Für eine möglichst schnelle Angleichung der
Ost-Einkommen an das Westniveau hat sich der Chef der IG BAU, Klaus
Wiesehügel, ausgesprochen. Die geringeren Mindestlöhne und
Tarifeinkommen im Osten machten es der Gewerkschaft unmöglich,
wirksame Schutzmechanismen für die EU-Osterweiterung durchzusetzen,
sagte Wiesehügel der "Berliner Morgenpost".
Da die Europäische Union die geringeren ostdeutschen Löhne als
Gradmesser und damit unterste Wettbewerbsregel nehme, drohe die
ohnehin hohe Arbeitslosigkeit unter deutschen Bauleuten drastisch
zuzunehmen. "Für Ost-Mindestlöhne finden Sie keinen Arbeiter im
Westen. Und im Osten ist kaum einer bereit, wenigstens West-
Mindestlöhne zu zahlen", sagte Wiesehügel.
Die Arbeitslosigkeit auf dem Bau betrage schon heute im Osten
knapp 40 Prozent und habe ihren Spitzenwert mit über 40 Prozent in
Berlin. Angesichts der dramatischen Situation müsse sich endlich auch
die Politik einmischen. Der Markt allein könne das nicht mehr regeln.
Nicht einer der arbeitslosen Bauleute sei zu faul zum Arbeiten,
sagte Wiesehügel zur von Bundeskanzler Gerhard Schröder ausgelösten
Debatte. "Andersherum wird ein Schuh daraus: Wir haben in Berlin die
meisten Arbeitslosen und zugleich das höchste Bauaufkommen. Das muss
zu denken geben." Jedem Unternehmer gestehe man Ertragsoptimierung
auch durch Entlassungen zu. "Wenn aber ein Arbeitsloser abwägt, ob
sich nicht eine bessere als die ihm angebotene Stelle findet, soll
das verwerflich sein. Das kann nicht angehen."