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Foto: GordonGrand - stock.adobe.com
Das Hochwasser hat im Ahrtal eine Spur der Zerstörung hinterlassen.

Politik und Gesellschaft

Wiederaufbau im Ahrtal: Meister bittet Kollegen um Unterstützung

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal fürchtet Meister Dominik Tietz um die Zukunft der Region. Er ruft Handwerker aus ganz Deutschland dazu auf, beim Wiederaufbau zu helfen.

  • Eingestürzte Häuser, kaputte Straßen und Brücken: Auch Wochen nach der Unwetterkatastrophe ist die Zerstörung im Ahrtal noch immer groß.
  • Elektrotechnikmeister Dominik Tietz zufolge wird der Wiederaufbau Jahre dauern. Er fürchtet, dass die Region das nicht ohne weitere Unterstützung aus dem Rest des Landes schafft.
  • An Kollegen appelliert der Meister: „Vergesst uns nicht.“ Gebraucht werde die Hilfe von Handwerkern aller Bau- und Ausbaugewerke.
  • Tietz bittet Handwerkkollegen, die sich beim Wiederaufbau engagieren wollen, die Plattform www.handwerk-baut-auf.de zu nutzen.

Starkregen verwandelte die Ahr im Juli in einen reißenden Strom und hat in Rheinland-Pfalz eine Spur der Zerstörung hinterlassen: Die Wassermassen haben Brücken eingerissen, Häuser überflutet sowie Autos und Menschen mit sich gerissen. Angesichts dieser Naturkatastrophe wollte Elektrotechnikermeister Dominik Tietz den Menschen in der Region helfen. Über Instagram startete der Unternehmer aus Königsfeld (Eifel) einen Videoaufruf und appellierte an Handwerker in ganz Deutschland: „Wir brauchen Stromaggregate, wir brauchen Baustromverteiler. Wenn ihr irgendwie helfen könnt, dann meldet euch bitte bei mir.“

Nach der Notversorgung steht der Wiederaufbau an

Die erste Welle der Solidarität nach dem Unwetter war groß. „Bislang haben uns mehr als 1.000 Geräte aus ganz Deutschland erreicht“, sagt Tietz. Inzwischen ist er seit Wochen im Krisengebiet im Einsatz und koordiniert zusammen mit seinem Kollegen Frank Simonis und Obermeister Christian Müller die Hilfsmaßnahmen. Dank der Unterstützung aus dem Handwerk haben die drei Unternehmer eine Notversorgung auf die Beine gestellt. „Zumindest provisorisch haben die meisten Menschen in der Region jetzt wieder Strom“, berichtet Tietz. Er weiß, dass sie bislang nur einen kleinen Teil der Arbeit geschafft haben: „Es wird Jahre dauern, die Häuser und die Infrastruktur wieder aufzubauen.“

Der Unternehmer fürchtet allerdings, dass die Menschen in der Region das nicht ohne weitere Hilfe aus dem Rest des Landes schaffen werden. Das Ahrtal sei eine ländliche Region, in der es ohnehin schon nicht viele Handwerksbetriebe gab. Die Unwetterkatastrophe habe die Situation nun noch verschärft: „Hier will einfach jeder gerade einen Handwerker haben“, betont Tietz. „Alleine können wir die Nachfrage nicht decken, zumal viele Handwerker selbst betroffen sind.“

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Dringend benötigt: Elektriker und SHK-Handwerker

In den Nachrichtensendungen wird dem Handwerksmeister zufolge kaum noch über die zerstörte Region berichtet, weil andere Themen im Fokus stehen. Das wirke sich auf das Engagement für den Aufbau aus:  Die anfängliche Euphorie der ehrenamtlichen Helfer ebbe langsam ab und er fürchtet, dass sie noch weiter abnehmen könnte. Deshalb appelliert der junge Unternehmer an die Handwerkskollegen aus ganz Deutschland: „Vergesst uns nicht.“ Seiner Einschätzung nach wird aktuell vor allem Hilfe von Elektrikern sowie Installateuren für Gas, Wasser und Heizung benötigt. Nach und nach bräuchten die Menschen im Ahrtal aber auch Unterstützung von allen anderen Bau- und Ausbaugewerken wie zum Beispiel Malern oder Fliesenlegern.

So koordiniert das Handwerk die Hochwasserhilfe

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ist die Hilfsbereitschaft noch immer groß. Eine Website hilft nun, die Hilfsangebote zu koordinieren.
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Neues Online-Portal koordiniert Hilfsangebote und Hilfsgesuche

Handwerkern, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, bittet Tietz die Plattform www.handwerk-baut-auf.de  von der Handwerkskammer Koblenz zu nutzen. Dort könnten sie Hilfsangebote einstellen oder sich auf ein Hilfegesuch melden und Kontakt zu den Betroffenen aufnehmen. Doch bevor Handwerker ins Ahrtal kommen, sollten sich sie sich bewusst machen, worauf sie sich einlassen, worauf sie sich einlassen: „Es sieht hier aus wie in einem Kriegsgebiet, die Zerstörung ist unfassbar groß“, sagt Tietz. „Es gibt Leute, die fast alles verloren haben. Ihr Haus und eventuell auch Angehörige.“

Ehrenamtliche Helfer im Ahrtal bekommen daher viel menschliches Leid und Tränen mit. Das müsse man aushalten können, meint Tietz. Für ihn hat die Arbeit im Krisengebiet auch schöne Seiten: Wenn die Stromversorgung für eine Kirche wieder stehe und die Glocken nach Wochen erstmals wieder läuten, sei das ein Hoffnungsschimmer. Bewegend sei auch, wenn man von Kindern Bilder erhalte, die Danke sagen wollen.  

Unterstützung wird noch lange nötig sein

Der Meister hat sich wochenlang in Vollzeit ehrenamtlich engagiert: „Dafür habe ich die Arbeit in meinem Betrieb ruhen lassen“, sagt er. Inzwischen nehme das Portal der Handwerkskammer viel Arbeit ab und das sei auch gut so: „Wir können das nicht ewig machen, weil wir uns auch wieder um unsere eigenen Betriebe kümmern und Geld verdienen müssen“, betont Tietz. Er wünscht sich deshalb, dass nun jemand seine Arbeit übernimmt und sagt: „Die Menschen im Ahrtal werden für den Wiederbau noch lange Unterstützung brauchen.“

Beitrag vom 30. August 2021, aktualisiert am 8. September 2021.

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