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Ausbildung in der Kritik

"Wenn der Chef ein A... ist, hast du verloren"

Zwei Ex-Azubis beklagen sich heftig über das Handwerk - nicht ganz zu Unrecht, meinen jetzt auch handwerk.com-User. Aber: "Wer zwingt Azubis denn, bei Ausbeutern zu bleiben?", fragt ein SHK-Meister.

Zwei Ex-Azubis, eine Klage: zu viele Überstunden, zu schlechte Bezahlung - dann doch lieber gleich bei Lidl arbeiten.

"Kann man das auch anders sehen?", hatten wir Sie gefragt. Man kann, wie drei Kommentare von handwerk.com-Usern zeigen.

handwerk.com-Userin NURICH zum Beispiel hat früher selbst bei Lidl gearbeitet und ist mit einem Mann verheiratet, der im Handwerk arbeitet. Ihre Meinung zum Thema:

Handwerk oder Discounter - wo ist es besser?
NURICH: "Das sind Konzerne mit Tausenden von Filialen. Ein Vergleich mit dem Handwerk ist nicht machbar - denn die Strukturen sind ganz anders."

Aber was ist mit der Kritik am Handwerk?
NURICH: "... Angreifbar sind doch eigentlich nur Betriebe, die Tarife unterlaufen und zudem schlechte Arbeitsbedingungen stellen. Die gibt es mit Sicherheit, aber ebenso bestimmt auch unzählige, die sich als guter Arbeitgeber erweisen. ... Sorry, wenn ich das jetzt Mal so deutlich schreibe: Ist der Chef ein Ar… --hast du ganz einfach verloren …"

Entziehen Lidl amp; Co durch hohe Ausbildungsvergütungen dem Handwerk die Azubis?
NURICH: "Beim Thema Geld ist die Ausbildungszeit "keine brauchbare Größe. Im Handwerk ist ein Auszubildender in den ersten Monaten nicht so „brauchbar“ wie bei Lidl, wo er vom ersten Tag an, tüchtig mitarbeiten muss und auch kann. Daher sehe ich es nicht als Angriffspunkt, wenn bei Lidl Azubis von Anfang an mehr Geld verdienen – und wer keinen Spaß am Verkauf hat, fängt da ohnehin nicht an. Die Gründe, warum dem HW nur wenig geeignete Kandidaten/ Interessenten zur Verfügung stehen, müssen meiner Meinung nach woanders gesucht werden. Und ich verabscheue Lidl und Co!!"

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"Wer zwingt die Azubis, bei Ausbeutern zu bleiben?"

handwerk.com-User S.W. warnt davor, von ein paar schwarzen Schafen unter den Handwerksbetrieben gleich auf alle zu schließen. Und: Die Azubis sind mit verantwortlich.

Woran liegt es, wenn Azubis unzufrieden sind mit dem Handwerk?
S.W.: "... Natürlich wird nur über die rabenschwarzen Betriebe berichtet. Wer zwingt die Azubis bei Ausbeutern zu bleiben? Wir haben schon "Wechsler" aufgenommen. "

Verdienen Azubis im Handwerk zu wenig?
S.W:: " In unserem Betrieb (GasWasserInst) haben wir die 38,5 Stunden Woche, 30 Tage Urlaub (ja auch für Azubis) 50% Urlaubsgeld, usw. usw. Aus Interesse habe ich 2009 einmal rückwärts gerechnet: tatsächlich gearbeitete Jahresstunden des Azubis (also nicht Schule) und gezahlten Lohn ins Verhältnis gesetzt - und bin auf brutto über 6,- gekommen. Und das für den "Frischling", der die meiste Zeit nur zuschaut und beim Kunden auch nicht verrechnet werden kann."

50 bis 60 Stunden Arbeitszeit pro Woche beklagen die Ex-Azubis. Kann das sein?
S.W.: "Zur 60-Stunden-Woche des KFZlers:... wahrscheinlich sind es eher gefühlte 60, schon rein rechnerisch wären das 10-12 Stunden am Tag zzgl. Pausen - selbst ein KFZ Betrieb hat nicht so lange geöffnet."

Aber viele Azubis würden im Handwerk nicht übernommen, behauptet ein Ex-Azubi!
S.W.: Wir haben bisher noch jeden unserer Lehrlinge, die ein vernünftiges Zeugnis hatten, übernommen. Nicht allein die Betriebe entscheiden über Durchkommen/Durchfallen durch die Prüfung: mit der "Scheißegal"-Einstellung, die manche Azubis in der Berufsschule an den Tag legen, ist halt auch keine gute Theorie-Note machbar. Vielleicht sind wir ja eines der "weißen" Schafe, dafür sprechen unsere Mitarbeiterjubiläen der letzten Jahre ... und als Fazit: Es gibt auch ANSTÄNDIGE Betriebe, die sich um ihre Mitarbeiter sorgen und kümmern!

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Es gibt auch zufriedene Azubis

Heizungsbauer Uwe Lechte erinnert daran, dass sich längst nicht alle Azubis über das Handwerk beklagen. Und dass Handwerk durchaus zufrieden machen kann:

Uwe Lechte: "Bin seit 30 Jahren Heizungsbauer und das gern. Geld möchte ich natürlich auch verdienen. Aber mein Beruf bringt mir Freude und Anerkennung. Ich mache, dass es warm wird.

Habe Lehrlinge betreut bzw. ausgebildet. Nach 1 Monat habe ich immer die gleiche Frage gestellt: Und wie ist es? Hast es dir so vorgestellt? Alle, die ja gesagt haben, sind auch heut noch im Beruf oder Meister im Gewerk. Ich wollte nie Schlipsträger werden."

Diskutieren Sie mit!
Gibt es zu viele Schwarze Schafe unter den Ausbildungsbetrieben? Oder sind Azubis selbst schuld, wenn sie bei einem schlechten Ausbilder nicht wechseln? Kann man als Azubi überhaupt vorher erkennen, ob man es mit einem guten Ausbildungsbetrieb zu tun hat?

Hier können Sie mitdiskutieren!

Weitere Infos zum Thema:


Übrigens: Es gibt auch viele Azubis, die sich für ihr Handwerk begeistern. In selbst erstellten Videos stellen sie auf handwerk.com ihre Ausbildung vor, zum Beispiel


(jw)

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