Handwerker fehlt: Installateurbetrieben entgeht bei einer unbesetzen Stelle im Schnitt ein Deckungsbeitrag von 70.800 Euro Jahr.
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Handwerker fehlt: Installateurbetrieben entgeht bei einer unbesetzen Stelle im Schnitt ein Deckungsbeitrag von 70.800 Euro Jahr.

Inhaltsverzeichnis

Strategie

Was kostet meinen Betrieb eine unbesetzte Stelle?

Fehlt eine Fachkraft, wirkt sich das Umsatz, Deckungsbeitrag und Gewinn aus. Um wie viel es geht? Das zeigen 3 Beispiele aus dem Handwerk.

Auf einen Blick:

  • Das Handwerk sucht händeringend Fachkräfte, doch offene Stellen bleiben oft unbesetzt. Welche finanziellen Folgen das für den einzelnen Betrieb hat, hängt stark vom Gewerk ab.
  • Betriebsvergleiche zeigen: Fehlt ein SHK-Installteur, ein Tischler oder ein Maler im Team, verzichten Betriebe im Schnitt auf einen Umsatz zwischen 205.000 Euro und 93.900 Euro.
  • Entscheidend sind allerdings Deckungsbeitrag und Gewinn: Welche Folgen hat die offene Stelle für den gesamten Betrieb? Das zeigt ein Beispiel eines 6-Mann-Betriebs, der eine Stelle nicht besetzen kann.

Rund 250.000 Fachkräfte fehlen laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) im Handwerk. Wie wirken sich unbesetzte Stellen auf Umsatz, Gewinn und Deckungsbeitrag aus? „Das hängt ganz vom Gewerk ab“, sagt Martin Klingbeil vom Verein „perfakta.SH e.V. – Handwerk in Zahlen“. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen analysiert der Betriebswirt regelmäßig die Zahlen von Handwerksbetrieben in Schleswig-Holstein. Zuletzt hat das Team Betriebsvergleiche unter anderem in Betrieben des SHK-, des Tischler- und des Malerhandwerks durchgeführt. Anhand dieser Zahlen, lässt sich ermitteln, wieviel Geld den Betrieben rechnerisch durch eine fehlende Fachkraft entgeht.

Umsatz pro Fachkraft – so viel fehlt bei einer offenen Stelle

Umsatz erzielen Handwerksbetriebe durch alle mit den Kunden abrechenbaren Stunden der handwerklichen Leistung und das in Rechnung zu stellende Material. Ein SHK-Installateur erwirtschaftete laut Klingbeil im Jahr 2020 eine handwerkliche Pro-Kopf-Leistung in Höhe von 205.000 Euro. Tischler kämen auf eine Pro-Kopf-Leistung von 157.300 Euro. Und ein Maler erzielte durchschnittlich 93.900 Euro im Jahr.

Je nach Gewerk geht den Betrieben also durch eine fehlende Fachkraft zwischen 205.000 Euro und 93.900 Euro an Umsatz verloren. Wie kommt es zu diesen Unterschieden? Laut Klingbeil liegt das vor allem daran, dass die Gewerke unterschiedlich materialintensiv sind. So arbeiten Installateure im Schnitt deutlich materialintensiver als Betriebe des Malerhandwerks. Zudem erzielen die Gewerke unterschiedliche Lohnerlöse pro Stunde.

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Kosten pro Fachkraft – auch die Ausgaben sinken

Mit ihrer Arbeit erzielen Handwerker nicht nur Umsatz für den Betrieb. Den Einnahmen stehen die Personal- und Materialkosten gegenüber. „Wird eine Stelle nicht besetzt, sinkt nicht nur der Umsatz  – es fallen auch diese Kosten weg“, sagt Klingbeil. Wie hoch die Ersparnis für Betriebe ist, hängt dem Betriebswirt zufolge ebenfalls vom Gewerk ab:

