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Foto: handwerk.com

Keine Berührungsängste

Weltoffen auf Azubisuche

Lohnt es sich für Betriebe, Flüchtlinge und Migranten als Azubis einzustellen? Frank Sturm hat es probiert. Bei der Entscheidung verließ er sich auf das Urteil von Mitarbeitern und Kunden.

Erfolgreich vermittelt
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Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. Auch die Assmann GmbH aus Hildesheim kämpft mit der Bewerberflaute. „Wir haben von potenziellen Azubis nicht mehr allzu viele Anfragen“, sagt Geschäftsführer Frank Sturm. „Die wollen alle was anderes machen.“ 37 Mitarbeiter zählt das Unternehmen für Elektro, Heizung, Sanitär und Klima.

Auf die Kunden hören
Durch Zufall hat Frank Sturm einen zusätzlichen Weg entdeckt, an Nachwuchs zu kommen. Über einen privaten Bekannten: Der kümmerte sich im Rahmen einer Art Patenschaft um den Westafrikaner Charles Marin Padonou. „Padonou beginnt jetzt sein drittes Lehrjahr bei uns“, sagt Sturm, „das ist ein Top-Mann.“ Wahrscheinlich, sagt Sturm, könne der mittlerweile 40-Jährige seine Ausbildung im Unternehmen verkürzen. „Er ist sehr gut in der Schule.“ Selbst die Kunden hätten den Unternehmer auf Padonou angesprochen. Tenor: ‚Passen Sie auf, dass Sie den nicht gehen lassen‘, berichtet der Unternehmer. „Das ist wirklich beeindruckend, wenn sich Kunden so positiv über einen Mitarbeiter äußern, noch dazu unaufgefordert.“

Die Mitarbeiter fragen
Um abschätzen zu können, ob ein Bewerber sich für seinen Betrieb eignet, schickt Sturm sie zunächst als Praktikanten mit seinen Mitarbeitern auf die Baustelle. Das hat er auch im Fall von Yusuf Batraan gemacht. Die Handwerkskammer Hildesheim hat den 20-jährigen Sudanesen im Rahmen des IHAFA*-Flüchtlingsprojekts an die Assmann GmbH vermittelt.

In der Frage, ob Batraan sich für eine Ausbildung in seinem Unternehmen eignet, hat Frank Sturm auf das Urteil seiner Mitarbeiter vertraut. „Meine Gesellen können das einschätzen und sagen mir ehrlich ihre Meinung“, erzählt Sturm. Im Fall von Yusuf Batraan sagten sie: „Sieh zu, dass der zu uns kommt“, berichtet der Unternehmer. Der junge Flüchtling sei im Betrieb super angekommen. Dabei hatte er mit dem Elektrohandwerk zuvor keine Berührungspunkte. „Ich hab im Praktikum viel Erfahrung gesammelt“, sagt Batraan.

Jetzt absolviert der junge Sudanese eine einjährige Einstiegsqualifizierung, die die Arbeitsagentur finanziert. In dieser Zeit wird er im Betrieb arbeiten und sich schulisch weiterbilden. Die Maßnahme dient als Sprungbrett in eine betriebliche Ausbildung, die Batraan im nächsten Jahr bei Assmann beginnen soll. „Elektriker ist ein schöner Beruf“, sagt Batraan. „Man ist viel in Bewegung und arbeitet im Team mit Kollegen.“

Gute Erfahrungen
„Die Flüchtlinge sind extrem motiviert und engagiert“, fasst Frank Sturm seine Erfahrungen zusammen. Für ihn ist Integration „ein Mittel gegen den Fachkräftemangel“.

Interessieren Sie sich auch für die Ausbildung eines Flüchtlings? In Niedersachsen helfen Ihnen die Handwerkskammern im Rahmen des IHAFA*-Projekts dabei gerne weiter. Den richtigen Ansprechpartner aus den jeweiligen Kammerbezirken in Niedersachsen finden Sie hier: handwerk.com/ihafa

*IHAFA steht für Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber. Es stellt den Kontakt zwischen Flüchtlingen und Betrieben her. IHAFA ist ein landesweites Gemeinschaftsprojekt der Handwerkskammern in Niedersachsen, des Wirtschaftsministeriums, der Bundesagentur für Arbeit und des Niedersächsischen Landkreistags.

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