Auf einen Blick:
- Bisher hatten Handwerk und Stadtwerke in Schleswig klar voneinander getrennte Aufgaben. Das änderte sich Anfang des Jahres. Die Stadtwerke Schleswig übernahmen einen Sanitärbetrieb.
- Ziel der Stadtwerke: Sie wollen das Endkundengeschäft erschließen und so ihre Zukunft sichern.
- Die Stadtwerke nutzen dafür eine Öffnung in der Landesgesetzgebung. Das Handwerk schwankt zwischen Empörung und Verständnis für das Vorgehen.
- Die Forderung des Handwerks: Das Subsidaritätsprinzip, dass die Marktteilnahme der Stadtwerke einst stark eingeschränkt hat, solle wieder in Kraft treten.
Erneuerbare Energien, steigende Energieeffizienz – diese Entwicklung gefährdet die Erträge von manchem kommunalen Versorger. Die Stadtwerke Schleswig sorgen vor. Die Strategie: „Wir gehen ganz bewusst ins Endkundengeschäft“, zitieren die Schleswiger Nachrichten den Stadtwerke-Chef Wolfgang Schoofs.
Kampfansage an das Handwerk
Die Aussage ist eine Kampfansage an das Handwerk: Anfang des Jahres übernahmen die Stadtwerke einen Traditionsbetrieb aus dem SHK-Handwerk.
Der Fachverband Sanitär Heizung Klima Schleswig-Holstein ist besorgt über die Entwicklung. „Mit der Übernahme von Handwerksbetrieben durch Stadt- und Gemeindewerke wird eine rote Linie überschritten“, sagt Verbandsgeschäftsführer Enno de Vries.
Er sieht den fairen Wettbewerb gefährdet, wenn die Stadtwerke einen Auftrag ausschreiben und unter den Bietern ihr eigenes Tochterunternehmen ist. Für das neue Geschäftsmodell hat er kein Verständnis. „Das hat mit Daseinsvorsorge nichts zu tun, da geht es vor allem darum, Profit zu machen“, kritisiert de Vries.
Gute Partnerschaft trotz Konkurrenz?
Da muss etwas passieren“, meint auch Hans-Christian Langner. Der Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Schleswig macht allerdings den Stadtwerken keinen Vorwurf. Sie hätten eine Öffnung im Gesetz genutzt, um ihr Geschäft zu erweitern.
Langner hofft auch künftig auf eine gute Partnerschaft. „Die Stadtwerke sind weiterhin bereit, mit dem Handwerk zusammenzuarbeiten und sich auch weiterhin an Ausschreibungen und Aufträgen zu beteiligen.“ Dennoch sieht er Nachholbedarf in der Gesetzgebung. Das Gesetz, das die Öffnung für Stadtwerke ermöglicht hat, müsse ohne diese Öffnung erneut beschlossen werden.
Ähnliches fordert auch der Landesverbandschef Enno de Vries: „Der Subsidiaritätsgrundsatz, also das Prinzip, dass Stadtwerke nur tätig werden dürfen, wenn ein Marktversagen festgestellt ist, muss ausnahmslos wieder in Kraft gesetzt werden.“
Was sagen Sie zu der Entwicklung? Fürchten auch Sie die Konkurrenz durch branchenfremde Unternehmen – oder ist das bei Ihnen sogar schon Realität geworden? Kommentieren Sie hier oder schreiben Sie uns an gille@handwerk.com