  • Bei den Installateuren liegen die Personalkosten für eine handwerklich beschäftigte Kraft im Schnitt bei 46.300 Euro. Zudem verbaut ein Mitarbeiter Material im Wert von 87.900 Euro pro Jahr bei den Kunden. Das bedeutet: Für Betriebe fallen Kosten in Höhe von 134.200 Euro pro Jahr weg, wenn sie eine Stelle nicht besetzen können.
  • Tischler kommen durchschnittlich auf Personalkosten von 43.400 Euro pro Mitarbeiter und die Materialkosten liegen bei 59.500 Euro. Somit sinken die Kosten in Tischlerbetrieben durch eine fehlende Fachkraft um 102.900 Euro pro Jahr.
  • Die Maler liegen bei jährlichen Personalkosten von 46.100 Euro pro Mitarbeiter und die Materialkosten betragen im Schnitt 19.300 Euro. Fehlt eine Fachkraft, sinken die Betriebsausgaben unter dem Strich in Höhe von 65.400 Euro.

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Deckungsbeitrag pro Fachkraft: Diese Folgen hat eine offene Stelle

Mit Hilfe von Umsatz sowie den Personal- und Materialkosten lässt sich der Deckungsbeitrag ermitteln. „Das ist die Summe, die Unternehmern zur Verfügung steht, um die Personalkosten der Verwaltung und die übrigen Kosten anteilig abzudecken. Im Idealfall verbleibt dann noch ein Gewinn, der das unternehmerische Risiko und das Wagnis des Unternehmers angemessen abdeckt“, erläutert Klingbeil. Die Formel für die Ermittlung des Deckungsbeitrages lautet:

Deckungsbeitrag = Umsatz – Personalkosten – Materialkosten

Bei den Installateuren liegt der Deckungsbeitrag, den eine Fachkraft erwirtschaftet, im Schnitt bei 70.800 Euro pro Jahr. Bei den Tischlern sind es 54.400 Euro. Maler erzielen durchschnittlich 28.200 Euro. Je nach Gewerk entgeht Betriebe durch eine fehlende Fachkraft somit ein Deckungsbeitrag zwischen 70.800 Euro und 28.500 Euro pro Jahr.

Wie wirkt sich die fehlende Fachkraft auf das Betriebsergebnis aus?

Letztendlich hat eine fehlende Fachkraft Folgen für das Betriebsergebnis:

Betriebsergebnis = Deckungsbeitrag – Personalkosten Verwaltung – übrige Kosten.

Zu den übrigen Kosten zählen Ausgaben wie Miete, Versicherungen und Fuhrpark .

Als Beispiel führt Klingbeil einen SHK-Betrieb mit 9 Mitarbeitern an, davon 6 produktive Fachkräfte und 3 Angestellte in der Verwaltung. In einem Betrieb dieser Größe lägen die Personalkosten für die Verwaltung und die übrigen Kosten durchschnittlich bei 294.000 Euro pro Jahr.

Gewinn, wenn alle Stellen besetzt sind:

  • Mitarbeiter: 6 Fachkräfte und 3 Verwaltungskräfte
  • Jahresumsatz: 1.230.000 Euro
  • Deckungsbeitrag: 424.800 Euro (= 6 x 70.800 Euro)
  • Übrige Kosten: 294.000 Euro
  • Betriebsergebnis: 130.800 Euro.

Gewinn, wenn eine Fachkraftstelle nicht besetzt ist:

Was passiert, wenn die Stelle dauerhaft unbesetzt bleibt und der Betrieb die übrigen Kosten nicht anpasst? Dann ergeben sich folgende Zahlen:

  • Mitarbeiter: 5 Fachkräfte und 3 Verwaltungskräfte
  • Jahresumsatz: 1.025.000 Euro
  • Deckungsbeitrag: 354.000 Euro (= 5 x 70.800 Euro)
  • Übrige Kosten: 294.000 Euro
  • Betriebsergebnis: 60.000 Euro.

Umsatz und Deckungsbeitrag würden um ein Sechstel sinken, das Betriebsergebnis um 54 Prozent.

„Das sind allerdings Durchschnittswerte in einer extremen Situation“, betont Klingbeil. „Die Kosten und die Erlöse können von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich ausfallen.“ Doch das Beispiel zeige, wie gravierend sich eine unbesetzte Fachkraftstelle auswirken kann, wenn der Betrieb nicht frühzeitig gegensteuert.

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