Kontrollzwang hilft

Sie haben ständig das Gefühl, andere kontrollieren zu müssen, damit nichts schiefgeht? Und Sie wollen endlich raus aus der Nummer? Hilfe bekommen Sie hier.

Ein starkes Kontrollbedürfnis gegenüber sich selbst und anderen hat in der Regel Angst als Hintergrund. Einige haben am meisten Angst, verlassen zu werden, und versuchen, andere zu kontrollieren, damit diese nichts Unerwartetes tun oder zu selbstständig werden. Andere ertragen die Hetze ihres eigenen inneren Kritikers nicht, der ihnen ständig weismachen will, etwas sei falsch, schlecht durchdacht, leichtsinnig oder unordentlich. Sie sind sehr penibel mit sich selbst, ihren Mitarbeitern, Geschäftspartnern und mit ihrer Familie.

Die Kontrollwut frisst jede Menge Energie, die Sie auf andere, strategisch wichtige Dinge verwenden könnten. Und sie demotiviert die anderen, die gerne selbstständiger arbeiten würden, aber ständig zu spüren kriegen, dass Sie ihnen nicht vertrauen. Was Sie tun können, um die Kontrollitis loszuwerden? Hier zunächst einige Tipps:

Tipp 1: Arbeiten Sie daran, Ihren inneren Kritiker zu durchschauen. Solange Sie an der Erklärung festhalten, es seien die anderen, mit denen etwas nicht stimmt, werden Sie nicht weiterkommen. Wie lautet der Inhalt der Kritik an Ihnen selbst und an anderen? Was könnte misslingen?

Wie Sie vom Perfektionismus wegkommen, lesen Sie auf Seite 2.

Versuchen Sie, nicht ständig einzugreifen!

Tipp 2: Trainieren Sie, andere in Ruhe zu lassen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich ohne Ihr Eingreifen zu entfalten. Was kann eigentlich schiefgehen, wenn Sie sich heraushalten?

Tipp 3: Sind Sie eher perfektionistisch orientiert, ist nur das Perfekte gut genug für Sie? Trainieren Sie, darauf zu pfeifen, üben Sie, selbst weniger perfekt zu wirken. Setzen Sie sich in Ihrem Job kurze Fristen, damit Sie trotz Feinschliff und Verbesserungen mit der Aufgabe fertig werden.

Tipp 4: Versuchen Sie nicht, anderen immer eine Nasenlänge voraus sein zu wollen. Das bedeutet in der Regel, sich Sorgen zu machen und nicht in der Lage zu sein, im Hier und Jetzt zu leben. Ihr Verhalten führt nur dazu, dass Sie das Gefühl haben, streng und lieblos zu sein und nicht am Leben teilzunehmen. Es macht Sie oft wütend und neidisch auf diejenigen, die es anders machen.

Wie Sie die Katastrophenszenarien in Ihrem Kopf loswerden, erfahren Sie auf Seite 3.

Üben Sie, sich zu blamieren!

Tipp 5: Leiden Sie unter ständig kreisenden Gedanken, Unruhe und Schlafstörungen? Kreieren Sie Katastrophenszenarien? Dies sind die Aktivitäten Ihres inneren Kritikers, der versucht, Ihnen einzureden, Sie seien in Gefahr und die einzige Rettung bestehe darin, auf alles zu hören, was er Ihnen sagt. Stellen Sie sich vor, Sie besäßen eine große Schere und könnten üben, Gedanken "wegzuschneiden".

Tipp 6: Was passiert mit Ihnen, wenn Sie bei einer Aufgabe versagt oder jemanden enttäuscht haben? Welchen Katastrophen werden Sie oder andere ausgesetzt werden? Vergleichen Sie es mit dem, was in der Wirklichkeit geschieht!

Tipp 7: Üben Sie, sich zu blamieren und Dinge zu tun, in denen Sie nicht gut sind. Lernen Sie, Ihre Unvollkommenheit zu akzeptieren oder sogar zu genießen.

Denken Sie daran, dass es darum geht, wieder und wieder neue Gedanken und Verhaltensweisen zu trainieren, bis Sie diese beherrschen. Das ist nicht leicht, aber so ist es mit allem, was neu und ungewohnt ist. Geben Sie sich selbst die Chance, sich besser zu fühlen.

Sie wollen kein Kontrollfreak mehr sein? Dann beginnen Sie mit der Übung auf Seite 4.

Übung: Trainieren Sie, loszulassen!

Wollen Sie endlich aus der Rolle des Kontrollfreaks heraus? Dann absolvieren Sie die folgenden sieben Übungsschritte. Sie werden dadurch Klarheit darüber erlangen, in welchen Situationen Sie Kontrolle übernehmen, was Sie denken und wie Sie sich verhalten. Und Sie werden anfangen, alternative Strategien zu entwickeln: eine andere Art aufzutreten, andere Gedanken, andere Erklärungen. Los geht's.

Schritt 1: Beschreiben Sie den Zustand, in dem Sie sich als Kontrollfreak bezeichnen, so genau wie möglich: Ich muss Kontrolle und Steuerung haben. Habe ich diese nicht, werde ich unruhig, ängstlich und unsicher. Spüren Sie nach, wo im Körper Sie diesen Drang lokalisieren können.

Schritt 2: Entsteht dieser Zustand in speziellen Beziehungen oder Situationen? Immer, wenn ich im Unternehmen an meinem Arbeitsplatz bin? Jedes Mal, wenn ich finde, dass andere nicht das machen, was Sie sollen? Jedes Mal, wenn ich mit Freunden zusammen bin, die nie Verantwortung übernehmen? Wenn jemand etwas Unerwartetes tut? Jedes Mal, wenn ich unruhig werde, weil nicht alles unter Kontrolle ist?

Schritt 3: Was denken Sie über andere? „Die verstehen gar nichts, die sind träge, dumm, ungenau und verantwortungslos. Immer muss ich die Verantwortung übernehmen. Immer muss ich in dem ganzen Chaos aufräumen. Ich bin ein Idiot, dass ich das überhaupt mache.“

Es geht noch weiter: Die Übungsschritte auf Seite 5 führen Sie zum Ziel.

Einfach mal keinen Finger rühren ...

Schritt 4: Was denken Sie von sich selbst? „Ich schaffe Ordnung, ich mache am liebsten alles selbst, das geht viel schneller. Ich sage deutlich, dass alles, was die anderen machen, falsch ist.“

Schritt 5: Schauen Sie sich an, was Sie über die anderen und über sich selbst denken und aufgeschrieben haben. Sind das die einzigen Gedanken, die wahr sind? Glauben Sie wirklich daran? Könnte es sich um eine alte Gewohnheit handeln, dass Sie nicht in der Lage sind, diese Unruhe zu spüren?

Schritt 6: Nehmen Sie Ihren persönlichen Merkzettel zu Hilfe. Was würden Sie über andere denken, die genauso kontrollsüchtig sind wie Sie? Würden Sie das mögen? Löschen Sie die alten negativen Gedanken und grübeln Sie nicht weiter über das Problem nach.

Schritt 7: Wählen Sie alternative Verhaltensweisen. Beim nächsten Mal lasse ich das Organisieren sein. Die können das selbst machen, ich rühre keinen Finger mehr. Ich werde still dasitzen und die Unruhe wahrnehmen. Ich werde beginnen, um Hilfe zu bitten. Das werde ich die ganze Woche trainieren.

Der Inhalt dieses Artikels stützt sich auf das Ratgeberbuch „Ich coache mich selbst" von Gunnar Cramer und Dag Furuholmen. Wir stellen es Ihnen auf der nächsten Seite vor.
(afu)

Sie wollen ihr eigener Coach werden? Dann haben wir auf Seite 6 noch einen Buchtipp für Sie.

Buchtipp: Zum eigenen Coach werden

Fühlen Sie sich oft gestresst, ausgepowert, deprimiert, von allen missverstanden oder trauen Sie sich nichts mehr zu? Und möchten Sie daran selbst etwas ändern? Die Psychiater Gunnar Cramer und Dag Furuholmen haben ein Trainingsprogramm entwickelt, das die menschliche Psyche für die Ansprüche des Alltags stählt.

Das Ziel des Selbstcoachings ist es, Lebensqualität und Wohlbefinden zu verbessern. Auf längere Sicht verhilft dieses Training den Absolventen zu einem besseren Selbstbild. Indem Sie aktiv handeln und neue Fähigkeiten erlernen, können Sie etwas in Ihrem Leben verändern. Der Ratgeber enthält Modelle, Anleitungen und Trainingsübungen, mit deren Hilfe sich die Leser selbst coachen können.

(afu)









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